!Triggerwarnung gegen Ende des Kapitels!
Themen wie Alkoholmissbrauch sowie SVV werden angesprochen.
--------------------------------------------------------------------Am nächsten Morgen war die Schülerin definitiv nicht bei bester Laune. Sie wusste nicht, ob sie wirklich geschlafen hätte, zumindest fühlte es sich nicht so an. Alles fühlte sich taub an, jegliches Gefühl nahm sie nur gedämpft wahr - selbst ihren eigentlich dröhnenden Schädel. Doch es nützte alles nichts, somit schleppte sie sich also in die Schule, in der Hoffnung, dass es einiger Maßen besser wurde.
Doch bereits die Geschichtsstunde kam Marla so vor wie Folter. Dabei hatte sie schon Glück, dass ihr Frau Mueck erstmal erspart blieb, da diese scheinbar einfach nicht da war. Sie wusste allerdings nicht den Grund, aber viel darüber nachdenken konnte sie eben so wenig, als ihr Geschichtslehrer sie aus den Gedanken riss: "Immer das Selbe mit dir", meinte Herr Lanz nur trocken und überreichte der Schülerin die Klausur. 0 Punkte. Erneut. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie in diesem Schuljahr in Geschichte so versagte, letztes Jahr war das auch nicht der Fall. Zumindest lag der Durchschnitt da bei 6 Punkten. Doch die Braunhaarige hatte nicht den Elan zu diskutieren, umso überraschter war sie, als ihre Banknachbarin sich zu Wort meldete: "Herr Lanz, wie kann es sein, dass ich auf die Aufgabe volle Punktzahl habe und Marla nicht, obwohl wir inhaltlich das gleiche Ergebnis haben?" Entnervt drehte er sich zu Lilly um: "Das ist ganz einfach, Fräulein Schäfer hat bei Ihnen abgeschrieben. Das war ein Täuschungsversuch."Das stimmte nicht. Und das wusste er genauso gut wie Lilly und Marla. Genau genommen war es umgekehrt der Fall, doch Marla hoffte, dass Lilly sich ihre 8 Punkte nicht versäumte, indem sie jetzt Stellung na- "Falsch!", tu's nicht Lilly, dachte sich Marla. "Ich hab von ihr abgeschrieben. Sie müssten mir 0 Punkte eintragen. Alles andere wäre Marla nicht fair gegenüber."
Herr Lanz fuhr sich mit einer Hand über den Dreitagebart und antwortete monoton: "Ich entscheide, was gerecht ist und ich sage, Marla hat abgeschrieben, aber ich schätze deine Loyalität, Lilly." Die ganze Konversation ging an Marla nur vorbei, als würde es nicht um sie gehen, doch irgendwie kam sie nicht von der Aussage von Daniela weg. Ist sie der Grund, dass das mit Mirko vorbei ist? Ist Herr Lanz deshalb so zu ihr und das erst seit diesem Schuljahr? Doch nachwievor hatte Marla nicht die Energie zu diskutieren und hoffte einfach, dass der Unterricht endete.Selbst in der Pause hatte die Schülerin keine Ruhe als sie von Larissa gerufen wurde und unbeachtet verdrehte sie schon die Augen: "Was gibt's?", bemühte sie sich freundlich zu wirken. Sichtlich nervös rang Larissa nach den richtigen Worten und Röte stieg ihr ins Gesicht: "Naja also... Marla, ich mag dich wirklich wirklich sehr und ich hab mich gefragt, ob wir... vielleicht eventuell mehr zusammen machen können und mal sehen, was daraus wird?"
Marla hatte schon geahnt, dass das noch kommt und versuchte noch immer nett zu bleiben: "Larissa, ich hab dich echt gern, aber ich denke, dass ist keine gute Idee, wir sollten wirklich nur befreundet bleiben." "A-aber wir könnten es doch-" "Nein! Wir könnten es nicht versuchen. Damit hat sich das", meinte Marla ruhig und ging zum nächsten Klassenzimmer, wohin Larissa ihr folgte und sie bat zu warten. Nach dem fünften Ruf war es Marla zu viel und wurde lauter: "Verdammt Larissa. Ich hab keinen Bock auf irgendwas Ernstes mit dir. Kapier das doch!" Tränen bildeten sich in den Augen der 10. Klässlerin und versuchte noch etwas zu erwidern, als Marla sie leicht an den Schultern packte: "Vergiss es! Ich bitte dich ein letztes Mal, mich jetzt in Ruhe zu lassen. Sofort!"Es brachte bei Larissa nichts, einfühlsam zu bleiben, auch wenn es sich Marla anders gewünscht hatte. Etwas geschockt über ihren eigenen Tonfall, atmete die Schülerin durch und schaute auf und traf dabei den nicht weniger geschockten Blick Cassandras, welche ihrer Kleidung entsprechend gerade erst in das Gebäude eintrat, aber dennoch genug vom Gespräch gehört hatte. Marla hatte komplett ausgeblendet, dass sie sich noch auf dem Gang befanden und auch andere mitbekamen, wie Marla lauter wurde. Kopfschüttelnd ging sie in ihr Klassenzimmer und wollte einfach in Ruhe gelassen werden.
Erstaunlicherweise war für den Rest der Woche Ruhe eingekehrt. Sie schaffte es sogar ohne weitere Zwischenfälle, Cassandra aus dem Weg zu gehen. Doch Marla ging noch zu viel durch den Kopf und auch Freitag erinnerte sich Vanessa dennoch an ihr Vorhaben.
"Na komm, Lieblingslesbe. Ich kenn dich gut genug, dass du deine Zunge erstmal lockern musst", kicherte Vanessa und machte den beiden jeweils eine Rum-Cola Mischung und freute sich, dass Marla sich zumindest die Zeit nahm, um Zeit mit ihrer besten Freundin zu verbringen, selbst wenn sie vielleicht nicht wirklich reden würde.Nach einer Stunde und drei bis vier Gläsern bei den Freundinnen, redeten diese über belanglosen Kram, bis Vanessa wieder etwas ernster wurde.
"Also, genug mit den Witzeleien jetzt. Was ist das jetzt zwischen dir und Frau Mueck?"
Marla, welche zwei Gläser mehr hatte und allgemein vom Alkohol etwas Röte im Gesicht abbekommen hatte, wurde erst einmal ruhig. Sie suchte nach passenden Worten, doch ihr wollte nicht einfallen, wie sie anfangen sollte.
"Ich hab ehrlich gesagt, keine Ahnung, was das ist. Es ist definitiv mehr zwischen uns als es sein sollte", enthüllte sie dann doch. "Ich wusste es doch. Ich konnte schon erahnen, dass sie dich genauso anschaut wie du sie. Jetzt ergibt das auch alles mit der Wohnung einen Sinn, genau wie ich es vermutet habe", ratterte Vanessa herunter und freute sich innig, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte.
"Jetzt mach mal halblang. Ich bin noch nicht dazu gekommen Cassandra danach zu fragen." "Cassandra also. Wie lange geht das denn jetzt?", lächelte die blonde Schülerin verschmitzt. Marla jedoch war nicht so ganz nach lächeln zumute: "Etwa ein halbes Jahr, aber über die letzten Wochen kamen noch ein paar Angelegenheiten dazu, auf die ich noch keine Antwort bekommen habe", erklärte sie betrübt, auch wenn sie zum Teil selbst dafür verantwortlich war, indem sie Cassandra ignorierte. Mit diesem Satz trank Marla nun ihr Glas aus und füllte erneut nach, was Vanessa mittlerweile kritisch beobachtete."Marla, ich kenne dich. Und so wie es gerade scheint geht es dir nicht gut." "Ach Quatsch, es geht mir gut, wirklich." "Nein tut es nicht. Ich sehe doch, wie ausgelaugt du aussiehst, wie du jetzt gerade tief ins Glas schaust und das wahrscheinlich schon einige Tage wieder. Und ich glaube, dass du auch wieder ein anderes Problem mit dir rumschleppst. Mensch, Marla du warst doch schonmal an dem Punkt. Und du weißt, wie weit es ging."
Die Braunhaarige war sprachlos, in erster Linie, weil sie sich ertappt vorkam und ihre beste Freundin Vermutungen hatte die auch noch sehr nahe an der Wahrheit waren. Es stimmte einfach und Marla konnte sich nicht erklären wie Vanessa sie so gut durchschauen konnte. Und auf einmal durchfuhr es Marla wie ein Blitzschlag. Sie sprang auf, schwankte aufgrund des Alkoholpegels und legte ihre Hand unbewusst auf die Stelle an ihrem Rippenbogen, als ein leichter Schmerz durch ihren Körper fuhr. Das blieb natürlich von Vanessa nicht unbeachtet, wusste es aber besser anstatt es anzusprechen. Marla konnte sich denken, dass sie es wusste."Wo willst du jetzt noch hin?", fragte Vanessa besorgt. "Ich muss an die frische Luft?", die Aussage glich mehr einer Frage, was es noch ungläubiger machte. "Bitte sag nicht das, was ich denke, was du vorhast. Marla denk daran, dass du was getrunken hast. Und das nicht gerade wenig." "Sorry Mi Corazón, aber ich muss das klären, sonst komme ich nicht dazu. Ich pass' auf mich auf. Versprochen." Mit diesen - eher gelallten - Worten machte sich Marla so schnell wie möglich auf den Weg, ohne dass Vanessa sie abhalten konnte.
Etwa 45 Minuten später bog die Schülerin in die Einfahrt zu Cassandras Haus ein, als sie bereits von einigen Metern entfernt einen heftigen Streit wahrnahm.
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Dem Verlangen verfallen
RomanceEine Kurzgeschichte, die von der 18-jährigen Marla handelt, welche eine Affäre mit ihrer 22 Jahre älteren Englischlehrerin, Cassandra Mueck, eingegangen ist. Verbotene Leidenschaft beruht zwar auf beiden Seiten, doch das kann nicht lange gut gehen...