Kapitel 8

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Sicht Leyla:
Eine Schwester brachte mich zu Zoe's Zimmer und öffnete mir die Tür. Langsam betrat ich das Zimmer,in diesem Moment war ich erleichtert darüber,mich selbst einmal über Zoe's Zustand informieren zu können, dennoch wusste ich,dass sie ihre Beine vielleicht nie wieder spüren würde. Zu diesem Zeitpunkt schlief Zoe,sie wurde vorerst in ein künstliches Koma versetzt, trotzdem spürte ich dass ich mit ihr reden musste. Ich setzte mich auf den kleinen,runden Hocker neben dem Bett und griff nach ihrer Hand. Auch wenn sie mir nicht antworten konnte,begann ich zu erzählen: „Hey Zoe, es...es tut mir alles so leid. Bitte werde schnell wieder gesund. Ich muss dringend etwas mit dir besprechen,du weißt schon Mutter-Tochter Themen." Es tat gut,diese Sätze loszuwerden,sodass ich sogar wieder ein bisschen grinsen konnte,als ich den letzten Satz aussprach. Regelmäßig piepsten die Geräte und ich lauschte dem künstlichen Atem. Irgendwann legte ich meinen Kopf neben unsere Hände,bis ich schließlich einschlief.
Sicht Ben:
Nach einer Weile beschloss ich einmal nach Leyla zu schauen. In der letzten Zeit machte ich mir ständig Sorgen um sie oder konnte nur an sie denken. Eigentlich wollte ich sie schon längst etwas wichtiges fragen,aber im Moment war das wohl eher weniger die passende Situation. Ich stand im Gang der ITS vor dem Fenster von Zoe's Zimmer und blickte durch die dünnen Schlitze des Rollos.  Als ich sah,dass Leyla schlafend an Zoe's Bett saß entweichte mir ein breites schmunzeln. Ich entschied mich vorsichtig den Raum zu betrachten und griff nach einer flauschigen,blauen Decke und falltete sie zur Hälfte aus ,um Leyla damit zu zudecken.Kurz dachte ich darüber nach,mich zu den beiden zu setzen, entschied dann aber doch für den Nebenraum. Stunden vergingen,in denen ich Papierkram und ähnliches bewältigte.
Sicht Leyla:
Ich träumte vieles,wirres Zeug. Ich sah sogar Ben und mich in zehn Jahren als glückliche Familie. Wir waren verheiratet und hatten zwei Kinder,es waren Zwillinge. Ein Mädchen und ein Junge. Es war der letzte Traum in dieser Nacht,wie die Endstation des Lebens. Ich schenkte all dem keine größere Bedeutung. Auf einmal verspürte ich einen leichten Druck auf meiner Hand,als ob sie jemand feste drücken würde. Schlagartig riss ich meine Augen auf und schreckte auf. Ich bemerkte nicht einmal,dass ich mir voll und ganz meinen Nacken verdreht hatte. Das einzige,was in diesem Augenblick zählte war ,dass Zoe wieder aufgewacht ist. Ihre Hand war jene,die meine fest drückte. Wie in eine Art Trance klingelte ich einige Male mit dem Notfallknopf,bis auf einmal Niklas und Ben in Raum standen. Sie leiteten alle notwendigen Schritte ein und ich konnte mein Glück kaum in Worte fassen. „Mama?",hörte ich nach einigen Minuten Zoe's kratzige,leise Stimme. „Ja meine Süße, Mama ist hier." Das erste Mal seit Stunden konnte ich wieder lachen. Mit den Worten „Wir lassen euch dann Mal allein." Verschwanden Niklas und Ben aus dem Zimmer und so nahm der Tag doch noch ein gutes Ende. Jetzt mussten wir nur noch testen,ob Zoe ihre Beine spürt,aber als erstes wollte ich ein wenig Zeit,mit ihr alleine verbringen. Ich nahm erneut ihre Hand und saß einfach nur glücklich und zufrieden am Bett meiner geschwächten Tochter.

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