Kapitel 46

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Lisas POV:

Nachdem Sportunterricht ziehen sich alle in der Umkleide um. Ich nutze die Gelegenheit und krame mein Handy aus der Tasche. Meine Finger rufen ihn schon von ganz alleine an.

Es dauert nicht lange bis er abnimmt. "Lisa!" Seine Stimme überschlägt sich leicht. Mein Herz setzt einen Schlag aus, um danach dreimal so schnell wie zuvor zu schlagen. Er könnte meinen Namen nicht schöner sagen!

"Hey!" Innerhalb von Sekunden bin ich auf meinen Beinen und verschwinde in die Toilette, wofür ich einige verwirrte Blicke ernte.

"Oh my godness, I already miss you so much!" Verzweiflung füllt seine leisen Worte.

"I miss you, too Harry!" Ich flüstere seinen Namen. Wie gerne würde ich ihn jetzt neben mir haben. Ich vermisse es, wie er meine Haare küsste und mit seiner Hand meinen Rücken streichelte. Aber am allermeisten fehlen mir sein Geruch und seine Nähe.

Ich weiß, dass er sowieso nicht mehr so schnell zurückkommen kann, aber ein bisschen Hoffnung darf man ja noch haben... "Where are you now?"

"Still at Heathrow Airport. We're waiting for our luggage now." Es tut weh zu wissen, dass er nicht mehr in Deutschland ist. 'Du darfst jetzt verdammt nochmal nicht rumheulen Lisa!', ermahne ich mich.

"Hm." Ich lehne mich an die geflieste Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

"You don't sound too fit baby. Are you at school?"

"Ja."

"Please make sure someone picks you up if you feel bad, okay?" Ich weiß ganz genau, dass er mich auf der Stelle abholen würde, wenn er in der Gegend wäre. "Lisa?!" In seiner Stimme schwingt Panik mit.

"I will.", verspreche ich.

Er ist schon etwas beruhigter. "Good."

Plötzlich höre ich Geflüster vor der Türe: "Mit wem spricht sie?! ... Bist du dir sicher? ... Aber warum sollte er mit ihr zusammen sein?" Oh nein! Wie kann sie nur!

"Uh sorry Harry I have to get off now. I love you!" Ich flüstere so leise wie möglich.

"Okay. I love you, too!" Seine Traurigkeit ist unschwer zu überhören, aber was soll ich machen. Schnell lege ich auf und öffne schwungvoll die Tür.

Wie erwartet klebt die halbe Klasse an der Tür, um zu lauschen. Sogar die Jungs haben sich in die Mädchenumkleide geschlichen. Und wem hab ich das zu verdanken!

So bald ich Abby sehe, schnappe ich mir ihr Handgelenk und ziehe sie aus dem Raum in die nächstbeste leere Umkleide.

"Was fällt dir eigentlich ein!? Ich hab dir doch deutlich gesagt, dass du dein Maul halten musst bis wir es offiziell machen! Das ist echt hinterfotzig von dir, mich so auszunutzen damit du an deine Informationen kommst. Aber echt schön, dass ich dir vertrauen kann, wirklich! Wie konnte ich nur so unterbelichtet sei-" Ich koche vor Wut!

"HEYY!" Abby schreit mich an. "Lisa, fahr mal einen Gang runter und lass mich das mal erklären-" Ein verzweifelter Gesichtsausdruck huscht über ihre Make-up Fresse. Ein Wunder, dass man überhaupt noch irgendwelche Emotionen in ihrem Gesicht erkennen kann!

"Erklären?! Ich hab schon genug gehört!" Enttäuscht von meinen falschen Freunden und von meinem ganzen Leben entferne ich mich. Diese Ziege soll mich einfach in Ruhe lassen!

Als ich zurück in die Umkleide gehe, sind die Meisten schon gegangen. Ehe mich irgendjemand mit Gerüchten bombardieren kann, rausche ich aus der Tür.

Während dem Unterricht versucht Abby immer wieder mit mir zu reden aber ich weiß, dass sie sich nur faule Ausreden ausdenkt, deshalb höre ich ihr auch nicht zu. Was aber noch lange nicht heißt, dass ich meiner Englischlehrerin zuhöre.

Was er wohl gerade macht? Wo musste er hin? Hat er ein Interview oder ein Fotoshooting? Denkt er an mich? Mein Magen rumort. Vielleicht hätte ich heute morgen doch eine Kleinigkeit essen sollen...

"Lisa! Du musst was essen!", zischt Abby und fischt ihre Brotdose aus ihrer Tasche. Von dir esse ich bestimmt nichts!

"Kein Appetit.", antworte ich abweisend.

Wie soll ich das Harry erklären, wenn es sich an der ganzen Schule herum spricht dass ich mit ihm zusammen bin?!

"Hey girls over there! Stop your private conversation and try the next exercise.", fordert Frau Eisel mit einem dicken deutschen Akzent. Wie geil wäre es, wenn mein Freund mal unser Englischlehrer wäre. Naja aber ich glaube nicht, dass sich da jemand auf den Unterricht konzentrieren könnte...

Ich versuche die Aufgabenstellung vorzulesen, aber die Buchstaben verschwimmen immer wieder zu einem schwarzen Wirrwarr. Unbeholfen stottere ich die Zeilen vor, worüber mich die Klasse laut auslacht. "Thanks Lisa. Abby go on please." Ich bin erleichtert als sie mich endlich erlöst.

Meine Nebensitzerin stupst mich an. "Hilf mir." Bevor ich irgendetwas tun kann, wird mir schwindelig und ein Schweißfilm bildet sich auf meiner Haut.

Abbys POV:

"Bitte!" Mit einem hilfesuchenden Seitenblick schaue ich zu Lisa, die in diesem Moment eine komische Bewegung macht und dann plötzlich vom Stuhl kippt. Ihr Kopf kommt hart auf dem PVC-Boden auf. Autsch! Es vergehen einige Sekunden, doch Lisa steht nicht wieder auf. Einige lachen - sie haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt...!

....

Happy Valentines Day! ❤

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