Veronika Shadow - Die Prophezeiung

Kapitel 12 - Neue Informationen

Ich kam immer näher zum Zentrum von Salix Town. Viel hatte sich nicht verändert. Aber ich war auch nur für eine kurze Zeit weg gewesen.
„Oh nein!“, schrie jemand und zeigte in Richtung meines Zauberstabes.
Auch die anderen Einwohner gingen mir aus dem Weg, als hätte ich eine gewaltsame Waffe in meinen Händen. Ist das doch kein einfacher Stab?
Der Kommandant kam zu Vorschein. Er ließ sich von der Angst nicht beeinflussen und ging auf mich zu. „Hast du den Zauberer schon besiegt?“
Ich schüttelte den Kopf, zeigte ihn aber den Stab. „Das hier habe ich jedoch stattdessen gefunden. Scheint wohl sehr mächtig zu sein.“
Er nahm ihn an sich. „Ja, er ist mächtig.“ Vorsichtig drehte er ihn um. Eine Unterschrift war zu sehen. „Oh, die Unterschrift von Aurora Shadow, der mächtigsten Vampirin überhaupt. Es gab sogar viele Gerüchte, dass sie immer noch unter uns weilt. Doch das glaube ich eher weniger. Wo hast du dieses mächtige Artefakt her?“
„Von meiner Tante“, erklärte ich ihm. „Sie ist noch am leben.“ Ich musste an den Angriff zurückdenken. „Obwohl ich mir da nicht mehr so sicher sein kann nachdem meine Freunde aus dem Nichts einen Hinterhalt gestartet haben.“
Er sah mir in die Augen. „Du lügst mich wohl wirklich nicht an.“ Den Stab überreichte er mir. „Übrigens ist das noch nicht mal ein Stab. Es war der erste Zepter von Kaiserin Varyla.“
Die Glocke läutete. Einige Einwohner betraten wieder ihre Häuser.
„Dann sollten wir schnell zu Königin Salix“, sagte der Kommandant. „Du hast einen Gegenstand erlangt, für den schon viele um ihr Leben gekämpft haben. Wer ihn besitzt hat ultimative Macht.“
„Hat er nur Vorteile? Oder gibt es einen Haken?“
„Tatsächlich gibt es einen Haken. Der Stab ist mit deinem Blut synchronisiert. Wenn du ihn nutzt, verlierst du Blut. Als Vampir kein Problem. Als Mensch nur als eine Notlösung nutzbar.“
Wir liefen in Richtung des Schlosses. Es wurde immer dunkler. Die Zeitverschiebung ist einfach gewaltig zwischen Lightara und der magischen Welt. Rechtzeitig kamen wir noch im Thronsaal an. Bei der Königin wuchs langsam eine Barriere, was uns daran gehindert hätte, mit ihr zu reden, wenn es zu spät wäre.
„Was wollt ihr an dieser späten Stunde?“, fragte Salix. „Hoffentlich gibt es... Oh, du bist ja wieder hier Veronika.“ Der Wachstum der Barriere wurde unterbrochen und sie stand wieder als Mensch vor uns. „Mit dir hätte ich am wenigsten gerechnet. Gibt es neues zu berichten?“ Sie sah den Zepter meiner Tante an. „Was sehe ich denn da? Der Zepter der Kaiserin höchstpersönlich. Als Geschenk der Treue hat sie dieses kostbare Stück ihrer beste Leibwache gegeben, deiner Tante.“
Mich erstaunte immer, wie sehr sie über die Leute schon Bescheid wusste. Niemand konnte mir sagen, dass ich mit Aurora verwandt war, doch sie war dazu fähig. Ich hoffte sehr, dass sie weiterhelfen konnte. „Ich habe den Stab gefunden, als ich von tätowierten Leuten verfolgt wurde. Sie kamen vom Zauberer her, der mich immer noch tot sehen will.“
„Also nutzt er wirklich den verbotenen Zauber.“ Salix ging im Raum hin und her. „Ich frage mich wirklich langsam, warum der Hohe Rat nichts gegen den Zauberer macht. Sie wurden eigentlich genau aus diesen Gründen einberufen.“ Sie schnippte. „Ich habe die Idee. Keiner würde das jetzt glauben, aber wenn er was verbotenes macht, dann müssen wir auch mit etwas Verbotenen zurückschlagen.“
„Bist du dir auch wirklich sicher, dass die Zeit dafür gekommen ist?“, fragte der Kommandant. „Der Hohe Rat kann sehr gefährlich sein, wenn sie etwas Verbotenes sehen. Vom Zauberer wurden sie wahrscheinlich bestochen. Oder sie haben seine Stärke anerkannt.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Na und? Bin ich etwa nicht stark?“
„Doch, meine Majestät.“
„Dann wird auch alles gut laufen“, sagte die Königin. Sie betätige einen Knopf, der neben ihrem Thron stand. „Alice, bitte kommen. Es gibt einen Sonderfall, der schnell erledigt werden muss.“
Ich war gespannt, was Salix für eine Idee hatte. Schließlich musste es etwas sein, was in der magischen Welt nicht gerade erwünscht war. Selbst nicht unter dem Hohen Rat.
„Ja, was wollen Sie, Königin Salix?“ Alice verneigte sich vor ihr. „Ich hoffe, wir sind unserem Ziel ein Schritt näher gekommen.“ Sie blickte zu mir und sah dabei das Zepter. „Oh, ich kann mir denken, was Sie von mir verlangen, Königin Salix. Aber vergessen Sie dabei nicht, dass ich nur eine Fee bin?“
Salix ging auf Alice zu. Ihr zorniger Blick zeigte auf, wie ernst die Lage war. „Zweifelst du etwa an deiner Königin? Wenn ich falsch liege und du sie nicht infizieren kannst, kannst du mich natürlich vom Thron stürzen. Dann werde ich sogar freiwillig gehen. Noch nie hatte ich bei meinen Aufgaben falsch gelegen.“
Sie senkte ihren Kopf. „Du hast recht, Königin.“ Langsam flog sie zu mir. „Dann komm Veronika. Ich muss dich wohl von deiner Menschlichkeit erlösen.“
„Warte, was?“ Ich ging ein paar Schritte rückwärts. „Warum fragt mich niemand, ob ich wirklich so ein Vampirsauger werden will?“
Alice wurde rot im Gesicht. „Sag das nicht nochmal. Sonst werde ich mir das nochmal anders überlegen.“
Mein Schicksal war besiegelt. Wenn der Befehl schon von eines der mächtigsten Elfen kam, dann konnte ich kein Widerspruch einlegen. Dann auf Wiedersehen Menschlichkeit. Es war ein vergnügen.
„Ich sag es kein drittes Mal. Komm endlich!“
Ich folgte Alice und ließ das Schloss erstmal hinter mir. Wir begaben uns zu einem großen Gebäude. Über der Eingangstür stand groß Rathaus. Solche Gebäude begutachtete ich immer gerne. Nur gerade in jenem Moment war mir nicht so. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, es zu analysieren. Schließlich musste ich es mit dem Abschied meiner Menschlichkeit verbinden.
„Hoffentlich wird nichts schiefgehen. Ich habe da sehr große Angst“, gab die innere Stimme von sich. Es hörte sich an, als würde sie selbst Todesangst bekommen.
„Es gibt keinen anderen Weg, Veronika.“ Alice flog auf mich zu und umarmte mich. „Ich werde aber dir versichern, dass du ein schönes Leben als Vampir haben wirst.“ Sie zwinkerte. „Vielleicht wirst du sogar eine Leibwache, wenn alles gut läuft.“
Wenigstens eine Sache, die sich zum Kämpfen lohnte. Einen Platz in der magischen Welt.