Kapitel 2

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Louis PoV
Etwas irritiert wechselte mein Blick zwischen Eleanors Augen und der Broschüre in ihrer Hand hin und her. Wo war das Problem, von dem sie gerade geredet hatte? Ich sah nur eine sehr aufgelöste junge Frau, die mit einer Klatschzeitschrift vor meinem Gesicht hin und her fuchtelte.
„El, ich versteh's nicht.", meine Stimme klang genervter als beabsichtigt, aber ich konnte hysterische Mädchen einfach nicht ausstehen, was bei einem Fandom wie meinem ziemlich ungünstig war. Da ich Eleanor aber nicht kränken wollte fügt ich noch schnell „Was ist denn los?", in einem sanfteren Ton hinzu. Meine Freundin fing an leise zu schluchzen und sich wieder an mich zu klammern. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. Was hatte sie nur so aufgewühlt?
„Die Zeitung, Louis..."
Was hatte sie denn die ganze Zeit mit dieser bescheuerten ....MOMENT WAS?! In diesem Moment hatte mein Blick die Titelseite erfasst und mein Gehirn hatte die einzelnen Puzzleteile sofort zusammengesetzt.
Lass das bitte ein schlechter Traum sein!
Entsetzt riss ich Eleanor das Magazin aus der Hand und blätterte auf die Seite, die auf dem Deckblatt unter einem Bild von meiner Fakefreundin und mir vermerkt war. Auf dieser erfuhr ich, dass eine Person, die anonym bleiben möchte, mich und Harry während der Corona Krise zusammen gesehen habe. Dass dieser Artikel wahrscheinlich mein gerade so perfektes Leben, das von meiner großen Liebe Harry und vor allem das meiner Fakefreundin, die zu den wichtigsten Personen, nach meiner Familie und Harry, in meinem Leben zählte, ziemlich auf den Kopf stellen wird. Mit einem Schlag verstand ich, warum Eleanor so aufgelöst nach Hause gekommen war. Die Fans werden sich auf diese Sensation stürzen, es hätte mich nicht gewundert, wenn genau in diesem Augenblick auf Instagram und Twitter die Drähte heiß gelaufen wären vor lauter ,Larry'. Ich war wie betäubt. Mir war klar, dass Eleanor, die für mich so viel aufgegeben hatte, in dieser Geschichte als die böse dargestellt werden wird und das hatte sie auf keinen Fall verdient. Sie verdiente den Himmel dafür, was sie für mich getan hatte! Das alles wird nur passieren, weil ich nicht vorsichtig genug gewesen war und eine sensationsgeile Person im, für sie, richtigen Moment am richtigen Ort gewesen war. Diese anonyme Person, die ich dafür in diesem Moment am liebsten eigenhändig erwürgt hätte, auch wenn ich eigentlich derjenige gewesen war, der einfach unüberlegt gehandelt hatte, indem ich Harry in der Öffentlichkeit abgeschmust hatte, hat auch Photos von uns gemacht. Jene waren am Rand des Texts abgebildet. Trotz meiner Betäubung und dem Wissen, dass diese Gedanken in so einer Situation komplett fehl am Platz waren, fand ich jene Bilder dennoch extrem süß. Auf dem ersten standen Harry und ich eng umschlungen vor meiner Haustür. Harrys Gesicht war in meinen Haaren vergraben und ich versteckte meines in seiner Schulter. Mal wieder fiel mir auf wie groß Harry, beziehungsweise wie klein ich war und dass wir dadurch perfekt, wie zwei Puzzleteile, zusammen passten, wenn wir so ineinander verschlungen dastanden. Das zweite zeigte, wie ich Harry, der sich an mich klammerte eine Träne aus dem Gesicht strich. Unweigerlich schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, weil ich mich nur zu gut an die Momente, an welchen diese Bilder entstanden waren erinnerte. Damals, es war jetzt schon über ein halbes Jahr her, hatte ich Harry das letzte Mal persönlich gesehen und trotzdem machte mich die Erinnerung glücklich, da diese kleinen Momente so voller Liebe und Zuneigung waren. Ich war gerade dabei mich in kitschigen Erinnerungen an die Zeit mit Harry zu verlieren und das hier und jetzt komplett zu vergessen, als es mir wie Schuppen von den Augen viel: Es gab nur eine einzige Person, die diese Bilder gemacht haben konnte: Der nervige Taxifahrer, der Harry zum Flughafen gebracht hatte! An dem Tag war keine andere Person auf der Straße vor unserem Haus zu sehen gewesen und die Perspektive, aus der die Bilder aufgenommen worden waren, passte ziemlich gut auf die Stelle, wo das Taxi gestanden hatte....
Es musste er gewesen sein! Wütend pfefferte ich die Zeitschrift auf den Boden und wollte mich schon auf den Weg machen herauszufinden, wer dieser Taxifahrer war (Er sollte erleben, was passierte, wenn man sich mit Louis Tomlinson anlegte...im Nachhinein war ich froh, dass ich das nicht getan hatte), als mich Eleanor ängstlich am Ärmel festhielt.
„Louis da sind irgendwelche Leute vor unserer Tür", während sie mich auf diese Tatsache hinwies nickte sie erschrocken zu unsere verschlossenen Haustür, vor der immer noch  Bruce und Clifford saßen und aus großen, dunklen Hundeaugen etwas verwirrt zu uns aufschauten. Dieses Bild, das ich in einer anderen Situation wahrscheinlich ziemlich süß gefunden hätte, vergaß ich allerdings schlagartig, als ich die Schritte und Stimmen mehrer Personen vor unserer Haustür auch bemerkte. Wir erwarteten keinen Besuch und der Postbote wurde gewöhnlich auch nicht von mehr als einer Person begleitet. Also wer im Gotteswillen kam da die Treppe zu unserem Haus hinauf?! 
Der schrille Ton unserer Klingel riss mich aus meinen Gedanken.
„W...wer ist das, Lou?", fragte Eleanor mit gebrochener Stimme. Aufmuntert und mit einer Entschlossenheit, die ich mir nicht zugetraut hätte entgegnete ich: „Am besten wir schauen mal nach."
Mit drei Schritten war ich bei der Tür und öffnete sie. Was sich mit darauf für ein Anblick bot ist schwer zu beschreiben. Vor mir war eine Masse aus Reportern, die ihre Kameras hoch hielten und sich um den besten Platz stritten. Überall waren Blitzlichter und gefühlt tausend Stimmen schrieen mir etwas wie „Ist es wahr?" oder „Warum haben Sie es immer abgestritten" zu. Völlig perplex stand ich einfach in meinem Türrahmen und starrte auf die Menge vor mir hinunter. Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich Eleanor die sich unsicher an mich drückte mir ins Ohr flüsterte ich solle wieder reinkommen. Sofort löste ich mich aus meiner Starre, schlang einen Arm um die junge Frau neben mir und wollte sie schon mit mir ins Haus ziehen, als ich vereinzelte Buhrufe aus der Menge aufschnappte, die langsam immer mehr wurden und eindeutige meiner Freundin galten. Und da platzte mir der Kragen: Ich zog Eleanor näher an mich und schleuderte der Masse vor uns folgendes voller Hass ins Gesicht: „WISST IHR EIGENTLICH WIE RESPEKTLOS IHR SEIT?!  LASST MICH UND ELEANOR EINFACH IN RUHE! DIESES MÄDCHEN HIER NEBEN MIR VERDIENT MEHR ALS IHR IRGENDWER JEMALS GEBEN KANN, DESWEGEN HÖRT EINFACH AUF SIE STÄNDIG RUNTERZUMACHEN!" All meine über die Jahre aufgestaute Wut entlud sich und im Nachhinein konnte ich sagen, dass diese Worte sich nicht nur an die Reporter, sondern an alle Menschen, die je schlecht über Eleanor geredet hatten gerichtet waren.
Nach meinem Ausbruch flüchtete ich mit El und dem Wissen mal wieder für Schlagzeilen gesorgt zu haben ins Innere unseres Hauses.

Being Strong (Fortsetzung von Spending Quarantine)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt