Kapitel 3 - Angekommen in Salix Town

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Ich kam an der Grenze der Stadt an, die sich immer mehr zeigte.

„Halt, stehen bleiben", gab jemand von sich.

Ich sah schnell um mich und wollte wissen, wer da mit mir sprach. Doch ich konnte den Urheber leider nicht ausfindig machen.

Die Person schwebte vor meinem Gesicht herum und stupste leicht mit einem Speer meine linke Wange. „Wehe, wenn du nochmal mich gekonnt ignorierst. Dann werde ich..."

Ich unterbrach ihn. „Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich bin nur ein Mensch, der vor einem Zauberer geflüchtet ist."

Eine andere Person kam herbei. Dieses mal in meiner Größe. Nur der einzige Unterschied war, dass sie spitze Ohren hatte und ich nicht.

„Dann müssen wir dich zu Königin Salix bringen", erklärte mir das spitzohrige Wesen. „Es ist eine Seltenheit geworden, dass Menschen unser Gebiet betreten wollen."

„Kennt ihr eigentlich den Zauberer?", fragte ich neugierig.

Das kleine Wesen senkte seinen Kopf. „Ja, leider. Er ist der Herrscher über alles was außerhalb dieses Waldes sich befindet. Auch über die Menschenwelt hat er derzeit das Sagen erlangen können."

Deswegen konnte er sich als menschlicher Lehrer ausgeben. Komisch nur, dass niemand anderes aufgefallen war, dass er in Wirklichkeit kein Mensch war.

„Ich hoffe mal, dass der Zauberer keine größeren Schäden hinterlassen hat."

Leider musste ich dem spitzohrigen Wesen das Gegenteil bezeugen. „Meine Eltern hat er für kurze Zeit ausgeschaltet. Und ich weiß nicht, wie sie sein werden, wenn der Zauber vorbei ist."

„Dann hoffen wir mal, dass nicht das Schlimmste passieren wird", gab sie von sich.

Sie brachten mich also zu Königin Salix. Leider konnte ich dabei ihr Volk nicht betrachten. Sie versuchten mich mit allen Mitteln in einen Hintereingang zur Königin zu bringen. Eigentlich verständlich, aber ich war besseres gewöhnt.

„Was gibt es?", kam es von einem Baum, der sich in der Nähe von uns befand. „Hoffentlich habt ihr einen guten Grund, warum ihr meinen Schönheitsschlaf unterbrochen habt."

„Jawohl, Königin", gab das spitzohrige Wesen von sich. „Dieses Mädchen hier ist von dem Zauberer geflohen, der sie laut ihrem Aussagen umbringen wollte."

Der Raum erhellte sich. Man konnte leicht erkennen, dass der Baum sich zu einem menschlichen Körper verformte. Langsam ließ das Licht nach und man konnte sie ganz erkennen. Noch ein spitzohriges Wesen.

„Man nennt solche Wesen Elfen", sagte die Königin. „Aber spitzohrige Wesen ist auch ein guter Name."

„Sie können also meine Gedanken lesen. Interessant..." Langsam begann ich diese Welt zu lieben. Es waren Dinge möglich, die einem normalen Menschen nicht in den Sinn kommen würden. „Gibt es also auch Vampire?"

Gerade in dem Moment sprang das große Tor auf und eine Fee mit dunkelroten Augen betrat den Raum. „Ja, sie gibt es. Und ich war einst eine von ihnen."

„Erstaunlich."

Alles sah so aus, wie der Autor von der Varyla-Reihe mitgeteilt hatte. Als wäre er ein Teil dieser Welt gewesen.

Die Königin ging zu ihr. „Du kommst gerade zur rechten Zeit, Alice. Gib dieser Frau eine Wohnung, wo sie die nächsten Nächte übernachten kann."

Alice verneigte sich vor ihr. „Jawohl, Königin Salix." Sie stand wieder aufrecht und wechselte ihren Blick zu mir. „Dann müssen wir wohl los. Es ist ja bald schon Nacht. Für Menschen, Elfen und Feen eine Zeit, wo man sich zu Bett begeben sollte."

„Und für Vampire?", fragte ich neugierig. „Schlafen sie tagsüber?"

„Exakt. Sie sind nachtaktive Wesen, die sich nachts auf die Jagd begeben, um ihre Nahrung zu erhalten. Licht würde ihrer Haut zu sehr schaden."

„Also glitzern nicht Vampire, wenn sie mit Licht in Berührung kommen?"

Alice lachte und schüttelte den Kopf. „Wer hat dir diesen Unsinn gesagt. Vampire glitzern natürlich nicht im Sonnenlicht. Das wäre unlogisch und gegen jegliche Naturgesetze."

Das Volk von Königin Salix begab sich auch langsam in ihre Häuser. So wie es Alice gesagt hatte.

„Dürfte ich eigentlich fragen, welche Rolle du in diesem Herrschaftssystem trägst?", wollte ich wissen.

„Eine interessante Frage. Aber diese Frage lässt sich leicht beantworten. Ich bin die Bürgermeisterin dieser schönen idyllischen Stadt." Sie teilte es voller Stolz mit. Aber man merkte auch, dass ein kleiner Schmerz dabei war, als sie über die Idylle sprach. Kann es sein, dass sie selbst mal einen höheren Titel hatte und ihr Volk gegen sie war?

Sie sah sich schnell um. Hat sie etwa meine Gedanken gehört? „Geht es dir gut, Alice?", fragte ich.

„J-ja ja, mir geht es gut." Sie zeigte zu einem großen Haus. „Da ist das Haus. Du wirst vorerst in der oberen Etage wohnen. Ich hoffe, es gefällt dir." Ein Schlüssel klimperte in ihren Händen. Diesen überreichte sie mir. „Dann wünsche ich dir eine gute Nacht."

„Gute Nacht!", erwiderte ich.

In meiner Wohnetage suchte ich direkt nach dem Schlafzimmer und wollte mich hinlegen. Die Flucht hatte mir viel zu schaffen gemacht. Und dann kam noch die übernatürliche Welt hinzu, in der ich unfreiwillig hineingezogen wurde. Gemütlich kuschelte ich mich in die wollig warme Decke und schloss meine Augen, um in die Traumwelt zu kommen.

~~~

Ich stand auf einer Wiese. Weit und breit war niemand zu sehen. Auch kein einziger Baum stand irgendwo im Weg. Es sah alles sehr trist und öde aus. Wäre da nicht die grüne Wiesenfläche hätte ich gedacht, ich befände mich in einer Wüste.

„Wen haben wir denn da?" Eine Person kam zu Vorschein. Es war der Zauberer. Mit seinem Zauberzepter rannte er auf mich zu. „Ich muss dich bekommen. Die Geschichte muss sich ändern."

Und schon wieder hatte er es gesagt. Angst breitete sich in mir auf. Plötzlich stand ich nicht mehr auf der Wiese, sondern in einem Thronsaal, der prächtig mit goldenen Kronleuchtern geschmückt war. Meine Angst, die ich vorher hatte, verblasste. Ich spürte eine Begierde, die Begierde einen zu beißen und das Blut auszusaugen.

Der Zauberer war nicht mehr siegessicher und zitterte am ganzen Leib. „Bitte verschone mich. Ich möchte noch nicht sterben." Er reichte mir eine Kugel hin, die er von seinem Zepter entfernte. „Nimm das und verschwinde. Bitte lass mich am leben. Ich wollte doch nur einmal der Herrscher über diese ganze Welt werden."

Ich nahm die Kugel an und begutachtete sie. Es sah so aus, als würde eine rote Wolke in ihr sich hin und her bewegen. Manchmal kamen sogar kleine Blitzschläge. Diese Schläge spürte man aber kaum. Das Glas war sehr stabil und leitete nicht die Elektrizität weiter.

~~~

„Veronika, steh auf" , sagte Alice. „Die Besprechung fängt an."

Ich stand schnell von meinem Bett auf. Verwirrt schaute ich um mich. Wo ist die Kugel?

„Welche Kugel? Geht es dir gut, Veronika?", fragte meine innere Stimme mich. „Vielleicht hat dir der Schlaf einfach nicht gut getan."

Vermutlich. Ich wollte von dem Traum niemanden erzählen, weil ich die Befürchtung hatte, dass man mich als verrückt erklären würde. Vielleicht will mein Unterbewusstsein unbedingt ein Vampir sein.

„Schneller!" Alice kam in den Raum. „Die Person, die mit dir sprechen möchte kann nicht ewig warten."

„Dann muss es wohl eine dringende Besprechung sein", sagte ich. „Da bin ich mal gespannt, was die Person von mir wissen will.

„Um ehrlich zu sein, bin ich es auch. Man hat mir wenig mitgeteilt, weil das Thema geheim gehalten werden soll."

Veronika Shadow - Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt