Ich verlor kein einziges Mal mein Bewusstsein und doch fühlte sich alles an wie im Traum. Durch den dichten Nebel des Schmerzes bemerkte ich wie der Lärm langsam versiegte, als sich die Luke von Kylos Schiff schloss. Ich saß im hinteren Teil an einer Wand während er das Schiff startete und uns in Sicherheit brachte. Es vergingen einige Minuten, bevor das Ruckeln langsam weniger wurde und Kylo aus dem Cockpit zurück kam, seinen Helm absetzte und sich sofort daran machte mein Bein zu untersuchen.
Ich zuckte vor Schmerz zusammen als er mein angewinkeltes Bein ausstreckte und versuchte halbherzig seine Hand von meinem Knie zu nehmen.
"Wehr dich nicht", sagte er und entfernte dabei den blutdurchtränkten Schal, den ich notdürftig um die Wunde gewickelt hatte. Ich wagte es nicht hinzuschauen und hielt meinen Atem an, als Kylo die zerrissenen Ränder der Hose von der Wunde nahm.
"Lass es einfach, ich brauche einen Arzt." Er ignorierte meinen leisen Einwand und schien für einen Moment nachzudenken, sein Blick noch immer auf meinen offenen Unterschenkel gerichtet. "Kylo, bitte."
"Du verlierst zu viel Blut", antwortete er und nun hob er auch seinen Blick und schaute mich an. Seine Augen verrieten keine Emotion, trotzdem spürte ich deutlich das Chaos das ihn gerade umgab. "Kannst du heilen?"
Ich schüttelte nur schwach meinen Kopf und bemerkte wie meine Sicht kurzzeitig zu einem einzigen Brei verschwamm, bevor sie wieder langsam schärfer wurde. In mir stieg Übelkeit auf, mein Kreislauf war langsam aber sicher am Ende seiner Kräfte angekommen und ich verspürte den dringenden Wunsch meine Augen zu schließen und zu schlafen.
Doch auf einmal floss eine leichte Wärme durch meinen Körper, erst kaum spürbar, dann immer stärker. Es fühlte sich an, als ob pure Energie in meine Adern strömte als der Schmerz immer leiser wurde. Ich öffnete meine Augen, blickte erneut direkt in Kylos Augen. Ich konnte erst nicht beschreiben was ich sah, doch die Macht die ihn umgab, war ungewohnt klar. Und hell. Seine rechte Hand hielt noch immer mein Knie fest, während die andere ruhig über meiner Wunde schwebte und den Pol bildete, aus dem alle Kraft in mich floss.
In einem Anflug von neu gewonnener Stärke wollte ich erst etwas sagen, doch es wirkte beinahe so als ob sein Blick mich bitten würden, still zu bleiben. Stattdessen hob ich langsam meine Hand und führte sie zu seiner, die mir unaufhörlich dabei half, neue Lebenskraft zu erhalten während die Wunde langsam aufhörte zu bluten. Meine Fingerspitzen berührten die warme Haut an seinem Handrücken und es fühlte sich beinahe wie ein Stromschlag an, der mich dabei durchfuhr. Für einige Augenblicke verharrten wir beide in dieser Position.
Dann umfasste ich seine Hand mit meinen Fingern und zog sie sanft weg. Die Blutung war gestoppt und obwohl sich mein Kreislauf nicht viel besser anfühlte, war ich mir sicher, nicht mehr in Gefahr zu sein. Kylo wandte seinen Blick endlich ab und ich fühlte mich beinahe erlöst. Er sammelte seinen Handschuh ein und nahm seinen Helm.
"Danke", brachte ich in einer Mischung aus ehrlicher Dankbarkeit und Unsicherheit hervor. Die Klarheit die ihn umgab, hatte sich sofort wieder verflüchtigt und die gewohnt dunkle Aura war zurückgekehrt.
"Sprich nicht davon", war das einzige was von ihm zurück kam, bevor er sich seinen Helm wieder überzog und ins Cockpit ging.
Der Flug bis zum Sternenzerstörer dauerte etwas und ich war mir sicher, in der Zeit ohne Hilfe verblutet zu sein. Auf dem Schiff angekommen warteten ein Arzt und zwei Medi Droiden mit einer Trage auf mich. Die nächsten Stunden verbrachte ich halb schlafend und auf Schmerzmedikamenten auf der Krankenstation. Ich hatte keine Ahnung wie es um mein Bein stand und machte mir auch nicht die Mühe nachzusehen oder nachzufragen. Ich war einfach nur froh es nicht spüren zu müssen.
Irgendwann dimmten sich langsam die Lichter der Station und es wurde ruhiger, bis es schließlich dunkel war und nur die kleinen bunten Lichter der Geräte den Raum schwach erhellten. Ich driftete immer wieder in einen unruhigen Schlaf, nur um plötzlich wieder wach zu sein und Sekunden später wieder in den Dämmerschlaf zu fallen. Ich träumte viel, zumindest dachte ich es wäre ein Traum, als ich bemerkte wie sich die Tür öffnete und sich eine schwarze Gestalt an mein Bett setzte. Nach einiger Zeit, als mich mein eigenes Zittern aufweckte, blinzelte ich verloren in die Dunkelheit und glaubte erneut, erst noch zu träumen.
"Ich bin es", flüsterte eine tiefe Stimme.
Noch immer etwas erschrocken von dem fahlen Gesicht, das vom roten Licht meines Herzmonitors angestrahlt wurde, versuchte ich mich aufzurichten. Doch eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter und zwang mich sanft zurück in mein Bett.
"Was machst du hier", sagte ich kalt und musste mich kurz räuspern. Ich wollte ihn nicht hier haben. Er brachte mir nur Probleme und seine dunkle Aura war zu gefährlich für mich.
"Wo ist das Holocron?", fragte er genauso kalt zurück und ich glaubte beinahe Enttäuschung herauszuhören. Aber natürlich, der Grund weshalb ich überhaupt auf Zeoul V war. Irgendwie schien es klar, warum ich es verpasst hatte diese Information direkt weiterzugeben, aber ich fragte mich, weshalb Kylo nicht selbst direkt danach gefragt hatte als er mich aus der Bar zog. Ich verengte meine Augen herausfordernd zu schlitzen und zog meine Decke höher über meine Schultern.
"Warum hast du nicht schon längst danach gefragt? Du hattest genug Möglichkeiten."
"Willst du jetzt wirklich darüber diskutieren, weshalb ich dir dein Leben gerettet habe?", gab er sofort spöttisch zurück und zog dabei genervt eine Augenbraue hoch. Er fühlte sich offensichtlich angegriffen von meiner Frage, was nur heißen konnte, dass ich auf dem richtigen Weg war.
"Du hättest mich noch in der Bar sterben lassen können. Ich war klar genug um dir die Information zu geben, doch stattdessen riskierst du es selbst verletzt zu werden und lässt sogar zu, dich der hellen Seite der Macht hinzugeben, nur damit ich nicht in deinem Schiff verblute. Ausgerechnet ich, wo ich doch so austauschbar bin wie jeder einzelne Klon auf diesem Schiff."
Für einen kurzen Herzschlag hatte ich Angst zu weit gegangen zu sein. Ich hätte lieber nicht die Sache mit der hellen Seite erwähnen sollen, aber meine Zunge war schneller als meine Gedanken. Kylo blieb regungslos, senkte kurzzeitig seinen Blick, ehe er sprach.
"Das klingt als würdest du sterben wollen", ich schluckte schwer und merkte wie geschickt er gerade den Spieß umgedreht hatte, "Was verständlich ist, wenn man offen so schlecht von sich selbst denkt. Dabei kann keine Sturmtruppe die ich kenne Gedanken aus den Köpfen anderer erzwingen." Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Ton an, je länger er redete und ich konnte seinem drängenden Blick nicht mehr stand halten.
"Ich möchte das nicht", antwortete ich schließlich nach einiger Zeit der Stille. "Ich möchte nicht für eure Zwecke in fremde Köpfe. Ich bin keine Soldatin oder Spionin. Soll diese Mächte jemand anderes haben wenn sie jemand möchte."
Kylo schnaubte hörbar laut aus und ich spürte einen Finger, der sich unter mein Kinn legte. Ich bekam bei dieser unerwarteten Berührung sofort Gänsehaut und wandte ihm mich wieder zu, vermied aber den Augenkontakt.
"Es hat aber niemand anderes deine Kräfte. Die Macht ist vielseitig und überall, aber sie ist stark mit dir, und nicht irgendjemand anderem. Nimm sie an und nutze sie, egal in welcher Art und Weise, aber wirf deine Gabe nicht weg."
Ich runzelte verwirrt meine Stirn. Natürlich wollte er mir damit sagen, dass ich mich für eine Seite der Macht entscheiden solle und mir war auch klar, welche Seite er sich wünschte, doch seine Worte waren nicht eindeutig. Eher schon fast zu zweideutig, so als ob er selbst die Idee der hellen Seite nicht abwegig fand. Ich wollte etwas entgegen, doch da lehnte er sich wieder in seinen Stuhl zurück und räusperte sich.
"Und jetzt sag mir wo das Holocron ist."
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Lost Soul [Kylo X OC]
FanficKann man lernen zu lieben? Für Jil ist Kylo Ren nichts anderes als eine verlorene Seele in den Weiten der dunklen Seite der Macht. Bis er sie vor Aufgaben stellt, die sie selbst an den Rand der Dunkelheit bringt. Für sie ist klar, dass er niemals...