Johanna Mason- Die Rache (Hungergames FF)

Kapitel 7

Ich stand zusammen mit den meisten anderen Tributen hinter der Bühne. Einige wenige waren etwas spät dran und fehlten noch. Anders als in den anderen Jahren war die Atmosphäre hier entspannt und fast schon ausgelassen. Keiner machte sich Gedanken, etwas falsch zu machen, da wir alle schon einmal die Hungerspiele für uns entschieden und damit auch die Sympathie des Publikums gewonnen hatten.

Ich unterhielt mich gerade etwas mit Finnick, den ich schon durch meine Arbeit als Mentorin seit einem halben Jahrzehnt kannte, als ich im Augenwinkel eine engelsgleiche Gestalt wahrnahm. Ich drehte den Kopf in dessen Richtung. Es war Katniss, in einem wunderschönen Brautkleid, welches über und über mit Perlen, Glitzer und Tüll versehen war. Auch Katniss selbst sah traumhaft aus. Ich ging zu ihr.
„Ein Brautkleid?", fragte ich sie gleichzeitig argwöhnisch und erstaunt.
Sie antwortete nur knapp: „Snow zwingt mich dazu."
„Es sieht wunderschön aus. Guck dir mal meinen Fummel an. Ist das nicht ein grässliches Kostüm? Ich habe die dämlichste Stylistin des Kapitols.", antwortete ich.
Doch dann realisierte ich was sie gerade gesagt hatte. Ab diesem Moment begriff ich, wie sehr der Präsident Katniss und Peeta in der Hand hatte und warum die beiden diese getäuschte Romanze durchzogen. Ich war ein wenig geschockt und Mitleid prägte meinen Gesichtsausdruck.
Ich machte einen Schritt auf sie zu, richtete ihre Kette, murmelte: „Zahl es ihm heim, Katniss." und wandte mich von ihr ab. Ich hasste sie zwar, allerdings war nicht sie der Feind, sondern das Kapitol.
Ich merkte, dass auch die anderen Tribute Katniss nun entdeckt hatten. „Du siehst lächerlich aus", hörte ich Cashmere, die Tributin aus Distrikt 1 zu ihr sagen.

Caesar Flickerman begann mit der Show und sprach erstmal über allgemeine Fakten zum Jubel Jubiläum, wie schade es doch sei, dass wir 23 unserer Sieger verlieren würden und so weiter und sofort. Wenn es ihm so leidtun würde könnte er doch mal vorschlagen die Spiele ausfallen zu lassen?! Er war schließlich ein einflussreicher Mann im Kapitol und es würden sich bestimmt dann auch mehr Leute hinter ihn stellen. Aber nein, das ging ja nicht. Hauptsache nach Snows Nase tanzen. Nach seiner Einleitung wurden die Tribute der Reihe nach auf die Bühne geholt und hatten 3min Zeit, um beim Publikum zu landen. Erst kam der weibliche Tribut eines Distrikts und danach der männliche.
Doch dieses Jahr lief alles anders.
Statt sich beim Publikum einzuschleimen wurde das Ganze zu einer fast schon rebellischen Bewegung. Als Erste kam Cashmere und begann bitterlich zu weinen. Beetee aus Distrikt 3, oder wie ich ihn immer nannte; Minus, sagte etwas wie:
„Die Hungerspiele wurden von Menschen erfunden, also können auch Menschen sie beenden."

Nach ein paar weiteren Tributen war ich endlich dran und ich hielt mich an das Beispiel von Cashmere und Beetee. Mit einem wütenden Gesicht betrat ich die Bühne.
„Guten Abend Johanna", begrüßte mich Caesar,
„Möchtest du heute auch weinen oder hast du uns etwas anderes zu sagen?", fragte er und das Publikum schmunzelte.
Dies war auf meine Hungerspiel bezogen, wo mir das Weinen in jeglicher Situation das Leben gerettet hatte.
„Sehe ich aus als wäre ich traurig!?", ging ich ihn an.
„Ganz und gar nicht! Sehr verehrtes Publikum, Johanna ist nicht traurig, sondern wütend! Möchtest du uns vielleicht erzählen, warum du so sauer bist?", forderte er mich auf.
„Warum ich sauer bin? Weil ich hier komplett über den Tisch gezogen werde! Man hat mir gesagt, wenn ich die Spiele gewinne habe ich meine Ruhe. Dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Dann habe ich alles durchgestanden. Dann habe ich genug zu Essen und zu Trinken und ersticke in Geld. Ich will jetzt nicht sagen, dass das nicht stimmt, nein, aber mir wurden meine Familie und alles was mir lieb war genommen! Und das Sahnehäubchen ist, dass ich nochmal in diese scheiß Arena muss! Ficken sie sich, Snow!", schrie ich vor Wut.
Sofort holten mich zwei Avoxe von der Bühne, während ich weiter wie von Sinnen den Präsidenten beleidigte.

Ich stellte mich, nachdem ich mich beruhigt hatte, zu den anderen Tributen, die in zwei Reihen auf einer Erhöhung hinter Caesar standen. Die Tribute nach mir unterhielten sich normal mit Caesar, aber ließen trotzdem durchklingen, wie sehr sie dieses Jubel Jubiläum verabscheuten. Die einzigen Highlights nach mir waren, dass Katniss Kleid mal wieder in Flammen aufging, sie sich dieses Mal dabei in einen Spotttölpel verwandelte, die Snow ja bekanntlich ganz besonders mag, und, dass Peeta die Babybombe platzen ließ, offensichtlich mit der Hoffnung, dass die Spiele abgesagt wurden.
Als auch Peeta sich zu uns gestellt hatte, feierliche Musik gespielt wurde und mit einer Kamera auf uns gezoomt wurde begannen alle sich an den Händen zu halten. Ich verschloss meine linke Hand mit der von Blight und meine rechte mit der von Justin Hix aus Distrikt 6. Wir hielten unsere Hände in die Luft. Wenige Sekunden später erlosch das Licht.