Kapitel 6

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Der laute Knall einer Explosion direkt neben mir raubte mir für einen Moment mein Gehör. In der Luft schwebte eine dicke Staubschicht gegen die ich verzweifelt meine Augen zusammenkniff. Wie war ich denn schon wieder in diese Situation geraten?

Hastig zog ich den schwarzen Schal über meine Nase und die Kapuze tiefer in mein Gesicht. Rot leuchtende Schüsse eines Blasters durchbrachen die beinahe undurchsichtige Luft, ich rannte ohne zu zögern in die entgegengesetzte Richtung und brachte mich hinter der Ecke eines Gebäudes in Sicherheit. Ich atmete kurz tief durch und hob dann meine Handgelenk zu meinem Mund.

"Kylo", sagte ich und unterdrückte dabei ein Husten. Ungeduldig wartete ich auf eine Antwort, doch es kam nichts zurück. "Verdammt." 

Das war erst mein dritter Tag auf Zeoul V und jeden Tag gab es Ausschreitungen zwischen den besetzenden Sturmtruppen und den Einwohnern, welche meine Aufgabe nur erschwerten. Alles was ich hier erledigen sollte, waren Informationen zu besorgen und bisher hatte ich es noch nicht einmal geschafft den Namen der Person zu erfahren, die diese Informationen hatte. 

Hinter mir wurde es ruhiger, ich nutzte die Chance und lief mit schnellen Schritten weiter, um nicht erneut ins Kreuzfeuer zu geraten. Ich hatte nicht mehr lange Zeit bis zu meinem Treffen mit Mai. Sie war Teil der Untergrund-Rebellen auf Zeoul V und ich hatte einen Deal mit ihr, der mich näher zu meinem Ziel führen könnte. 

"Ich bin hier", ertönte es plötzlich aus dem Komlink an meinem Handgelenk. 

"Was soll das hier unten schon wieder", zischte ich wütend zurück und versuchte dabei so unauffällig wie möglich mein Handgelenk in der Nähe meiner Lippen zu halten. Im Idealfall sollte niemand erfahren, dass ich mit irgendjemandem kommunizierte. "Ich habe um einen Tag Ruhe gebeten, ist das zu viel verlangt?!"

Erneut musste ich kurz auf eine Antwort warten. "Das steht nicht in meiner Verantwortung." Genervt spannte ich meinen Kiefer an und ließ meinen Arm sinken. 

Die letzten Tage waren lang und anstrengend. Ich verbrachte die Nächte in einem kalten Zelt außerhalb der Stadt, die einzige Verbindung zu einer anderen Person war mein Komlink und Kylo, der am anderen Ende davon saß. Trotzdem hatte ich mich noch nie so einsam gefühlt. Und doch war es keine eisige Einsamkeit oder gar eine zornige, ich fühlte mich nur ausgelaugt und ich sehnte mich nach der Geborgenheit meiner Heimat. Und meiner Eltern. Die langen Nächte ließen mir viel Zeit zum Nachdenken und ich hatte beschlossen, Kylo nicht mehr an meine Gedanken zu lassen. Auch wenn die dunkle Seite der Macht offensichtlich unbeschreibliche Kraft versprach, war dort nicht mein Platz. 

Wider meiner Erwartungen und dem schlechten Start, verlief der restliche Tag eher ruhig. Ich traf mich wie vereinbart mit Mai und übergab ihr das Datapad, das ich für sie gestohlen hatte. Im Gegenzug nahm sie mich mit in das Quartier der Untergrund Rebellen. Dort verbrachte ich einige Stunden damit, mich mit anderen Rebellen zu unterhalten. Manchmal nur über die Lage in der Stadt, um meine Tarnung aufrecht zu erhalten, und manchmal benutzte ich meine kleinen Tricks um an weitere Informationen zu gelangen. Tatsächlich fiel mehrmals der Cal Dom. Er wusste wohl wo ich finden konnte, was ich suchte.

Im letzten Licht der beiden Abendsonnen lief ich wieder zurück zu meinem Zelt. Es stand zwischen zwei großen Felsen, etwas erhöht zur Stadt, sodass ich früh genug jeden entdecken konnte, der sich mir nähern würde. Ich schälte mich aus dem schwarzen Überwurf mit der Kapuze und warf die Stiefel in eine Ecke, bevor ich mich in meine Decke einwickelte und vor das Zelt setzte. Auch wenn der Wüstenplanet nicht viel zu bieten hatte, war die Aussicht wunderschön.

"Jil." Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst dachte mich verhört zu haben, doch dann hob ich meinen Arm an und legte ihn auf meine Knie. 

"Ja, bin hier", gab ich mit müder Stimme zurück. Eine Zeit lang blieb es still, und trotzdem hatte ich das Gefühl Kylos Anwesenheit zu spüren. Sie war mir unangenehm, das konnte ich nicht leugnen. Er war so eingenommen von diesen dunklen Mächten, sprach nicht viel und wenn, dann nur in Rätseln. Damit konnte ich nicht gut umgehen. "Ich habe jetzt einen Namen. Ich weiß wer die nötigen Informationen hat. Cal Dom."

"Gut", gab Kylo gewohnt knapp zurück. "Suche ihn morgen früh auf und melde dich wenn du alles weißt was du brauchst, dann wirst du abgeholt."

Ich atmete tief durch und nickte, wohl wissend, dass mich niemand sehen konnte. Je schneller ich von Zeoul V runterkam, desto besser. 

"Wofür brauchst du dieses Holocron?", fragte ich nach einiger Zeit. "Was ist das überhaupt?"

"Es ist Wissen und bedeutet Macht. Du wirst es verstehen, wenn du es siehst." Seine Antwort stellte mich nicht zufrieden, aber natürlich ging es wieder einmal nur darum, Macht zu erlangen. 

"Man kann auch gut leben ohne die mächtigste Person in der Galaxis zu sein, weißt du", gab ich etwas genervt zurück.

Wie immer ließ Kylos Antwort auf sich warten, jedoch klang seine Stimme anders, als sie schließlich kam. "Ich nicht. Dafür habe ich schon zu viel verloren." 

Ich fragte mich, was seine Geschichte war. Woher er kam, wo seine Familie war und was ihn zu dem gemacht hatte, was er jetzt war. Beinahe hatte ich das Gefühl, dass er den Drang hatte weiter zu reden, möglicherweise sogar etwas über sich zu erzählen, aber als nach einiger Zeit die letzten Strahlen der Sonnen versiegten und noch immer kein weiteres Wort gefallen war, gab ich diese Hoffnung auf. Wahrscheinlich war es auch einfach besser, nichts über ihn zu wissen. 


Lost Soul [Kylo X OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt