Lange Nacht

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Auf dem Gang hör' ich Schritte näherkommen. Schnell hebe ich ihn hoch und laufe davon."Na geht doch."

Izuku

Es ist ziemlich ruhig auf dem Flur. Abgesehen von uns ist hier niemand. Katchan und ich haben zufälligerweise die Zimmer auf derselben Etage und es stehen noch mehrere andere Zimmer frei, was heißt, dass zum einen hier sowieso eher wenige Schüler im Flur rumlaufen und zum anderen sind die meisten noch auf der Party oder schlafen schon. Hier kommt also wahrscheinlich niemand hin. Der Gedanke mit ihm zusammen auf einer Etage alleine zu sein lässt mein Herz schneller schlagen. Plötzlich habe ich das starke Bedürfnis ihm ganz nahe zu sein. Ich will mich in seinen Armen verstecken und nie wieder weg. Doch empfindet er dasselbe? Wir stehen nun seit einer Weile wortlos vor meinem Zimmer und er will gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, aber findet offenbar keine Worte. Ich sehe an ihm runter und mein Blick bleibt an seinem T-Shirt hängen. Es ist kaki farben und es steht ihm verdammt gut. Hatte er vorhin nicht noch diesen himmlisch weichen schwarzen Pulli an? Doch, ich bin mir sicher, er hatte einen solchen an.

Ich zucke und kehre aus meiner Gedankenwelt zurück. Langsam ist dieses Schweigen zwischen uns echt unangenehm. Katchan kratzt sich am Hinterkopf, so süß. „Katchan, ich muss weg, also ich äh, ich habe was vergessen." Und mit diesen unverständlichen Worten wende ich mich widerwillig ab.

Alkohol. Etwas, das ich...ausgesprochen selten zu mir nehme, doch dieser Tag namens Heute war extrem. Eigentlich reagiere ich gar nicht so intensiv auf Alkohol; äußerlich bin ich eventuell etwas ausgelaugt und schwafel' unsinnvolles Zeug vor mich hin, aber innerlich, also Bewusstsein und Verstand, bin ich in der Regel noch einigermaßen auf der Höhe. Darum konzentriere ich mich jetzt darauf, den fragenden Katchan hinter mir, der sich immer weiter entfernt, zu ignorieren, so schwer es mir fällt, nachher wird er es sicher verstehen. Ich laufe so schnell ich kann. Ich will so schnell wie möglich wieder zurück zu ihm, darum aktiviere ich sogar meinen Qurik - All Mights Quirk - wie auch immer. Nicht umdrehen! Einfach weiterlaufen!

Katsuki

Was ist denn jetzt los? Wieso rennt er weg? Ohne groß nachzudenken schieße ich ihm hinterher. Ich weiß, wie das klingen mag; ich, der stolze, dominante Katsuki laufe dem kleinen Brokkoli hinterher, aber er ist doch vollkommen hilflos. Also setze ich nun ebenfalls meinen Quirk ein, doch nach ein paar Häuserecken hab' ich ihn schon aus den Augen verloren. Er ist ja auch verdammt schnell mit seinem Quirk, da helfen selbst meine Explosionen nicht weiter. Wohin will der Nerd bloß? Er ist doch geradezu betrunken und ihm könnte etwas zustoßen. Wieso habe ich ihn nicht aufgehalten, in der Nacht lauern in vielen Gassen irgendwelche Gestalten, solche, die es nicht gut meinen. Verdammt! Wieso nur, Deku? Und ich bin auch noch schuld. Ich laufe noch ein paar Blöcke weiter, in der Hoffnung ihn zufällig doch noch zu finden. Nichts. Das einzige was ich finde sind Nachtclubs, die wohl jetzt öffnen, und riesige Mengen an Menschen, die jetzt losziehen, sich vielleicht volllaufen lassen, unüberlegte Dinge tun, die sie vielleicht bereuen und diese Nacht könnte der schwerste Fehler ihres Lebens werden. Oder aber sie feiern, tun unüberlegte Dinge, haben Glück und kommen einfach so davon.

Doch eins haben sie alle gemein...

Lauthalses Lachen dringt von links zu mir durch; rechts macht ein Knoten von Jugendlichen ein Gruppenselfie; hinter mir vernehme ich das leise Sausen von E-Rollern, die sich mir nähern und mich schließlich anrempeln, ich bin viel zu desorientiert und fertig mit den Nerven, als dass ich ihnen, wie ich es sonst getan hätte, eine Explosion entgegenwerfen könnte; also schnaube ich nur, sehe sie einmal wütend an, richte meine Aufmerksamkeit aber dann wieder auf die Straße; mir steigt ein Geruch in die Nase, ein fleischiger; vor mir, etwa 20m entfernt, steht ein Bratwurststand, er macht gutes Geschäft, soviel steht fest. Ich schüttle mich. Wieso nehme ich nur gerade jetzt so deutlich meine Umgebung wahr? Ich sollte doch Izuku suchen. Wie es aussieht bin ich schon so aufgewühlt, dass mein Thalamus überhaupt keine Filterfunktion der Wahrnehmungen um mich herum mehr übernimmt. Scheiße, wie soll ich mich denn so noch auf die Suche konzentrieren?! Oben links vor mir, vierter Stock, eine Oma mit Lockenrollern zieht die Jalousien zu. Sie ist mindestens um die 80 und unverheiratet- kein Ring-und Linkshänderin- greift nach der Kordel mit links. Arggggghhh, ich schüttle mich ein zweites Mal, das bringt aber rein gar nichts. Ich werd' verrückt! Rechts, 90 Grad zu meiner Sicht, fünf jüngere Leute laufen eingehakt und idiotisch glücklich die Seitengasse runter; einer von ihnen ist offensichtlich ein Skifahrer - hatte schon mehrere Brüche, merkt man an seiner Gangart; eine andere ist das Rich-Girl, das allen spendiert - die anderen machen alle keinen besonders vermögenden Eindruck, aber sie, mit ihren Markenklamotten ist anscheinend das zusammenhaltende Glied dieser Kette; dieser Gruppe, die eigentlich in einem Konflikt ist, doch den Hass, die Rivalitäten für diese Nacht ausschaltet, um sich zu vergnügen.

...sie haben alle gemein, dass sie Spaß haben. Diese Nacht vereint jene Menschen auf der Straße, die sich sonst nicht mit denen abgeben wollen, die sich mit genannten nicht abgeben können. Oh ja, sie alle sind hier zusammen, ob groß, klein, jung, alt, reich, arm, alle sind sie hier um Spaß zu haben. Ich nehme es ihnen auch nicht übel, naja mehr oder weniger, aber jeder muss mal abschalten. Doch fühle ich mich ihnen nicht zugehörig. Nein, ich bin nicht hier, um Spaß zu haben; dazu habe ich auch keinen. Ich suche Izuku. Ja genau, ich bin hier, um den kleinen, niedlichen Nerd zu suchen, der mir schon mein ganzes Leben hinterherläuft, ob aus Faszination oder aus Ehrgeiz, er war immer da. Und ich? Wo war ich? Was habe ich getan? Ich habe ihm nie in jeglicher Art Zuneigung gezeigt, hab' ihn stets abgewiesen, egal wann oder wieso, immer zeigte ich ihm die kalte Schulter. Ich bin abscheulich! Betrübt und mit zugehaltenen Ohren kneife ich auch noch meine Augen zu und renne zurück zu den Schlafräumen. Vielleicht ist er ja auch wieder zurückgekommen...

 Vielleicht ist er ja auch wieder zurückgekommen

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»Morgen - dein Lächeln - BakuDeku Kurzgeschichte« 𕱕πWo Geschichten leben. Entdecke jetzt