Ich muss meine Pflicht erfüllen

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Bei meinem siebten Titan hatte ich keine Klingen mehr. Ich war schon jetzt am Ende und schweißgebadet. Wie lange ich schon in Blut badete, den riesigen Händen entwischte und immer wieder dachte, ich müsse jetzt sterben, konnte ich nicht sagen. Mein Zeitgefühl war völlig verschwunden. Mit meinem Dolch öffnete ich den Nacken und hatte jetzt noch drei Titanen um mich, die langsam genervt von mir waren. Doch immerhin konnte ich sie bei mir halten, statt dass sie sich auf den Weg zum Rest des Aufklärungstrupps machen. Als ich zum drittletzten flog, merkte ich, dass mein Gas langsam aber sicher ausging... Levi... es tut mir leid... ich hab wirklich alles versucht, dachte ich traurig.
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Während Lea King sich ihrem Schicksal im Titanen-Rudel klar wurde, stießen die Soldatin Mila und Soldat John zur Spitze der Formation vor an der Erwin und Levi ritten.
„Kommandant, Corporal", schrie John ihnen entgegen.
Levis blick wanderte zu den Reitern. Seine Augen wurden größer und innerlich versetzte es ihm einen Stich, denn er erkannte die zwei Soldaten. Es waren jene, die mit Lea in der Gruppe waren, doch sie war nicht bei ihnen.
„Was zum...was macht ihr Vollidioten hier? Und wo ist Dr. King?"
Langsam holten John und Mila auf und ritten nun neben dem Coporal.
„Wir stießen auf ein Rudel Titanen, Mila wurde verletzte und-"
„Ein Rudel?", kam es von Erwin besorgt.
„Und was?", forderte Levi aggressiv weiter.
„Lea sagte, sie kümmert sich um die Titanen und wir sollen alle warnen"
„Ihr Dumpfbacken! Dafür gibt es doch die Farbraketen! Ich fass es nicht, wie blöd seid ihr eigentlich? Sie hat das extra gemacht!", schrie Levi außer sich.
„Levi, beruhig dich!", versuchte Erwin ihn zur Recht zu weisen.
„Erwin, diese Soldaten haben Dr. King mit einem Rudel Titanen allein gelassen. Sie haben desertiert, willst du das wirklich durchgehen lassen?"
„Sie hat uns gesagt, wir sollen reiten!", kam es jetzt auch jammernd von Mila.
Levi warf den zwei einen Blick des Hasses und der Abscheu zu.
„Wie viele Titanen?" fragte er zähneknirschend.
„Es waren zehn. Zwei hatte sie definitiv schon erledigt"
„Das schafft sie nicht allein", murmelte Levi vor sich hin und ballte seine Fäuste.
„Wichtig ist, dass wir weiter kommen, Levi. Wir reiten weiter", kam es von Erwin, der sein Pferd weiter anspornte. Die zwei Feiglinge reihten sich hinter dem Kommandant und dem Coporal ein.
„Erwin!", schrie Levi seinen Vorgesetzten an, doch dessen Blick blieb stur geradeaus.
„Ich hab es dir gesagt Levi, es darf nicht eure Arbeit beeinträchtigen."
„Das kann ich nicht zulassen Erwin!"
„Du bist der Corporal Levi, du hast eine Pflicht zu erfüllen!"
„Ja... die hab ich tatsächlich", kam es von Levi Ackermann. Er lenkte sein Pferd aus der Formation und rief seinem Kommandant noch zu:
„Ich bin gleich zurück"
Die Augenbrauen des Kommandanten zogen sich zusammen und bäumten sich über verärgerten Augen auf. Doch Erwin Smith konnte nichts dagegen unternehmen. Sein Coporal würde früh genug erkennen, dass seine geliebte Lea schon längst tot war. Es war eine bittere Erfahrung aber es würde ihn lehren, dass man im Aufklärungstrupp nicht lieben konnte.
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Mit meinem letzten Gas konnte ich den neunten Titanen erledigen. Doch selbst wenn ich mich noch in die Lüfte hätte schwingen können, meine Kräfte waren am Ende. Der Titan, auf dem ich stand, sank langsam zu Boden und ich mit ihm. Er prallte auf den Boden und ich rollte mich auf die Wiese ab. Das einzige was mir jetzt noch übrig blieb, war um die Füße des letzten Titanen herum zu rennen und zu versuchen, seine Achillessehe zu erreichen. Wenn ich die verletze, fällt er und ich kann mich seinem Nacken nähern, ohne dass ich in die Luft muss, so der Plan in meinem Kopf. Aber mit jedem Schritt merkte ich, dass mein Körper nicht mehr wollte. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte es fast geschafft, fast wäre ich diesem grausamen Tod entkommen. Mir blieb nur die Flucht auf dem Pferd übrig, falls ich es zu diesem Gaul schaffen würde. Das sture Vieh war aber natürlich nirgends zu sehen. Während sich der Titan näherte, pfiff ich verzweifelt nach meinem Reittier. Meine Beine sackten in sich zusammen, sie hielten mich nicht mehr aufrecht. Nein!, dachte ich, das darf nicht sein.
„Bitte, nur noch ein paar Schritte", flehte ich meinen eigenen Körper an, doch meine Beine waren wie aus Gummi. Vor mir landete der Fuß des Titanen und eine riesige Hand griff nach mir. Verzweifelt griff ich nach meinem Dolch und stach in das Fleisch immer und immer wieder aber es brachte nichts. Langsam wurde ich in die Luft gehoben, der Titanenmund näherte sich.
Entsetzt starrte ich in den Rachen, auf die Zähne und diese eklige Riesenzunge. Ich schloss die Augen und sah ein letztes Mal Levi vor mir, versuchte mich zu erinnern wie es war, wenn er mich küsste und spürte die Tränen, die über meine Wangen liefen.
Plötzlich ein wütender Schrei. Es ging alles unglaublich schnell. Ich riss die Augen auf und vor mir zerfiel der Titan in lauter kleine Einzelteile und mittendrin blitzten Klingen des Aufklärungstrupps durch. Ich fiel und fiel doch nicht, denn ich landete sanft und schwebte fast zum Boden. Levis graue Augen sahen mich an, seine Hände hielten mein Gesicht und er sagte irgendwas aber ich hörte nichts. Ich starrte und blieb stumm, bis seine Worte endlich zu mir durchdrangen.
„..liebe dich. Mach das nie wieder!...sag was... Lea.. bitte!"
„Levi...", konnte ich nur sagen. Doch das reichte ihm wohl, denn er seufzte erleichtert aus und umarmte mich.
„Ich weiß nicht was ich getan hätte wenn...", fing er an als er mich wieder ansah.
„Levi..." gab ich noch einmal von mir und strich ihm mit letzter Kraft über die Wange und lächelte ein wenig, „ich... ich hab dich gesehen." Dann wurde ich bewusstlos, all meine Kraft war aufgebraucht.
„Lea? Lea!", hörte ich Levi noch dumpf aber er war schon so weit weg.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt