Der Corporal und die Ärztin 🍋

Eine falsche Entscheidung

Schon lange war ich Ärztin innerhalb der Mauer, vor allem reiche Leute gehörten zu meinen Patienten. Doch mir fehlte immer mehr der Sinn hinter meiner Tätigkeit. Die Patienten, die zu mir kamen hatten meist nur Kleinigkeiten und brauchten eher Zerstreuung und Aufmerksamkeit als medizinische Hilfe.

Ich hätte das Angebot nicht annehmen sollen. Damals als ich noch im Militär diente, in der Mauergarnison, gab es wenigstens ab und zu ein paar Fleischwunden, Brüche oder komplizierte Eingriffe, mit denen ich so viel erreichen konnte. Doch dann, kam dieser unheilvolle Tag, an dem ich den Graf als Patienten bekam. Kein anderer Arzt war in der Lage sein Leiden zu heilen, jeder mühte sich zwecklos ab. Dabei handelte es sich um einen lächerlichen Ausschlag, entstanden durch fehlende Hygiene. Ein widerliches Schwein, dieser Graf. Der Ausschlag war schnell geheilt, ich musste lediglich meine Kräuterkenntnisse einsetzen, ein Salbe anrühren und dieses Ekel damit einschmieren. Nicht mal das brachte er fertig. Doch er war wirklich dankbar und versprach mir, mich jederzeit aus der Militärpflicht zu befreien, eine eigene Praxis und ein sorgenloses Leben. Im Affekt wäre ich nie auf das Angebot eingegangen, wäre es nicht zu diesem einen Tag gekommen als uns die Titanen das erste Mal angriffen. Nicht die Titanen waren das schreckliche, sondern der Verlust meiner Kameraden, die in meinen Händen starben. Viele waren so schwer verletzt, dass sie mich anflehten, ihnen endlich ein Ende zu bereiten. Statt Leben zu retten, musste ich sie beenden. Mein Messer, das ich immer zur Selbstverteidigung unter meiner Jacke in einem Halfter trug, wurde zur Sterbehilfe. Wie oft ich an diesem Tag mein Familienerbstück in die Herzen meiner Kameraden gejagt habe, kann ich nicht mehr sagen.
Nach dem Angriff kam ich auf das Angebot des Grafen zurück. Doch schon jetzt, zwei Jahre später bereue ich meine Entscheidung zutiefst und ich schäme mich für meine Feigheit. Das muss aufhören, ich werde wieder dienen und diesmal, stelle ich mich meinen Ängsten und werde dem Aufklärungstrupp beitreten.