Coffee to go

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> Ihr abweisendes Verhalten hatte das Gegenteil von dem bewirkt, was sie vermutlich bezweckt hatte. Er fand sie nur noch interessanter, als sowieso schon. Auch wenn er es ungern zugab weckte sie in gewisser Weise seinen Jagdtrieb. Vielleicht hing das aber auch davon ab, dass sein Alter Ego nicht wirklich mit einer Abweisung klar kam. Langsam ließ er seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden, bevor er zurück zu seinem Auto lief. Man sieht sich schließlich immer zweimal im Leben. <

Liya  hatte beschlossen erstmal ihre Umgebung zu erkunden, bevor sie sich genauer nach einem Job umsah. Es hätte sie definitiv schlimmer treffen können. Die vereinzelten Bäume in den Straßen trugen zwar kein Laub mehr aber immerhin war etwas Grünzeug vorhanden. Im Sommer war es hier bestimmt schön. Mit einem wehleidigen Blick betrachtete Liya den Baum vor ihr. Vermutlich würde sie im Frühjahr gar nicht mehr hier sein. Ein kalter Windstoß sorgte dafür, dass sie sich ihre Kapuze noch tiefer in den Nacken zog.

Seltsamerweise ließ sie das aufeinandertreffen mit Max nicht mehr los. Sie war es nicht gewohnt, dass ein Mann so direkt auf sie zukam. In gewisser Art und Weise war es ihr auch unglaublich unangenehm, wenn sie so viel Aufmerksamkeit bekam. Sie war wegen einem einzigen Ziel hier in Berlin und davon wollte sie auch nicht abweichen.

Langsam hatte sie sich auf einer Bank niedergelassen und spielte mit dem Hotelschlüssel. Sie musste ihre nächsten Schritte genau planen. Die Polizei war ja keine sonderlich große Hilfe gewesen in dieser Angelegenheit. Sie musste also selber Nachforschungen über alte Vermisstenanzeigen anführen. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf, bevor sie langsam auf ein kleines Cafe in der Seitenstraße zusteuerte. Ein kurzer Blick ins Schaufenster ließ die junge Frau stutzen 'Aushilfe gesucht'. Stirnrunzelnd hielt sie vor dem Schild und blickte sich einmal um. Es war vielleicht nicht die klügste Idee in einem Cafe zu arbeiten, wo alle Welt vorbei kam.

Sie haderte eine Weile mit sich, bevor sie das Cafe betrat. Sie brauchte das Geld und immerhin lag das Cafe so versteckt, dass wohl kaum Touristen hier vorbei kamen. Eine angenehme Wärme strömte ihr entgegen, als sie das Cafe betrat. »Hey! Kann ich dir helfen?« Sofort war eine junge Frau hinter dem Tresen hervorgetreten. Freundlich lächelte sie Liya an und klemmte sich ihr Tablett unter den Arm. »Ja ähm entschuldige. Das kannst du. Ich bin wegen dem Schild im Schaufenster hier.« Auch Liya wagte es jetzt vorsichtig zu Lächeln. 

»Oh cool endlich! Ich dachte nicht, dass sich nochmal jemand findet, der mir hier in meinem Chaos hilft. Ich bin Leni.« Lachend hielt sie Liya die Hand hin. Eine gelockte braune Strähne fiel ihr jetzt ins Gesicht, was sie nur noch mehr zum Lachen brachte. »Ich wünschte ich könnte meine Wallemähne unter Kontrolle bringen.« Ein leichtes Pusten half in diesem Fall tatsächlich vorübergehend nach. Grinsend gab Liya ihr die Hand »Ich bin Li... Aria. Ich bin Aria.« Innerlich verfluchte sie sich selber. Es würde nie funktionieren unterzutauchen, wenn sie sich schon bei ihrem Namen versprach. Leni schien allerdings keinen Verdacht zu schöpfen und lächelte weiter freundlich. »Schöner Name! Es freut mich, dass du da bist. Wenn du magst kannst du morgen um neun mal zum Probearbeiten vorbei schauen. Dann können wir schauen, ob das für dich und mich passt.« Liya wurde sofort warm ums Herz. Leni schien ein rießiger Sonnenschein zu sein. »Klar! Ich freue mich.« erwiderte sie euphorisch und eine leichte Last fiel ihr vom Herzen. Jetzt hatte sie immerhin schonmal einen Job in Aussicht und konnte sich mit dem Geld um alles weitere kümmern.

»Dann bis morgen!« Leni zwinkerte ihr zu, bevor sie hinter der Theke verschwand und eine Kaffeetasse abwusch. Liya hob ihre Hand verabschiedend und verschwand ebenfalls aus dem Cafe. Je näher sie dem Hotel kam, desto stärker konnte sie die Müdigkeit in ihren Knochen spüren. Gefühlt war sie heute nach der ellenlangen Autofahrt auch durch halb Berlin gerannt. Obwohl es noch relativ früh am Abend war, wirbelten die kalten Luftzüge unaufhaltsam durch die Luft. Warum war es schon wieder so kalt? Am Nachmittag war es doch so schön warm gewesen. Mit schnellen Schritten betrat sie das Hotel und stieß beinahe mit jemandem zusammen.

Speechless- Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt