"Schon wieder zurück?", erkundigt sich James erstaunt, als ich nur wenige Sekunden später wieder in meinem Abteil stehe.
Sein fragender Blick ruht auf meinem aschfahlen Gesicht. "Er ist weg", keuche ich fast lautlos. Meine fassungslose Stimme scheint von weit weg zu mir herüber zuklingen.
"Also war er nicht im Café. Was ist denn auf einmal überhaupt los, Rob? Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen. Vielleicht hättest du am Abend wirklich nicht so lange lesen sollen." Er ist inzwischen ein Stück zur Seite gerutscht und deutet nun auf den freigewordenen Platz auf seinem Bett.
Ich setze mich dankbar neben ihn und werde dabei allmählich wieder Herr über meine eigenen Gefühle. Jetzt bloß nicht durchdrehen! Und dann beginne ich, James die Ereignisse von Anfang an zu erzählen. "...Dummerweise hat irgend so eine neunmal Kluge das Letzte mitgehört und musste ihre wilden Verschwörungstheorien natürlich gleich im ganzen Flur rumschreien, womit sie natürlich wieder andere neugierig gemacht hat. Inzwischen weiß es der halbe Gang."
"Ach, daher kam also das Geschrei. Ich dachte, da hätte jemand einfach seine Netflix Serie zu laut gedreht, oder so... Und wie ging es weiter?", will James gespannt von mir wissen.
"Na ja, manche von ihnen, die sich... ähm.... nicht so gut unter Kontrolle hatten, wollten sofort die Polizei rufen und so ein Zeug, aber Lucy ist erstaunlicherweise ziemlich cool geblieben. Das hätte ich nicht gekonnt." Ich verharre kurz. Obwohl ich James gerade mal um die 30 Stunden kenne, von denen ich vier gelesen und acht geschlafen habe, macht es mir mittlerweile nichts mehr aus, meine Schwächen vor ihm zuzugeben. Vielleicht ist da ja doch Potenzial für eine Freundschaft wie John und Mark sie haben. Bevor er etwas von meinem kleinen Abschweifen bemerken kann, setzte ich meinen Bericht schnell fort. Es gibt jetzt wirklich wichtigere Dinge. "Lucy hat jedenfalls angekündigt, dass sie gleich mit ein paar Kollegen die Abteile kontrollieren wird und wir am besten bis zum Abendessen dortbleiben sollen."
James nickt. "Verständlich. Hat sie denn sonst noch was gesagt?"
"Nein, soweit ich mich erinnern kann nicht. Oder doch, ja, sie meinte noch, dass wir uns bei ihnen melden sollen, falls uns etwas Ungewöhnliches auffällt."
"Okay, dann bin ich dank dir ja jetzt wieder auf dem neusten Stand. Danke für die Infos." Er versinkt kurz in Gedanken und streift sich abwesend mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. "Ich fürchte, ich persönlich kann den Angestellten nicht weiterhelfen. Ich habe schließlich die meiste Zeit geschlafen."
"Und ich war in das Buch vertieft."
"Hoffen wir, dass er doch noch gefunden wird. Möglicherweise war er wirklich die ganze Zeit nur in einer anderen Kabine", murmele ich, wobei ich leider nicht einmal mich selber wirklich davon überzeugen kann.
"Ja, das wäre natürlich das Beste. Aber wenn du mich fragst... also ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, doch...", beginnt er mit zusammengezogenen Augenbrauen, unterbricht sich dann aber gleich wieder. "Ach, vergiss es einfach. Wahrscheinlich mach ich uns nur unnötig verrückt."
"Nein, wirklich, ich bin auch nicht mehr so zuversichtlich, dass es für alles eine schlichte, beruhigende Lösung gibt. Irgendwie habe ich..." Ich kann mich gerade noch halten, um nicht "Angst" zu sagen. Nein, dafür ist es noch zu früh, oder? Ich sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Allerdings wäre es so viel einfacher. Schnell versuche ich, irgendetwas anderes zu finden, dass ich stattdessen sagen kann. "eine Ungewissheit", kriege ich mit quietschenden Reifen gerade noch so die Kurve. Richtig Sinn ergibt der Satz zwar nicht, aber Hauptsache, ich habe mich noch einmal gefangen. "Ich würde gern... na ja... eben Licht ins Dunkle bringen."
"Glaub mir, ich auch. Ich würde ziemlich viel dafür geben, irgendetwas Brauchbares mitgekriegt zuhaben. Wie John zum Beispiel. Mal angenommen, hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu, was ich immer stärker befürchte, dann will ich nicht bloß nutzlos hier rumsitzen und darauf warten, dass etwas passiert. Vielleicht können wir die Dunkelheit wenigstens minimal aufhellen."
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Fantasy"Das Leben ist wie eine Zugfahrt. Viele Menschen steigen ein. [...] Aber nur wenige fahren mit dir ans Ziel." - https://www.pinterest.de/pin/633387435049504/, 02.09.2022 Ein ganz normaler junger Erwachsener mit einem fast normalen Chef. Eine von B...