>»Also gut. Ich habe gesagt, du weißt sicher, dass Emilia ziemlich Dreck am Stecken hat. Angefangen hat es vermutlich mit kleineren Delikten. Drogenhandel und ähnliches. Ich hatte damals ziemlich viel um die Ohren. Ich war kaum Zuhause und habe mich halbwegs selber über Wasser gehalten. Es gab Tage, wo ich kaum Geld für Essen hatte. Über einen Freund habe ich dann Markus kennengelernt und er meinte dann er hätte eine gute Idee, wie ich genügend Geld verdienen könnte.« Er unterbrach seine Erzählung und musterte Liya. Mit einem leisen Seufzen sah sie ihn an. Es wunderte sie nichtmal, dass die ganze Familie in die Machenschaften involviert war. <
Alles in dieser Familie war erstunken und erlogen, wieso sollte sie also bei solchen Neuigkeiten überrascht sein. Mit einem kurzen Kopfnicken bedeutete sie Max weiterzusprechen. Auch wenn sie ihm gerade zuhörte hatte sie ihren Entschluss bereits gefasst. Egal was er ihr jetzt erzählte, sie würde gehen und sich an ihren ursprünglichen Plan halten. Sie war hier um ihre richtige Familie zu finden und genau das würde sie auch tun. Sie konnte und würde ihm nicht mehr trauen. Das einzige was er hier gerade tat war Zeit zu schinden. Mechanisch ließ sie ihren Blick auf die Uhr wandern. Die fünf Minuten waren beinahe um.
»Ich war des öfteren bei Markus Zuhause. Emilia hat mich gut behandelt. Das ging ungefähr zwei Wochen so, bevor sie dann meinte ich könnte ihr auch einen Gefallen tun. So bin ich dann zum Dealen gekommen. Emilia hat die Drogen irgendwo besorgt und ich habe sie vertickt in irgendwelche dreckigen Gassen.« Ein kurzer Blick zu Liya zeigte ihm, dass sich ihre Mimik nicht verändert hatte. Sie biss sich nur gestresst auf die Unterlippe und versuchte seiner Erzählung zu folgen, während in ihr ein Sturm an Gedanken auf sie einprasselte, sie hochwirbelte und wieder zu Boden fallen lies. Mit einem leisen Seufzen faltete er seine Hände und starrte für einige Sekunden auf den Boden. Wieso erzählte er das Ganze überhaupt, wenn sie ihm nicht zuhörte? Er machte sich gerade Gläsern und hoffte, dass sie ihm so verzeihen würde. Dabei hatte er schon verloren. Das hatte er bereits an ihrem Blick erkannt, als sie ihn beim Telefonat erwischt hatte. Trotzdem war er ihr es schuldig und ein kleiner Teil in seinem Inneren hoffte darauf, dass sie ihm irgendwann verzeihen würde, dass er so naiv gewesen war.
»Dadurch habe ich dann mein Geld verdient. Sie hat mich quasi davor bewahrt auf der Straße zu landen. Irgendwann fing es dann mit der Musik an zu laufen und ich bin ausgestiegen. Das ging auch nur so einfach, weil sie in dem Monat noch mit der ganzen Familie nach England umzog. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich war ihr Dankbar und hatte immer das Gefühl in ihrer Schuld zu stehen.« Unglücklich sah er Liya an und für einen kurzen Moment dachte er, dass er einen Funken Mitleid in ihren Augen erkennen konnte. »Als sie mich dann vor circa drei Wochen kontaktierte und meinte ich solle Ausschau nach einer jungen Frau halten, die vermutlich bei der Polizei nach ihrer Familie fragen wird, dachte ich mir nichts dabei. Sie wollte einfach nur, dass ich ihr Bescheid gebe.«
»Und das hast du natürlich sofort getan.« kommentierte Liya mit einem leisen Schnauben. Sie hatte genug gehört. Alles war von Anfang an ein abgekartetes Spiel gewesen. »Ja das habe ich aber ich wusste ja nicht, dass...« Max hielt mitten im Satz Inne und sah Liya durchdringend in die Augen. Das brachte alles nichts. »Kann ich dir irgendwie helfen?« murmelte er leise und senkte seinen Kopf in Scham.
Das hohe Lachen, welches jetzt an seine Ohren drang sorgte für einen starken Schmerz in der Herzgegend. Alles was einmal war hatte er kaputt gemacht. Er hätte es besser wissen müssen. »Ja du kannst mich in Frieden lassen! Deine fünf Minuten sind um!« Mit diesen Worten erhob sich Liya. Fast wäre sie gefallen, als ihr Bein nachgab. Die Wunde an ihrem Knie schmerzte noch immer. Max war sofort da gewesen und hatte sie am Arm festgehalten. Ein einfacher Reflex. Er wollte nicht, dass sie sich weh tat, auch wenn es dafür vermutlich zu spät war. »Lass mich los!« Liyas Stimme war leise und auch eher halbherzig. Ihr Herz sagte ihr etwas anderes, als ihr Verstand. Sie wollte ihm glauben und ihm trauen aber ihr Verstand sagte laut und deutlich Nein, also löste sie langsam ihren Arm aus Maxs sanftem Griff und musterte den blonden Mann noch einmal.
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Speechless- Kontra K
FanfictionDas Leben ist ein Tanz auf der Klinge. Liya ist in England bei ihrer Familie aufgewachsen und obwohl sie nie wirklich das Gefühl hatte zu dieser zu gehören liebt sie sie trotzdem. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass die Familie einige tiefsc...