Naomi
-14 Jahre alt-
Ich sah zurück.
Feuer.
Überall Feuer.
Hitze.
Und ich mittendrin.
Ein brennender Deckenbalken stürzte vor mir zu Boden, verfehlte mich nur knapp.
Gefahr, sagte das Haus.
Ich muss, sagte ich.
Er war hier.
Der einzige Hinweis auf die Art, wie meine Familie ermordet wurde.
In unserem Haus.
Jetzt brannte es, Feuer und Rauch überall.
Ich hastete zuerst in das Wohnzimmer.
Auf der Caoch lagen zwei halbverweste Skelette.
Um die beiden herum brannte es, alles war dunkelrot vor getrocknetem Blut.
Ich blieb stehen.
Mein Blick verweilte auf meinen Eltern.
Tränen schossen in meine Augen.
Keiner hatte sie gefunden!
Keiner hatte sich um ihre Leichen gekümmert!
Und jetzt sollten sie hier verbrennen, oder wie?
Trauer schwand, Wut löste sie ab.
Prasselnd kam eine Feuerwand aus dem Wohnzimmer näher.
Die Gefühle verschwanden, ich presste sie in den Abgrund.
Und machte gleichzeitig zwei Schritte auf selbigen zu.
Ein lautes Zischen, direkt vor mir.
Ich sah auf.
Meine Eltern.
Eine Feuerwand hatte sich vor sie geschoben.
Die Hitze stieg ins Unermessliche.
Ich wich zurück.
Dann rannte ich nach oben, die zum Glück feuerfreie Treppe entlang.
Überall war Rauch in den oberen Zimmern, Rauch, der Luft und einfach alles verpestete.
Ich begann zu husten.
Hektisch zog ich einen verstaubten, großen Wollschal von der Gaderobe.
Meine Finger drückten den roten Alarmknopf daneben.
Schließlich ging ich weiter, den Schal vor Mund und Nase.
Crells Zimmer.
Ich holte tief Luft, sah mich selbst vor neun Jahren, wie ich als Fünfjährige zu Crell gegangenen war, ihn erschrecken wollte.
Und wie er dann nicht reagiert hatte, schon tot war.
Ich ging nach drinnen.
Crell saß noch genauso da, wie ich ihn verlassen hatte.
Doch jetzt war er halbverwest.
Knochen ragten aus fleischlosen Stellen, ließen den Blick auf Organe, Sehnen und Muskelstränge frei.
Nur lose Kleidungsfetzen hingen über solchen Stellen.
Und trotzdem er so wiederlich aussah, beugte ich mich nach vorn.
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Einsame Träne - I can not without you
ParanormaalWenn du am Abgrund stehst und keiner da ist, um dich aufzufangen, dann fühlst du dich allein. Verletzt. Du siehst all die Menschen, die noch nicht zum Abgrund gelangt sind. All die Menschen, die glücklich und nicht allein sind. Nur du hast niemanden...