Kapitel 2.4

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Es klang wie ein Befehl, weshalb Stella langsam das Glas an ihre Lippen setzte. Der Geruch von süßen Früchten stieg ihr in die Nase und als sie nur daran nippte, spürte sie ein Prickeln auf der Zunge. Trotz der geringen Menge stellte sie fest, dass er gut schmeckte, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, mehr davon zu trinken. Stattdessen wollte sie lieber Wasser. Damit war sie aufgewachsen, genauso wie mit Milch.

Draakon seufzte, bevor er einen anderen Krug nahm. "Das ist Saft", meinte er und goss ihr ein Glas ein.

Die rötliche, klare Flüssigkeit sah lecker aus. Stella nahm das Glas und nickte begeistert. Was auch immer das für eine Frucht gewesen war, es schmeckte sehr süß und erfrischend zugleich. "Das ist sehr lecker", sagte sie erfreut.

"Das sind kleine Beeren, die hier im Garten wachsen", erklärte Draakon ihr und nahm einen Schluck Wein, während er sich ein Stück Fleisch nahm. Es sah irgendwie nicht so appetitlich aus, weil es bläulich war.

Stella widmete sich stattdessen ihrem Fisch und meinte, dass sie die Beeren gerne sehen würde. Sehr großen Hunger verspürte die junge Frau nicht. Was wohl daran lag, dass sie gerade ein halbes Glas Saft getrunken hatte. Das Fleisch, das Draakon aß, rührte sie nicht an. Es wirkte für sie nicht ganz normal, weshalb sie sich lieber darauf beschränkte, die Dinge zu essen, die sie kannte. Unter anderen Kartoffelbällchen, die in einer braunen Soße lagen.

Diese bauten sie ebenfalls an und daher wusste sie, wie sie schmecken mussten.

Draakon beobachtete sie genau, sagte aber nichts dazu. Sie konnte sich nehmen, was sie wollte und alles probieren.

Das war jedoch nicht so viel, wie er erhofft hatte. Nach drei Kartoffelbällchen und dem Fisch legte sie ihre Gabel zur Seite und nahm die Serviette, um sich den Mund abzutupfen. Nur ungern gestand sich Stella ein, dass sie nervös war. Es wirkte alles surreal und sie wusste nicht genau, woran sie im Moment war. Natürlich schätzte sie die Menge an Essen, die Draakon ihr anbot, doch so viel konnte sie nicht essen, auch wenn sie gerne wollte. "Ich danke Euch für das Mahl", sagte Stella mit dem Blick auf den Tisch gerichtet.

"Ich hoffe sehr, es hat dir geschmeckt", sagte er mit ruhiger Stimme. "Dann bist du jetzt bereit, die Hochzeit zu planen?", fragte er und wirkte belustigt.

Stella rollte mit den Augen. "Nein. Nicht jetzt und auch nicht später", grummelte sie, während sie sich fragte, was das Ganze eigentlich sollte. Sie wollte ihn nicht heiraten, musste es aber tun, damit ihr Dorf in Ruhe gelassen wurde. "Aber mir bleibt nichts anderes übrig, wie es aussieht." Dass sie keine Ahnung davon hatte, würde Draakon wohl schnell bald merken. In ihrem Dorf waren Hochzeiten immer gleich abgelaufen.

"Richtig", sagte er mit einem Lächeln. "Du hast keine andere Wahl", stimmte er ihr zu und erhob sich, bevor er ihr die Hand reichte. Scheinbar, um sie herumzuführen.

Gezwungen lächelte Stella und erhob sich mit seiner Hilfe. Ohne diese, wäre sie wahrscheinlich gar nicht mehr in der Lage gewesen, aufzustehen. Durch das Essen und dem engen Korsett war es nicht einfach, sich zu bewegen. "Es ist ungerecht, dass Ihr mich erpresst", schmollte sie und schob ihre Unterlippe hervor. Das ließ sie wie ein kleines, trotziges Kind wirken.

"Mag sein, aber du bist meine Bezahlung dafür, dass ich dein Dorf gerettet habe. Das ist eine Tatsache", sagte er scheinbar uninteressiert daran, ob sie das wollte oder nicht. "Zudem solltest du dich geehrt fühlen. Du wirst die Gemahlin des Drachenkönigs."

Darum hatte sie aber nicht gebeten und es fühlte sich auch nicht richtig an. Einem König stand eine adlige, hübsche und reiche Frau zu. Stella war nichts davon, aber sie machte sich auch keine Illusionen. Es war nicht so, dass sie Draakon nicht attraktiv fand. Er war einzigartig schön und vornehm. Das war eine Mischung, die sie anzog, aber es hieß nicht, dass sie gleich heiraten wollte. Er hatte sie damit regelrecht überfahren, ohne ihr überhaupt eine Wahl zu lassen.

Dragons of Avalon - Drachenhaut (Band 1) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt