Kapitel 8

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Nach langer Wartezeit ein neues Kapitel. Ich hoffe, euch gefällt es und, dass ich in der nächsten Zeit etwas mehr fürs Schreiben übrig lasse. Lasst mich gerne eure Meinung wissen. Noch einen schönen Tag und erstmal viel Spaß beim Lesen.

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Ich stehe vor der Tür, du kannst mich reinlassen. - C

Marla fühlte sich gerade ziemlich unwohl. Ihr Puls stieg ins Unermessliche. Ein beklemmendes, stechendes Gefühl machte sich in ihrem Brustkorb breit und jeder Atemzug wurde schwerer. Es fühlte sich an, als würde es ihr den Schweiß förmlich raustreiben und Marla wusste nicht, ob sie schon einmal so nervös in der Gegenwart von Cassandra war. Sie wusste nicht, wie sich das folgende Gespräch entwickeln würde und diese Ungewissheit machte sie fertig. Auch wenn die Brünette das Gefühl hatte zu explodieren, sah man ihr nicht ein Zittern an.

Sachte öffnete sich die Wohnungstür und Marla deutete Cassandra schnell einzutreten. Die Nachbarn waren neugierig genug, es muss keiner wissen, wer bei ihr ein- und ausgeht. Sobald sich die Tür schloss, sahen sich die beiden an und sprachen kein Wort. Nach wie vor war es eine erdrückende Atmosphäre, da keine der Frauen wusste, womit sie anfangen sollen und aufgrund des geringen Platzes im Flur standen sie sich körperlich nahe, doch keine machte auch nur Anstalten, die Lücke zu schließen.
Marla war die erste, die zu Wort kam, nachdem sie ihre Stimme wiederfand: "Wasser?" Sichtlich verwirrt über diesen Start, nickte die Ältere nur und begab sich langsam mit in Richtung Küche. Dankend nahm Cassandra das Glas entgegen und trank einen großen Schluck daraus, in der Hoffnung ihr Kloß im Hals würde sich lösen. Die Tatsache, dass sie nach 18 Stunden Reise noch komplett erschöpft war, machte es definitiv nicht besser.

"Wie war London?", fragte Marla nun leise und scherzte, "haben dir die Schüler erstmal alle Nerven geraubt?" Nun lächelte auch Cassandra. "Ich glaube, manche Lehrer waren schlimmer, aber es gab auch interessante Momente." "So? Und die wären?", hob Marla eine Augenbraue und wartete gespannt auf die Antwort, doch sie sah wie sich die Ältere in Gedanken verlor und hakte nochmal nach: "Was gab es denn so interessantes?" "Was dagegen, wenn wir uns ins Wohnzimmer setzen?" "Absolut nicht", lachte Marla, "klingt ja fast so als war was schlimmes passiert." Zwar scherzte die Schülerin, aber das war um die Ernsthaftigkeit der Situation zu überspielen. Sie konnte nicht einschätzen, was Cassandra vorhatte.
"Alsooo...", fing die Lehrerin zögernd an, "ich habe keine Ahnung, womit ich anfangen soll." "Irgendetwas wäre schon mal einer-" "Elena weiß von uns." Nach kurzem Überlegen, wer gemeint war, entglitten Marla jegliche Gesichtszüge. "Wie-", setzte sie erneut an, doch wurde sofort unterbrochen: "Sie hat uns am Bahnhof vor der Abfahrt gesehen. Ich konnte sie nicht anlügen, wenn sie zu viel wusste. Sie hat versprochen nichts zu verraten, ich glaube ihr das auch und wenn-" "Hey, ganz ruhig", beruhigend legte Marla ihre Hand auf Cassandras, da diese sich fast schon verzweifelt rechtfertigte, "das ist vielleicht nicht die beste Nachricht, aber ich vertraue Frau Weinert, sie würde nichts verlauten lassen. Und wenn du das auch glaubst, gibt es für mich genauso wenig Zweifel." Erleichtert atmete die Lehrerin aus uns lächelte: "Danke, es gibt aber noch etwas..."

"Wie bitte was?", hysterisch sprang Marla auf. Cassandra hätte sich denken können, dass Marla es nicht gut aufnehmen konnte, dass Larissa in die Schülerin verliebt war. "Das ist ganz schlecht, das ist ganz, ganz, ganz schlecht. Jetzt erklärt das so einiges", sprach Marla mehr zu sich und lief vor dem Sofa auf und ab. "Marla, ich kann verstehen, wenn du mit ihr diese Chance nutzen willst und du das mit uns-" "Was?", verwirrt blickte Marla zu der Älteren und verstand, was diese gerade vermutete, weshalb sie sich anstrengen musste, nicht zu lachen. "Dachtest du gerade ernsthaft, ich würde das in Erwägung ziehen?" "Ja das dachte ich. Ich würde dir bei einer richtigen Beziehung nur im Weg steh-" "Stopp! Rede gar nicht erst weiter", unterbrach Marla sie erneut, "hör mir bitte erst zu."

Angespannt wartete Cassandra auf eine Erklärung. "Nur, weil Larissa auf mich steht, heißt das nicht, dass ich etwas von ihr will. Du stehst dabei auch nicht im Weg, denn die einzige Person, von der ich etwas will, bist du. Und ich weiß, es geht gegen unsere Abmachung, aber letzte Woche ist mir klar geworden, dass sich dieses 'uns', was auch immer das ist, sehr richtig anfühlt. Ich wollte dir das einfach nicht verheimlichen, genauso wenig wie die Tatsache, dass mich eine alte Bekannte geküsst hatte, was ich sofort wieder abgebrochen habe, weil sich das komplett falsch angefühlt hatte und ich mir in dem Moment nur gewünscht habe, dass du-", tief holte Marla Luft, noch immer vor dem Sofa stehend. Die Worte hatte sie herunter gerattert und hoffte, dass Cassandra nicht sofort abhauen würde. "Dass ich was, Marla?", mit diesen Worten erhob sich nun auch die Ältere, blieb direkt vor der Schülerin stehen und schaute ihr in die Augen.
Keine Worte wurden mehr gesprochen, als Marla jetzt endlich die letzten Zentimeter überbrückte und Cassandra in einen leidenschaftlichen Kuss zog, in dem die noch unausgesprochenen Gefühle von beiden spürbar hervor kamen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich atemlos voneinander, Cassandras Stirn ruhte auf der von Marla, ihre Hände waren an den Seiten ineinander verschränkt. Sie standen einfach nur da und genossen das Gefühl. Jegliche Schwere der anfänglichen Atmosphäre war verflogen und alles fühlte sich federleicht an. Keine von ihnen rannte weg, keine wollte etwas beenden. Wie Marla es vorhin gesagt hatte: es fühlte sich richtig an, obwohl beide natürlich wussten, wie falsch es gesellschaftlich und vor allem vor dem Gesetz war. Doch das interessierte in diesem Moment niemanden.

"Ich habe dich vermisst", brach Marla nun die Stille, fühlte sich aber unsicher, ob es richtig war weiter zu reden, tat es jedoch trotzdem, " ich bin froh, dass du nicht weggegangen bist." Cassandras Lächeln wurde breiter und sie küsste Marla erneut.
Zaghaftigkeit verging schnell und Leidenschaft übermannte beide Frauen sofort, dass Marla bereits anfing, die Knöpfe von Cassandras Bluse zu öffnen, während diese ihre warmen Hände langsam unter das Top von Marla schob.
Langsam, ohne den Kuss zu unterbrechen, versuchten sie Richtung Schlafzimmer zu gehen, als ein lautes, aggressives Klopfen an der Tür die zwei auseinander schrecken ließ.

Entnervt stöhnte Marla auf und sagte: "Wenn ich jetzt hingehe, desto schneller ist derjenige an der Tür wieder weg" "Na geh schon", lachte Cassandra leise und schob Marla zur Wohnungstür, aber nicht ohne ihr vorher leicht ins Ohrläppchen zu beißen, was eine Gänsehaut bei der Schülerin hinterließ.
Ohne vorher nachzusehen, wer an der Wohnungstür stand, öffnete Marla die Tür und wurde sofort überrumpelt, als sie feststellte, wer einfach durch die Tür ging:

"Da-" "Ich weiß, du willst mich gerade nicht sehen, aber ein paar Worte hätte ich schon verdient. Ich verstehe ja, wenn du mich nicht küssen wolltest, aber das hättest du auch direkt sagen können-", aufgebracht ging Daniela Richtung Wohnzimmer und stockte, als sie die Blondine sah, welche sich hastig die Knöpfe der Bluse zuknöpfte, "Mama?!" Ungläubig riss Marla die Augen auf und glaubte, sich verhört zu haben: "Wie 'Mama'?"

Dem Verlangen verfallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt