Kapitel 6

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Sicht Leyla:
Wir rannten so schnell wir konnten in die Notaufnahme und was ich sah verschlug mir die Sprache. Geschockt stand ich dar, ich war wie gelähmt. Plötzlich schaltete ich alles um mich herum aus. Ich dachte nichts. Es fühlte sich alles so leer und falsch an. Von dem einen Augenblick auf den anderen löste sich dieser Zustand und ich folgte den Sanitätern und dem Notarzt in eine der Schockboxen. Ben hatte bereits alle notwendigen Geräte abgeklemmt und so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte mich weder konzentrieren, noch konnte ich mich bewegen oder irgendetwas tun. In gedämpfter Wahrnehmung merkte ich,dass Ben mich einige Male ansprach: „Dr. Sherbaz, Hallo?! Alles in Ordnung?" Ich antworte nichts. Ich nahm nur war,dass Ben inzwischen das Protokoll gelesen hatte und mittlerweile auch die Situation verstand. Langsam liefen mir die Tränen über die Wange. Auf einmal betrat Niklas die Schockbox:„Leyla, Leyla." ,Sprach auch er mich an. Alles zog an mir vorbei,wie in einem Zug ohne Halt. Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern und nahm schwammig war,dass er mich aus der Schockbox brachte. Er ließ mich dort stehen,ehe sich auch schon eine Schwester um mich kümmerte. Sie kam genau im richtigen Augenblick. Sie konnte mich gerade noch halten,bevor ich auf den Boden gesunken wäre. Die Schwester begleitet mich zu einem der Stühle und ließ mich kurz allein,um ein Glas Wasser zu holen. Wie ferngesteuert stand ich auf und schritt langsam aus der Notaufnahme in Richtung Treppe. Meine Tränen hatten sich zu einem reißendem Wasserfall entwickelt.
Sicht Ben:
Erst verstand ich nicht,was los war. Ich musste erst auf das Protokoll schauen,um zu bemerken,dass ich die junge Frau kannte. Es war das Mädchen, welches ich zusammen mit Leyla im Supermarkt gesehen hatte. Schnell begriff ich,dass es Leylas Tochter war. Sie hieß Zoe, ebenfalls ein wunderschöner Name genau,wie der ihrer Mutter. Ich spürte,dass ich mich um Leyla kümmern musste und übergab an Julia. Niemand stellte Fragen,für alle war das ungewöhnliche so verständlich. Dennoch nahm ich war,wie sehr das alles auch Dr. Ahrend mitnahm. Trotzdem wollte er unbedingt Zoe operieren. Ich entschied mich frische Luft zu schnappen und hörte ein leises Schluchzten. Als ich um die Ecke trat ,sah ich Leyla weinend auf der Treppe sitzen. Auf ihrem Kasak haben sich duzent Tränen niedergelassen und ihre Augen waren bereits rot. Ich setzt mich neben sie und legte wie aus Reflex einen Arm um ihre Schulter. „Hey. Alles wird gut.",versuchte ich sie vergeblich aufzumuntern. „Dr. Ahrend und Julia operieren sie gerade. Zoe hat gute Chancen.",gab ich nicht auf und versuchte es weiter. „Das ist alles meine Schuld.", schluchzte Leyla, „wenn ich doch nur mehr Zeit für sie hätte." „Es ist nicht deine Schuld. Du hast sie ja schließlich nicht angefahren. Es wird alles gut." Ich nahm Leyla nun ganz in den Arm ,wo sie sich kurz darauf an meine Schultern klammerte. Wir spürten weder ,wie nah wir uns in diesem Augenblick waren,noch das ich Leyla eben geduzt habe. „Wollen wir vielleicht zum OP gehen?", fragte ich nach einer Weile und bekam nur ein stummes Nicken als Antwort. Stützend brachte ich Leyla vor den OP und wir ließen uns auf den Stühlen nieder. Erneut nahm ich sie in den Arm und versuchte sie mit Worten zu beruhigen. Langsam streichelte ich über ihren Rücken und hoffte,dass alles gut geht und die beiden bald wieder vereint sind.

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