Übermorgen

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Ich schaue in den Spiegel und hasse, was ich sehe.
Große, glasige Augen, eine trockene Kehle,
verblasste Haut, eine gebrochene Seele.
Ich bin längst kein Mensch mehr, nur noch Stress und Sorgen,
Und was getan werden muss, verschiebe ich auf morgen,
Und übermorgen hänge ich noch immer davor.
Übermorgen stehe ich wieder vor meinem Spiegel und stelle fest, wie ich mich veränder'.
Meine Art zu reden wird kälter,
Und wie ich mit Problemen umgehe, erschreckt mich.
Was ich tue, das bin nicht ich.
Und doch bin ich es, obwohl ich es nie sein wollte,
Tue heute Dinge, die ich übermorgen schon wieder bereue.
Und zwei Tage später mache ich sie dann wieder.
Immer mehr Fehltritte, mein Leben verascht wie so eine dreckige Kippe.
Ich schaue in den Spiegel und ich hasse das Monster, zu dem ich geworden bin.
Ich sehe Knochen und Blut, Asche und Wut, Hass und Trauer, aber keinen Sinn.
Ich bin längst nicht mehr, wer ich einst war.
Und übermorgen stehe ich wieder da,
Sage mir, dass es endlich aufhören muss.
Aber ich kenne kein Pardon und kein Stopp, weil die Angst mich voran treibt.
Die Angst davor, wer übermorgen vor diesem Spiegel stehen wird.
Noch einer oder ein weiterer Fehltritt,
Wer weiß schon, wer ich dann bin und ob ich bin.
Diese Reise führt mich, aber ich weiß längst nicht mehr wohin.
Ich bin nur ein Passagier auf dem Zug des Lebens,
Und mich zu erinnern, wer ich war ist vergebens,
Denn dieser Zug fährt nur voran und nie zurück.
Ich schaue in den Spiegel und hasse, was ich sehe,
wer ich bin, wer ich übermorgen sein werde.

Written by the WindWhere stories live. Discover now