Nächster Halt: Nachwelt

Kapitel 5

Im Bordbistro haben sich schon einige Leute in einer Schlange vor der Essensausgabe versammelt, als wir reinkommen. Links und rechts an der Wand sind kleine Tische mit Sitzgelegenheiten im Boden verankert, auf deren weißen Tischdecken ein paar gestapelte Gläser stehen. Direkt gegenüber von uns ist neben einer Tür ein Fenster in die Wand eingelassen, das noch durch einen heruntergelassenen Metallrolladen verdeckt wird. Darüber hängt eine kleine Uhr, die Punkt sechs anzeigt.

"Komm, lass uns schon einmal zwei Plätze reservieren", schlägt James neben mir vor und legt seine Jacke auf die spiegelglatte Fläche eines kleinen Tisches in der Nähe. Ich folge seinem Beispiel hastig  und reihe mich dann hinter ihm in die Schlange ein. Während ich warte, lasse ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen. 

An der von hier aus linken Seite des Ganges sind Zweiertische aufgebaut, rechts können vier Leute zusammensitzen. Hier haben auch wir uns niedergelassen, außer unseren Jacken ist der Tisch allerdings noch leer. Ein paar Minuten später bin ich endlich an der Reihe. Eine nicht gerade motivierte Frau sieht mich erwartungsvoll an. Ich runzele irritiert die Stirn. Hat sie etwas gesagt? 

"Wollen Sie das Standartmenü, oder nur etwas zu trinken?", wiederholt sie schließlich gelangweilt.

"Ich nehme gerne das Menü", antworte ich höflich, was sie allerdings kaum zur Kenntnis zu nehmen scheint. Unbeteiligt schiebt sie mir ein Tablett rüber. "Das macht dann sieben Euro fünfzig."

Schnell krame ich in meiner Hosentasche nach meinem Geld. Leider habe ich immer überwiegend Münzen bei mir, weswegen es eine Weile braucht, bis ich den Betrag zusammen habe. Skeptisch zählt die Frau alles zusammen, nickt dann kaum merklich und lässt das Geld in eine Kasse neben sich fallen.

 Ich nehme wortlos das Tablett und steuere auf meinen neuen Bekannten zu. James sieht ziemlich hungrig aus, macht aber noch keine Anstalten, mit dem Essen anzufangen. Ich beeile mich, gegenüber von ihm Platz zu nehmen und bedanke mich dann hastig bei ihm fürs Warten, um nicht noch länger zwischen ihm und seiner Mahlzeit zu stehen.

"Kein Problem." Er lächelt und beginnt, sein Abendessen zu verspeisen. Auch ich wende mich nun meinem Tablett zu und sehe mir an, für was ich eigentlich gerade bezahlt habe. Neben einem Teller mit Suppe liegen zwei Scheiben Brot, sowie eine Flasche Wasser und ein kleiner Becher mit Pudding.

"Nicht schlecht", verkündet James schon ein paar Sekunden später. "Für Zugverhältnisse ist das überraschend lecker. Glaube ich zumindest. Das ist ja schließlich das erste Mal, dass ich hier etwas esse. Aber es übertrifft auf jeden Fall meine Vorstellungen."

Ich nicke zustimmend und beeile mich, den Bissen herunter zu schlucken, den ich noch im Mund habe. Das Essen ist wirklich gut. Nicht zu vergleichen mit meinen Kochkünsten, die sich auf das Aufwärmen von Tiefkühlpizza und das Kochen von Nudeln beschränken. Das einzig andere, was ich noch annähernd auf die Reihe bekomme ist Fertigsuppe. "Geht mir genauso. Ich muss sagen, daran könnte ich mich echt gewöhnen."

"Ist hier zufällig noch frei?", fragt da plötzlich eine dunkle Stimme. Ich sehe verwundert auf. Zwei großgewachsene, junge Männer, der eine mit blonden, der andere mit roten Haaren stehen vor unserem Tisch und lächeln uns freundlich an. Ich werfe einen schnellen Blick zu James, der mich ebenfalls ansieht. Er scheint nichts dagegen zu haben. "Klar" sage ich also und rutsche mit meinem Teller ein bisschen näher zur Wand, um den anderen Platz zu machen.

"Danke. Ich heiße übrigens John", stellt sich der Blonde immer noch lächelnd vor. "Und das", sagt er und deutet auf den Mann zu meiner Linken, "ist mein Kumpel Mark." Die beiden setzten sich zu uns. Ich blicke mich kurz im Raum um. Inzwischen ist er schon relativ voll und fast jeder der Tische besetzt. Interessiert wende ich mich wieder den beiden Männern zu. "Ich bin Rob", stelle ich mich vor und halte ihnen meine Hand hin, die sie sofort schütteln.