Ich liebe dich

2.8K 117 5
                                    

Im Hauptquartier wurde klar, dass fast alle die es wieder zurück geschafft hatten, irgendwelche Verletzungen davon getragen hatten. Ich machte mich daran, Prellungen, Fleischwunden und sogar Brüche zu verarzten. In der Angst zurückgelassen zu werden, hatte ein Soldat sogar zwei Tage lang seinen offenen Armbruch erfolgreich verheimlicht und kam jetzt damit zu mir. Die meisten hatten sich tapfer gehalten, doch ich hätte mir bei vielen gewünscht, dass sie schon in der Burg mit ihren Verletzungen zu mir gekommen wären. Wieder war ich nicht begeistert von Erwins Methode, Verletzte zurück zu lassen. Selbst Hanji hatte eine schwere Prellung, die sie mir auf einmal präsentierte. Allerdings schwor sie in einem ewig langen Monolog, dass sie sich die Verletzung erst heute zugelegt hätte und nur selbst Schuld gewesen wäre. Schließlich habe sich der Titan nur selbst verteidigt, völlig verständlich, dass er da mit seiner Hand Hanji wie wie eine lästige Fliege weghaut. Ich verdrehte die Augen bei ihren verqueren Erzählungen und schmierte ihre Prellung mit einer meiner spezial Salben ein. Anschließend legte ich ihr den Verband um die Schulter.
„Ist das zwischen dir und Levi wieder in Ordnung", fragte sie mich völlig aus dem Blauen als ich mitten im verbinden war.
„Keine Ahnung...", rutschte es mir raus, denn eigentlich ging es sie nichts an und ich hatte im Grunde vor, mich immer bedeckt zu halten.
„Das wird schon wieder", sagte sie tröstend und klopfte mir mit ihrer freien Hand auf die Schulter. War ich wirklich so ein erbärmlicher Anblick? Da erst merkte ich, dass ich wieder Tränen in den Augen hatte. Ich war ein nervliches Wrack und merkte es nicht einmal! Ich versuchte ein tapferes Lächeln und hoffte es überzeugte Hanji.
„Ist schon in Ordnung. Tut mir Leid, ich... ich bin gerade einfach echt emotional. Ist bestimmt nur meine Periode", wieder einer meiner schrecklichen Scherze, dem ich mit einem künstlichen Lachen auf die Sprünge half. Und wer hätte das gedacht, Hanji sprang natürlich voll drauf an und lachte mit.
„Ja!", sagte sie immer noch lachend, „Hauptsache du bist nicht irgendwann total überfällig, dann gibt es sicher einen Grund zum weinen", spann sie meinen schlechten Witz weiter, „denn glaub mir, wenn Levi dich schwängert, sind glaub ich alle überfordert", witzelte sie vor sich hin.
Die Vorstellung ließ mich tatsächlich etwas erschaudern und ich fand das alles ganz und gar nicht mehr lustig.
„So fertig", beendete ich Hanjis Lachen, das schon fast zu einem verrückten Lachanfall angewachsen war und schob sie immer noch kichernd aus meinem Behandlungszimmer.
Erledigt ließ ich mich in meinen Bürostuhl fallen und machte mir erst einmal meinen Verhütungstrank, so hatte Hanjis Blödelei wenigstens etwas gutes und ich vergaß das nicht. Die Frage war natürlich ob ich das überhaupt noch brauchte, dachte ich betrübt als es zaghaft an meiner Türe klopfte.
„Ja, bitte", sagte ich automatisch und trank einen Schluck, den ich fast wieder ausgespuckt hätte. Levi stand in der Tür.
„Du musst dir etwas ansehen", sagte er nur monoton und ging zur Behandlungsliege. Wie angewurzelt blieb ich in meinem Bürostuhl sitzen, denn Levi zog auf einmal seine Hose aus.
„Das ist... das ist die schlechteste Anmache, die ich je erlebt habe", sagte ich fassungslos.
„Tch...", Levi rollte mit den Augen, „mein Bein, sollst du dir ansehen!"
„Oh...", brachte ich nur raus und erhob mich endlich.
„Oh... Tch", äffte mich Levi nach.
„Das ist kindisch", murrte ich und untersuchte seinen Oberschenkel etwas grob, denn auf einmal zuckte er.
„Entschuldige...", sagte ich sofort.
„Das ist jetzt deine Dauerschleife oder? „Entschuldige"?"
Ich ließ von seinem Bein ab und sah ihn nur stur an.
„Du hast dir den Muskel gezerrt. Ich werde dir eine Salbe geben, die du täglich aufträgst, bis es besser ist. Bis dahin solltest du dein Bein schonen."
Ohne Worte fing Levi an sich wieder anzuziehen. Ich hatte das Gefühl er ließ sich extra viel Zeit. Seine Haare waren in der Abenddämmerung noch schwärzer als sonst und sein sonst so gebügeltes Hemd war verknittert, man sah ihm den langen Tag an. Er wich meinem Blick aus und doch musste er sich dazu zwingen. Mein Herz schien sich in diesen wenigen Sekunden zu öffnen und alle Gefühle, dich so lange nicht zugelassen hatte, die ich nie kannte traten auf einmal heraus. Mein Körper wurde von einer Wärme durchflutet, von der mir fast schwindlig wurde. Alles fühlte sich auf einmal so richtig und gut an. Ohne das ich es richtig merkte, eher zu mir selbst und in völliger Erkenntnis sagte ich ruhig und mit fester Stimme:
„Ich liebe dich."
Levi hatte gerade seine Hose zugeknöpft als ich mit meinem Geständnis völlig schutzlos vor ihm stand. Ich erwartete keine große Geste oder Antwort von ihm, ich wollte nur, dass er das nun endlich wusste.
Levis Blick wurde sanft und langsam näherte er sich, umfasste meine Hüften und zog mich zu sich heran. Er küsste mich langsam und zärtlich, fast vorsichtig, um diesen kostbaren Moment auf keinen Fall zu verlieren oder zu zerstören. Es brauchte keine Worte mehr von ihm, wir liebten uns noch in meinem Behandlungszimmer und so intensiv, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Ich war bereit mich diesem Mann völlig hinzugeben.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt