>Wortlos stieg sie in sein Auto ein und er tat es ihr gleich. »Wieso hast du so reagiert? « Langsam startete er seinen Wagen und lenkte ihn zurück auf die Hauptstraße. Liya lenkte ihren Blick in den Fußraum des Autos und atmete nochmal tief durch. Die Wahrheit war die einzige Option aber das machte sie und ihn angreifbar. <
Liya ließ ihren Blick im Fußraum liegen und fing an die Fussel auf der Fußmatte zu zählen. »Es ist nicht gut, wenn man mich im Internet sieht.« merkte sie jetzt vorsichtig an und hob langsam ihren Blick um auf die Straße zu blicken. Sie wollte sich selber nicht eingestehen, dass sie durch so eine kleine Aktion in so große Gefahr geraten war.
Ein leichter Nebelschleier lag auf der Straße und dementsprechend waren die Lichter der entgegenkommenden Autos leicht verschwommen. Genauso sah es in Liyas Kopf aus. Alles verschwamm in sich und sie wusste nicht mehr, was sie wirklich denken sollte. Max hatte sie nur kennenlernen wollen und sie hatte sich auf so vielen Ebenen falsch verhalten. Er konnte nichts dafür, dass sie in so einer misslichen Situation war. Er versuchte ihr zu helfen und alles, was er als Dank bekam war eine paranoide aufgelöste Frau die ihm zu allem Übel auch noch eine Ohrfeige verpasst hatte. Das konnte ja gar nicht besser laufen.
»Wieso nicht?« Maxs Blick lag ernst auf der Straße. Er hatte seine Zähne fest aufeinander gebissen. Er wollte es aus ihrem Mund hören. Wieso vertraute sie ihm nicht einfach. Es würde alles so viel einfacher machen. Nervös lenkte er den Wagen über den größten Umweg, der ihm einfiel. Er wollte nicht, dass sie ihren Bus bekam. Allen beteiligten war klar, dass er sie dann nie wieder sehen würde. Egal was er tat. Und das war gerade das, was er nicht wollte. Seit er sie durch Zufall in der Polizeistation kennengelernt hatte fand er Liya super interessant. Sie war ein Buch mit sieben Siegeln, klug und vor allem nicht auf den Mund gefallen. Das gefiel ihm. Was wollte er bitte mit einem grauen Entlein, welches zu allem ja und Amen sagte. Allein der Gedanke daran ließ ihn das Gesicht verziehen.
»Weil ich...« Wie sollte sie ihm am besten darauf antworten? Es klang alles so unwirklich. Sicherlich würde er sie für verrückt halten. Mit einem leisen Seufzen fuhr sie sich durch die Haare. »Ich bin auf der Flucht. Ich hätte gar nicht erst zulassen sollen, dass du mich näher kennenlernen willst.« Sein Blick blieb stur auf die Straße gerichtet. Hatte er sowas etwa erwartet? Liya musterte den Mann neben sich misstrauisch. Oder wusste er etwas? Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Immerhin hatte sie in den tiefsten Untiefen des Internets nach Verbindungen zwischen Max und Familie Beck gesucht. Sie hatte nichts gefunden aber misstraute ihm immernoch. Sofort machte sich ihr schlechtes Gewissen wieder bemerkbar. Er hatte es nicht verdient so verdächtigt zu werden, immerhin hatte er ihr geholfen. Er war der Grund gewesen, warum sie zumindest für einen kurzen Moment ihre unglückliche Situation vergessen konnte. Und genau dieses Vergessen hatte sich so richtig angefühlt, wie schon lange nichts mehr. Sie wollte mehr von diesem Gefühl. Einfach unbeschwert leben und Konter austauschen, weil keiner Zugeben wollte, dass er sprachlich unterlegen war. Es war ein kleiner Funken Schmerz in ihrem Blick, als sie den Blick wieder senkte. Schon die ganze Zeit fühlte sie sich wie betäubt. Konnte dieses schreckliche Gefühl endlich aufhören?
»Jetzt ist es schon zu spät Liya. Ich stecke wohl oder übel mit drin.« Max hatte den Wagen am Busbahnhof gestoppt und sah Liya direkt an. Er war nicht blöd. Allein ihre Mimik verriet ihm schon, wie verzweifelt sie war. Es war doch ganz klar die falsche Entscheidung, sie fühlte sich schrecklich damit und ihm war es auch alles andere als Recht. Wieso bemerkte sie das nicht?!
»Deswegen sorge ich dafür, dass du nicht noch weiter reinrutschst. Wenn ich hier bleibe ist es weder für dich, noch für mich sicher.« Er musste sie einfach verstehen. Verzweifelt musterte Liya den blonden Mann neben sich, bevor sie auf die Uhr sah und die Wagentür öffnete. Es waren noch fünf Minuten bis zur Abfahrt. Wenn sie pünkltich kommen wollte, dann musste sie jetzt gehen.
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Speechless- Kontra K
FanfictionDas Leben ist ein Tanz auf der Klinge. Liya ist in England bei ihrer Familie aufgewachsen und obwohl sie nie wirklich das Gefühl hatte zu dieser zu gehören liebt sie sie trotzdem. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass die Familie einige tiefsc...