Kapitel 2.2

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Seinen Bewegungen folgte sie aufmerksam mit ihren meerblauen Augen. Wenn er ihr nicht schaden wollte, würde es sicherlich nicht so schlimm werden, wie sie im Moment annahm. "Sagte die hübsche Frau nicht gerade eben ... dass sie Eure Gemahlin werden sollte?", fragte sie unschlüssig. Es war nicht zu leugnen, dass Draakon sehr attraktiv aussah. Dennoch erkannte Stella unter der unschuldig aussehenden Fassade eine harte Seite. Es war nicht das Problem, dass sie ihn nicht kennenlernen wollte, denn seit der ersten Begegnung hatte sie sehr viel an ihn gedacht. Seine Augen und seine Schuppen hatten sie so fasziniert, sodass sie oft in der Nacht wach gewesen war und sich überlegt hatte, wie er wohl als Gesandter des Königs lebte. Nun wusste sie es und sie war sich nicht sicher, ob sie schockiert oder erfreut darüber sein sollte. Dass er der König selbst war, fand sie im Moment am Schlimmsten, denn ihr war klar, dass sie sich im Wald nicht unbedingt nett verhalten hatte. Aber da hatte Stella auch nicht im Geringsten geahnt, dass er der Drachenkönig sein könnte.

"Sie ist meine Lieblingsfrau. Bisher habe ich meine Lieblingsfrauen immer geheiratet. Aber du musst wissen, Menschen leben nicht sonderlich lange. Nicht, im Vergleich zu Drachen", erklärte er ihr und erhob sich, bevor er zu seinem Schrank ging und diesen öffnete. "Zudem habe ich nie etwas in diese Richtung verlauten lassen." Mit diesen Worten holte er ein dunkelblaues Kleid hervor, das er über seine Arme legte und es dann zu Stella brachte.

Neugierig betrachtete sie es, machte aber keine Anstalten, es entgegenzunehmen. Sie würde wohl eine von vielen Frauen sein. Stattdessen sah sie Draakon direkt ins Gesicht. "Warum habt Ihr mich ausgewählt anstatt Euch etwas anderes auszusuchen?", fragte sie und schluckte. Ihn zufriedenzustellen war sicherlich nicht einfach. Wenn hier Menschen lebten, waren sie sicherlich etwas Besonderes. Das galt jedoch nicht für Stella, einer einfachem Bauerntochter.

"Weil dein Dorf nichts anderes hätte aufbringen können und mich auch nichts anderes interessiert hat", erklärte er mit einer abwinkenden Handbewegung, bevor er sie plötzlich wieder hochhob und das Zimmer mit ihr und dem Kleid verließ.

Die Flure waren mit wunderschönen Teppichen ausgelegt und an den Wänden hingen Wandteppichen, die alles mögliche zeigten. Zwischendrin waren Statuen, die so echt wirkten, dass es kaum vorstellbar war, dass jemand so etwas geschaffen haben sollte.

Stella ließ ihren Blick schweifen und stellte fest, dass er einen ausgezeichneten Geschmack besaß. Die Farbwahl und Dekorationen waren so gut gewählt, dass sie wundervoll miteinander harmonierten und nicht wie ein Durcheinander aussahen. "Ihr wisst, dass ich laufen kann?", fragte sie, ohne den Blick von den Teppichen an der Wand zu nehmen. Einer gefiel ihr auszunehmend gut, denn es zeigte eine Landschaft mit einem schlafenden Drachen. "Und so interessant wie Ihr glaubt, bin ich nicht."

"Ich weiß, dass du laufen kannst, aber dein Bein ist noch verletzt und es soll ruhen, damit es heilt. Zumindest, bis mein Heiler es sich ansehen kann", erklärte Draakon mit ruhiger Stimme. "Zudem bist du leicht und es macht mir nichts aus, dich zu tragen. Sonst rennst du weg." Mit diesen Worten betrat er einen Raum, der Stella die Sprache verschlag.

Es gab in der Mitte ein großes Viereck in dem Wasser eingelassen war. Die Wände waren mit Mosaiken aus kleinen, blauen Steinen verziert und Pflanzkübel ließen den Raum irgendwie idyllisch wirken.

Der jungen Frau entwich ein erstaunter, aber ehrfürchtiger Laut. Das hier schien ein Paradies zu sein. Dampf stieg aus dem Viereck auf und zeigte Stella, dass das Wasser heiß war. Wie lange sie nicht mehr warm gebadet hatte, wusste sie gar nicht mehr. "Jetzt würde ich garantiert nicht mehr wegrennen", bemerkte sie mit leuchtenden Augen.

Draakon lachte. Es war ein klangvolles Lachen, das Stella sehr gefiel.

Vorsichtig setzte der Mann sie auf einen Hocker und hängte das Kleid schließlich über einen Kleiderständer. "Zieh dich aus", meinte er. "Dann kannst du dich im Wasser etwas entspannen."

Dragons of Avalon - Drachenhaut (Band 1) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt