Kapitel 10

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Mit jedem Kilometer, den Marla fuhr, wurden ihre Gedanken ruhiger, ihre Aufregung ging zurück und sobald sie zum Stehen kam atmete sie tief durch.
Doch wirklich frei fühlte sie sich nicht. Unterbewusst war es klar, dass sie mit irgendwem darüber reden musste. Mit wem sie die letzten Monate schöne Stunden verbrachte, was sie nach und nach oder alles auf einmal erfahren hatte, doch vor allem, wie es ihr selbst dabei ging. Es fühlte sich an wie gefangen.
Vanessa konnte sie so etwas nicht erklären, das Risiko war zu groß, aber auch Freunde, die Frau Mueck nicht kannten, waren nicht für diese Information nicht geeignet. Das beste war also mal wieder nichts anmerken zu lassen. Es brachte sowieso nichts, wenn scheinbar niemand zuhören wollte. Seufzend machte sie sich ihr Bier auf, nahm drei große Schlücke und starrte auf die Lichter der Stadt, die mit steigender Dunkelheit mehr wurden. Die Nacht würde sie wohl mal im Auto verbringen. Aufhalten kann sie sowieso keiner.

"Komm schon Marla, geh an dein Telefon!" Cassandra ging mit einem halb vollem Weinglas in ihrer Küche auf und ab. Nach fünf Versuchen hatte sie aufgehört zu zählen, wie oft sie nun Marlas Nummer gewählt hatte. Selbst Cassandras Hund ging diese Unruhe gegen den Strich und protestierte mit einem Bellen. "Ach Darli, ich weiß, dass du Stress nicht magst", gab die Lehrerin getrübt von sich und trank ihr Glas aus. Beim Nachschenken merkte sie, dass die Flasche bereits leer war und wollte sich eine Neue holen, als es an der Tür klingelte.
Ihre Hoffnung stieg für einen kurzen Moment, dass Marla vor der Tür steht, doch diese verpuffte sofort, nachdem sie diese öffnete und ihre Kollegin vorfand. "Hey, Elena, was gibt's?" "Dafür, dass du eine 15-stündige Fahrt hinter dir hast, bist du erstaunlich wach", lachte die junge Spanischlehrerin und trat in das Haus, sobald Cassandra sie reinbat. "Ich kann sowieso nicht schlafen", murmelte sie. "Ja das sehe ich, und auch, dass du es gerade krampfhaft versuchst. Warst du nicht bei Marla?" "Doch, aber dank meiner Tochter hatte alles einen ganz anderen Lauf genommen."

Durch den Wein wurde Cassandras Zunge natürlich lockerer und hatte weniger Hemmungen ihrer Freundin zu erzählen, wonach diese Fragte. "Und ich habe keine Ahnung, wo sie gerade ist und das macht mich fertig." "Cassy, gib' ihr Zeit. Ich hätte es auch nicht toll gefunden, wenn du mir deine Tochter verschwiegen hättest. Aber sie wird zum Glück kein Problem mehr in der Zukunft darstellen, oder?" "Es ist einfach so absurd, dass ausgerechnet meine Tochter Marla bereits kannte. Ich meine, was ist das für ein Zufall? Und richtig, Daniela zieht bald weg."
Sobald dieser Name über Cassandras Lippen fiel, bemerkte Elena, wie sie gerade nicht gut über ihre Tochter sprechen konnte. Das lag wohl daran, dass Daniela nicht nur Marla geküsst hatte, sondern auch schlecht von dieser sprach und beides gefiel Cassandra überhaupt nicht.

Der Montag kam schneller als gehofft und Marla musste sich nun mit einem minder schwerem Kater vom gesamten Wochenende durch den Tag quälen. Die ersten fünf Stunden vergingen noch halbwegs erträglich. "Na Schäfer, lange Nächte gehabt oder durch gesoffen?", rannte Vanessa auf ihre beste Freundin zu. Der Versuch sich nichts anmerken zu lassen, gelang Marla nur mittelmäßig. "Etwas von beidem, ich kann dir am Wochenende alles erzählen, wenn du Interesse hast."
Das war nur die halbe Wahrheit. Marla würde das nur machen, wenn sie einen gewissen Pegel erreicht hätte, doch sie war sich sehr sicher, dass Vanessa das Gespräch bereits am Nachmittag vergessen hatte, egal wie sehr sie es interessiert. "Immer gerne, Lieblingslesbe", Vanessa sprach zwar noch weiter, doch außer rauschende Geräusche bekam Marla nicht viel mit. Ihr müder Blick wanderte langsam zu Frau Mueck, welche bereits den Anfang des Gesprächs der zwei Schülerinnen mitbekommen hatte.

Cassandra merkte sofort, dass Marla nicht geschlafen hatte und nüchtern hatte sie das Wochenende wahrscheinlich ebenfalls nicht verbracht. Sie wusste allerdings nicht, was noch mit ein spielte und jeder falsche Gedanke schlug ihr auf den Magen.
Ihre Blicke ruhten aufeinander, doch keiner der Außenstehenden schien das festzustellen. Das Vorklingeln riss Marla nun aus der Starre und auch Cassandra ging zurück in das Vorbereitungszimmer. "Marla, du hast kein bisschen zugehört, richtig?" Ertappt. "Egal, du wirst mir definitiv einiges erklären müssen, auch das mit Frau Mueck."
Entgeistert riss Marla die Augen auf und wollte zum fragen ansetzen, doch mehr als ein Gestammel kam nicht heraus. "Du glaubst doch nicht im Ernst ich merke die Blicke nicht. Ich weiß nur noch nicht, um was es sich handelt. Aber jetzt musst du erstmal zum Englischunterricht bei Frau Mueck." Vanessa betonte den Namen noch einmal besonders und schickte Marla gen Klassenzimmer, um selbst zum Unterricht zu gehen.

Die Schülerin wusste nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte, zumal Cassandra höchst wahrscheinlich nicht die beste Laune hatte sie zu sehen, doch Marla versuchte trotzdem sich normal zu verhalten.
Leider wurde diese Strategie bereits nach 15 Minuten verworfen, da die Schülerin regelrecht ignoriert wurde, egal wie oft, oder ob sie sich als einzige meldete. Das ließ sie nicht auf sich sitzen. Am Ende des Unterrichts machte Marla extra langsam und auch Frau Mueck schien es definitiv nicht eilig zu haben, das Zimmer zu verlassen. Sobald alle hinaus gingen kontrollierte Marla kurz den Gang, um die Tür nun zu schließen.

"Ich weiß", fing Cassandra sofort an, da sie die Schuldgefühle zerfraßen, "ich hätte dir viel eher sagen müssen, dass ich eine Tochter habe. Ich hätte nicht gedacht, dass es so eskalieren würde und ich hoffe, du kannst mir da verzeihen."
Marla sagte nichts, sie ging nur langsam auf ihre Lehrerin zu. "Sag doch etwas, bitte." "Gib' mir mal bitte den Schlüssel für das Zimmer." Die Lehrerin tat dies sofort, doch verstand nicht gleich, warum Marla das Zimmer zuschließen wollte. "Marla, bitte ich weiß ich hätte dir eher etwas sagen sollen. Aber ich wusste nicht wie. Und dazu konnte ich dich das gesamte Wochenende nicht erreichen, ich meine dir hätte- was hast du vor?", fragte sie verwirrt, als Marla ihr wieder gefährlich nahe kam.

"Shht. Sei still und küss mich." "Was hier?" "Jetzt ist kaum noch jemand hier", erklärte Marla atemlos, als sie ihre Lippen verlangend auf die von Cassandra presste. Ihre Küsse wurden von Leidenschaft geprägt und Marla hob ihre Lehrerin auf den Tisch neben ihnen. Während Cassandra anfing Marlas Jeans zu öffnen, hatte diese dank des Kleides ein einfaches Spiel bei ihrer Lehrerin.
Langsam fuhr sie mit ihren Händen Cassandras Oberschenkel entlang, ohne dabei die heißen Küsse an ihrem Hals, Schultern und Lippen zu pausieren. Cassandra bemühte sich ihre Fassung zu halten, indem sie sich an Marlas Arm festhielt und ihr Gesicht in deren Halsbeuge vergrub.
Bereits nach wenigen Küssen, fühlte sich ihre Erregung unerträglich an und hoffte, Marla würde bald zum Punkt kommen, doch diese wollte die Blonde noch etwas zappeln lassen.

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Thema zappeln lassen.... Ich weiß, man wird mich für das abrupte Ende hassen. Ups :)
Ich hoffe natürlich, dass euch das Kapitel dennoch gefällt.

Dem Verlangen verfallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt