Kapitel 6 - Wahrheiten

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Anakin und Ahsoka saßen gemeinsam in Anakins Quartier auf dem Sternenzerstörer, welcher sie nach Coruscant brachte.
„Ich hatte noch gar keine Möglichkeit, dich zu fragen, was dir alles passiert ist", stellte Anakin fest.
Ahsoka sah ihn überrascht an. Sie hatte mit vielen Themen gerechnet, jedoch nicht mit der Frage nach ihren Tätigkeiten im letzten Jahr. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und überlegte.
Anakin saß ihr gegenüber auf der Kante seines Bettes, welches aber bei einem Jedi wie ihm nur selten benutzt wurde. „Also?", fragte er neugierig.
„Eigentlich habe ich nicht viel gemacht, ein paar Aushilfsjobs hier und dort. Zuletzt hatte ich zwei Schwestern vor den Pykes beschützt", begann Ahsoka.
„Die Pykes? Du hast Gewürze geschmuggelt?", fuhr es aus Anakin heraus.
„Nein. Also eigentlich schon, aber ... es ist kompliziert." Ahsoka drehte sich von Anakin weg, der die Arme vor seiner Brust verschränkte.
„Wir sind von Coruscant mit dem Schiff nach Oba Diah geflogen. Sie waren jung und naiv. Eine von ihnen flog zum ersten Mal und die andere war zu überzeugt von sich und leichtgläubig. Dennoch vertraute ich ihnen."
„Du redest doch nicht von dem Transporter, der sich in die Militärroute einrangiert hatte? Du warst auf dem Schiff?", platzte es aus Anakin heraus und Ahsoka nickte.
Er hatte also recht mit seinem Gefühl. Er war sich nicht sicher, ob er Ahsoka wirklich gespürt hatte, aber jetzt war es eindeutig.
„Anakin, es war letztendlich für eine gute Sache und die Beiden sind nun schuldenfrei", versuchte sie sich zu erklären, als er die Hand hob.
„Ahsoka. Eine sehr gute und weise Freundin sagte mir einst, dass, wenn man Menschen sieht, die Hilfe brauchen, man ihnen hilft, egal um welchen Preis."

Ahsoka konnte spüren, wie das Blut in ihre Wangen schoss. Sie hatte einst beiläufig mit ihm über ihre Lebenseinstellung gesprochen und nicht erwartet, dass er sich noch daran erinnerte.
Sie seufzte leicht. „Genau das habe ich der Älteren der Beiden auch gesagt."
Anakin sah sie lächelnd an. „Ich möchte, egal wie das alles hier nun endet, dass du weißt, dass ich nicht stolzer auf dich sein könnte. Du hast dich zu einer Jedi entwickelt, die den eigentlichen, ursprünglichen Weg der Jedi verkörpert. Ich bin stolz, dein Meister gewesen zu sein. Und ich wäre stolz, wenn du wieder zu den Jedi zurückkehrst .. zu mir zurückkehrst."
Ahsoka lächelte verlegen und spürte den Kloß in ihrem Hals, der immer größer wurde. „Danke, Anakin. Ich werde darüber nachdenken."

Als sie auf Coruscant eintrafen, trennten sich ihre Wege. Ahsoka befand sich auf den Weg zum Tempel, um Yoda zu treffen und Anakin wurde zum Kanzler gerufen.
Die Togruta betrat den Tempel mit seinen schier unendlichen Stufen und wurde in der großen Eingangshalle bereits von Yoda empfangen.
„Ahsoka Tano, eine Freude es ist, dich wohlauf zu sehen", begrüßte er sie.
„Ich danke Euch, Meister. Was kann ich für Euch tun?"
Yoda drehte sich um zeigte ihr an, dass sie ihm folgen sollte.
„Von Skywalkers Entscheidung gehört ich habe. Seine Mission gefährdet er hat, um dich zu begleiten."
Ahsoka hob verteidigend die Hände. „Meister, ich habe ihn nicht darum gebeten. Ich habe ihm sogar davon abgeraten."
Yoda lächelte sie verschmitzt an. „Und warum, glaubst du, er dennoch getan dies hat?"
„Ich weiß es nicht", antwortete sie. Natürlich hatte sie eine Ahnung, doch wollte sie Anakin nicht in Schwierigkeiten bringen.
Yoda schüttelte belustigt den Kopf. „Ahsoka, dich als Jüngling geschult ich habe. Schon immer eine Jedi mit besonderen Begabungen du gewesen bist. Spüren, was andere Wesen fühlen du kannst. Was du bei Skywalker spürst?"
Sie überlegte.
„Ein besonderes Band ihr beiden habt. Einst den Jedi erlaubt es war, Bindungen zu bilden. Darauf achten ihr müsst, dass euer Bund stark bleibt. Fühlen ihr dürft, aber ihr euch nicht verlieren dürft", fuhr Yoda fort.
Ahsoka blieb stehen und drehte sich fragend zu ihm. „Meister. Was genau wollt Ihr mir sagen?"
„Leben ihr sollt. Aber dabei nicht vergessen er darf, wer er ist." Yoda lächelte.
Hatte er gerade etwa zugegeben, dass Jedi wieder echte Bindungen erlaubt sein sollten? Sie gingen gemeinsam noch eine Weile durch den Tempel und Ahsoka fühlte, wie aufgerührt Anakin einige Kilometer entfernt im Senatsgebäude war.

„Anakin!", sagte Kanzler Palpatine erfreut. „Es ist schön, dich zu sehen!"
„Kanzler Palpatine, ich bin froh, dass Ihr in Sicherheit seid", begrüßte Anakin den Kanzler und gab ihm die Hand.
„Das bin ich. Durch das beherzte Eingreifen von den Meistern Kenobi und Windu. Ich hatte aber gedacht, dass du deinen Meister begleiten würdest."
Anakin schmunzelte. „Das war auch der Plan. Jedoch habe ich mich entschlossen, Ahsoka zu helfen."
Palpatine lächelte. Glücklicherweise verstand er solche Dinge, dachte sich Anakin.
„Sag' mir, sie ist dir wichtig, habe ich Recht?", fragte Palpatine neugierig und legte Anakin eine Hand auf den Rücken.
„Sie ist meine ehemalige Schülerin und eine gute Freundin. Natürlich ist sie mir wichtig", erklärte Anakin freundlich.
„Genau so wie Senatorin Amidala, nehme ich an."
Anakin schluckte. Warum erwähnte er Padmé? Hatte er etwa eine Ahnung, dass sie verheiratet waren? Er überlegte, ob er ihm an irgendeinem Moment einen Grund dafür gab, dies anzunehmen. Dann dachte er erschrocken daran, dass er sich seit Mandalore noch gar nicht bei Padmé gemeldet hatte. Doch komischerweise verspürte er keinen Drang, sie schnell zu besuchen. Irgendetwas oder irgendjemand zog ihn in eine andere Richtung.
Palpatine bemerkte, dass Anakin in seinen Gedanken war. „Ich möchte dich nicht lange aufhalten, der Kampf gegen Maul war sicherlich aufreibend."
Anakin fand wieder zur Realität zurück und schüttelte die Gedanken von sich. „Ganz und gar nicht, mein Kanzler."
„Gut. Meine Quellen sagen mir, dass Dooku sich seit seiner Flucht noch immer hier aufhält. Sicherheitsbänder haben ihn im Industriegebiet gesichtet."
Anakins Miene hellte sich auf. „Dann können wir ihn also stellen."
Palpatine stimmte zu. „Ihr solltet die Mission anführen, zusammen mit eurer Freundin Ahsoka Tano." Er lächelte zufrieden. „Ich wünschte, der Rat würde deine Anstrengungen während des Krieges würdigen ...".
Anakin sah ihn fragend an. „Wie meint Ihr das?"
„Du bist weise, klug und mächtiger als jeder Jedi. Es wäre töricht von ihnen, dich nicht zum Meister zu ernennen", erklärte Palpatine bedauernd.
Anakin sah bedrückt zu Boden. „Ihr habt Recht, Kanzler. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie mir nicht vertrauen. Dass sie ...", begann er.
„Dich unterschätzen. Daher habe ich eine Aufgabe für dich: Mein Junge, ich möchte, dass du mich im Rat vertrittst", sagte Palpatine mit einem freundlichen Lächeln. „Du sollst meine Augen und Ohren dort sein", ergänzte er.

Anakins Miene hellte sich auf.
„Ich, e-ein Meister? Kanzler, i-ich bin sprachlos", stotterte er. Ein Schwall an Emotionen durchflutete ihn. Er war endlich ein Meister. Vor Glücksgefühlen konnte er kaum einen Satz zusammenbringen.
„Es ist längst an der Zeit", antwortete Palpatine und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Geh' und erzähle dem Rat, was ich dir gesagt habe."
„Ich werde sofort den Rat informieren", sagte Anakin und verbeugte sich zum Abschied. „Danke, Kanzler."

Als Anakin den Raum verließ, drehte sich Palpatine zum Fenster. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und lächelte. Nicht mehr lange und sein Plan würde endgültig aufgegangen sein.

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