Kapitel 19 - Aus den Schatten heraus

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„Skywalker, Obi-Wan meldete uns, dass er Maul gesichtet hat. Geh' und informiere den Kanzler, dann werden wir sehen, wie er reagiert."
Windu war inzwischen in den Tempel zurückgekehrt und nur noch Anakin war von den bei Ahsokas Tod Anwesenden im Senatsgebäude.
Er hasste Windu dafür, wie gleichgültig diesem Ahsokas Hinrichtung zu sein schien.
„Ja, Meister", sagte Anakin frustriert in seinen Comlink und setzte sich in Bewegung.

„Kanzler, wir haben gerade einen Bericht von Meister Kenobi erhalten. Er hat Maul attackiert." Schnell betrat Anakin das Büro des Kanzlers, der ihn daraufhin herzlich begrüßte.
„Wir können nur hoffen, dass Meister Kenobi der Herausforderung gewachsen ist."
„Ich sollte bei ihm sein", sagte Anakin enttäuscht.
Palpatine lachte mild. „Ich bin enttäuscht, dass der Rat deine Talente nicht voll zu schätzen scheint."

„Immer mehr habe ich das Gefühl, aus dem Rat ausgeschlossen zu werden. Ich weiß, dass es Dinge an der Macht gibt, die sie mir nicht sagen. Und besonders Ahsokas Tod scheint sie nicht einmal berührt zu haben." Anakin fühlte einen Anflug von Trauer, als er an sie dachte.

„Sie vertrauen dir nicht, Anakin. Sie sehen deine Zukunft. Sie wissen, dass deine Macht zu stark sein wird, um sie zu kontrollieren. Anakin, du musst den Nebel der Lügen durchbrechen, den die Jedi um dich herum geschaffen haben." Palpatine griff nach Anakins Arm. „Lass' mich dir helfen, die Feinheiten der Macht zu erkennen."

Sie gingen gerade aus dem Büro in den Flur, als Anakin überrascht stehen blieb. Woher konnte der Kanzler davon wissen? Wer hatte ihm die Macht gezeigt?
„Woher kennt Ihr die Wege der Macht?"
Palpatine sah ihn freundlich an. „Mein Mentor hat mir alles über die Macht beigebracht ... sogar die Natur der dunklen Seite."

Nun war Anakin komplett verwirrt. „Ihr kennt die dunkle Seite?!?"
„Anakin, wenn man das große Geheimnis verstehen will, muss man alle seine Aspekte studieren, nicht nur die dogmatische, enge Sicht der Jedi. Wenn du ein vollständiger und weiser Führer werden möchtest, musst du eine größere Sicht auf die Macht einnehmen." Es war fast schon skurril, wie ruhig Palpatine sich offenbarte.
„Pass' auf die Jedi auf, Anakin." Anakin und Palpatine umkreisten sich langsam. „Sie fürchten dich. Mit der Zeit werden sie dich zerstören. Lass mich dir helfen."

Anakin spürte die Wut. Konnte es etwa sein, dass er, sein Freund und Förderer, der Sith-Lord war, den sie so lange suchten?
„Die Jedi sind meine Familie", sagte er nur. Doch er war selber nicht vollends überzeugt.
„Nur durch mich kannst du eine Macht erreichen, die größer ist als die eines jeden Jedi. Lerne die dunkle Seite der Macht kennen, Anakin, und du wirst die retten können, die du liebst."

Anakin blieb erschrocken stehen. „Was habt Ihr gesagt?!"
„Nutze mein Wissen, ich bitte dich ...", flehte Palpatine ihn an.
Nun war es Anakin klar und es lähmte ihn. „Ihr seid der Sith-Lord!"
Er aktivierte sein Lichtschwert und hielt es dem Kanzler entgegen.
„Hör mir zu", bat ihn dieser erneut. „Sei kein Spielstein des Jedi-Rates! Seit ich dich kenne, suchst du nach einem Leben, das größer ist als das eines gewöhnlichen Jedi ..."
„Da liegt Ihr falsch!", rief Anakin erschüttert.

„Wirst du mich nun töten?", fragte Palpatine ihn ruhig.
„Das würde ich nur zu gerne", zischte der Jedi. Anakin dachte an all die Wesen, die durch den Kanzler umgekommen waren, egal ob sie auf seiner oder der gegnerischen Seite standen. Dooku, Klone, alle Unschuldigen, sogar Ahsoka. Sie alle sind ihm zum Opfer gefallen.
„Ich weiß, dass du es tun würdest. Ich kann deine Wut fühlen. Es gibt dir Kraft, es macht dich stärker", hauchte Palpatine mit geschlossenen Augen. Die Wut in Anakin nährte ihn.
Anakin hob sein Lichtschwert an Palpatines Kehle, doch nach kurzer Zeit deaktivierte er es wieder. „Ich werde Sie dem Jedi-Rat übergeben."
„Natürlich solltest du das. Aber du bist dir ihrer Absichten nicht sicher, oder? Was ist, wenn ich Recht habe und sie planen, die Republik zu übernehmen?" Palpatine machte keine Anstalten, etwas an der Situation zu ändern.
„Die Wahrheit über all das werde ich schnell herausfinden", antwortete Anakin.

Palpatine sah ihn nur an. „Du hast große Weisheit, Anakin. Nutze die Macht der dunklen Seite. Die Macht, Ahsoka zu retten."
Immer mehr verlor Anakin seine Beherrschung. „Ihr habt es gesehen, Ahsoka ist tot. Ihr und Maul habt dafür gesorgt! Wagt es ja nicht, noch einmal ihren Namen zu nennen!"
Palpatine lachte. „Und das glaubst du wirklich? Die dunkle Seite ist mächtig, wie ich dir bereits sagte. Nur mit mir kannst du sie retten."

Angewidert wandte sich Anakin von ihm ab und ging. Diese Neuigkeiten musste er dringend dem Rat vortragen.

Der Convor kreischte neben ihr und ließ sie erwachen.
Sie hob den Kopf und sah nichts außer die Dunkelheit. Doch sie spürte eine vertraute Präsenz.
„Wo bin ich?", fragte sie in die Leere.
„Du bist in einer Welt zwischen den Welten", antwortete eine weibliche Stimme, die ihr nur allzu bekannt vorkam.
„Bin ich eins mit der Macht?", fragte sie die Stimme.
„Oh nein. Das Schicksal hat mehr mit dir geplant. Der Auserwählte steht vor einer großen Entscheidung. Er wird deine Hilfe brauchen. Nur du kannst ihn retten, wenn du ihn rechtzeitig erreichst."
Sie fühlte die Wärme, die von der Stimme ausging. So warm, so angenehm, so völlig ... unreal.
Trotz der Dunkelheit spürte sie plötzlich, dass sie tief fiel. Aus dem Schwarz zurück in ein immer greller werdendes Meer aus Energie.
„Was wird jetzt geschehen?"
„Du wirst neu erwachen, denn du bist eine Gesandte des Lichts, der hellen Macht, Ahsoka Tano."

Ahsoka hustete und richtete sich schlagartig auf.
Um sie herum standen einige Klone und auch Obi-Wan. Trauerten sie bis eben noch um sie, zeigte sich nun pure Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern.
Sie konnten nicht glauben, was sie gerade sahen.
„Was ist hier los?", fragte sie mit brüchiger Stimme.
„Ahsoka? Aber du warst ...", stotterte Obi-Wan.
„Mir geht es gut, Meister, danke. Ich hatte Hilfe." Sie richtete ihren Blick langsam auf den Himmel, doch konnte sie nicht das Geschöpf erkennen, welches ihr wieder einmal das Leben geschenkt hatte.
„Euch bekommt man nicht so schnell klein", rief Rex freudig und umarmte sie. Sie konnte sehen, dass seine Wangen glänzten, wie auch die Gesichter von vielen anderen Klonen. Und sogar das von Meister Kenobi?
Die beiden Männer halfen ihr auf.
„Kommt, das müssen wir unbedingt Anakin erzählen. Cody, flieg mit deinen Männern schon einmal nach Coruscant. Ich komme nach."

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