Kapitel 15

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Ich wachte auf. Es war früh morgens und die anderen schliefen noch. Alle bis auf Beetee. Ich setzte mich auf und streckte mich. Obwohl wir hier in einer Arena voller tödlicher Gefahren gefangen waren, hatte ich recht gut geschlafen und fühlte mich gut. Ich stand auf und ließ mich neben Beetee in den Sand fallen. Ich warf einen Blick hinter uns, wo die anderen auf von Finnick geflochtenen Liegen schliefen, um zu überprüfen, ob ich aus Versehen jemanden geweckt hatte.

Dann wandte ich mich flüsternd an Beetee: „Wie wollt ihr die Arena sprengen?"

In Haymitchs Nachricht stand, ich solle mich an Beetee halten, beziehungsweise ihm ‚gehorchen'.

„Der Baum", begann Beetee und nickte in die Richtung des 12-Uhr-Sektors, „Die elektrische Ladung, die entsteht, wenn der Blitz einschlägt, leiten wir mithilfe meines Drahts um. Wahrscheinlich umwickeln wir einen Speer oder etwas ähnliches damit, und wenn es 12 Uhr schlägt werfen wir ihn ins Kraftfeld."

„Und wie willst du das machen ohne das die aus Distrikt 12 Verdacht schöpfen?", fragte ich ihn.

„Ich tue so, als hätte ich vor, eine Falle zu bauen, eine Stromfalle. Sie werden mir glauben."

Ein wenig skeptisch war ich ja schon. An dem Plan gab es einfach so viele Dinge die schief gehen konnten. Allein den Speer ins Kraftfeld zu werfen... Die Spannung würde die Person, die ihn wirft, völlig ausschalten, wenn nicht sogar umbringen. Allerdings gab es keine andere Möglichkeit und das wussten wir. Wir konnten nicht riskieren, dass das Kapitol die Hungerspiele bekommt, die es sich wünschte.

Ich hörte ein Rascheln und bemerkte, dass Peeta und Finnick nun auch wach waren. Sie standen auf und schüttelten ihre Liegen aus, die voll mit Sand waren. Dann gingen wir alle kurz ans Wasser, um uns zu waschen. Das Salzwasser half zwar nicht wirklich gegen unseren mittlerweile recht starken Körpergeruch, doch es erfrischte und ließ mich zumindest sauberer fühlen.

Aufeinmal erklang ein Piepsen. Wieder landete ein kleiner Fallschirm mit ein paar Broten aus Distrikt 3 neben uns im Sand. Katniss war nun auch wach und jeder nahm fünf von den 24 Brötchen. Acht blieben als Reserve.

‚Wenn jemand sterben würde, könnten wir die perfekt aufteilen', hörte ich meine innere Stimme sagen und irgendwie belustigte mich das.

Es erinnerte mich an den gestrigen Abend. Ich blicke zu Katniss, sie lacht nicht, so wie am Abend, nein, sie sieht kompelett verwirrt aus. Worüber sie wohl nachdachte?Hatte es etwa mit dem zu tun, was ich gestern belauscht hatte? Dachte sie wirklich, dass wir uns hauptsächlich für Peeta aufopfern würden und nicht für sie?

Katniss hatte inzwischen ihren Anteil verspeist und wollte nun Peeta Schwimmen beibringen. Sie gingen ins Wasser und Finnick, Beetee und ich blieben km Sand sitzen. Als die beiden aus der Hörweite waren, fing ich an, ihnen zu erzählen, was ich vermutete. Als ich geendet hatte, schwiegen erstmal alle.

„Wir müssen sie wann immer es geht voneinander trennen und sie nicht aus den Augen lassen", sagte Finnick schließlich, stand auf, hob seinen Dreizack auf und drehte ihn in der Hand.

Wir anderen nickten zustimmend.

„Wir sollten nochmal über den Plan sprechen", meinte Beetee, „ich werde gleich, wenn auch die anderen bei uns sind den genauen Ablauf erklären. Erstmal ist wichtig, dass die Operation am dritten Tag, also morgen, um 24 Uhr statt findet, so sagen es zumindest die Brote. Dann kommen sie mit den Hovercrafts aus Distrikt 13 und befreien uns. Bis dahin müssen wir das Kraftfeld gesprengt haben."

„Du, Beetee, hören die uns dadraußen eigentlich gar nicht? Also die Spielmacher meine ich", warf ich ein.

„Nein, natürlich nicht. Plutarch hat dafür gesorgt, dass man unsere Gespräche nicht hört. Dafür hat er dasselbe Programm benutzt wie für die Spotttölpel, die zum Beispiel Prim nachahmen. Er hat unsere Stimmen genommen und überspielt die Sache, die kein anderer hören soll, mit irgendwas anderem", klärte Minus mich auf.

Damit war das geklärt. Mehr war nicht zu besprechen, also setzte ich mich auf meine Liege, aß mein letztes Brot und beobachtete Peeta und Katniss, die im Wasser schwammen. Finnick hatte angefangen, ein neues Fischernetz zu knüpfen und
Minus spielte mal wieder an seiner Drahtrolle herum.

Ich merkte wie das Aufpassen auf die beiden aus 12 immer langweiliger wurde und begann mit meinem Zeigefinger sinnlose Zeichen in den Sand zu malen. Irgendwann dämmerte ich, den Kopf auf meinen Arm gestützt weg.

Aufeinmal wurde ich angestubst. Ich wachte auf und bemerkte, dass alle anderen in einem Kreis saßen und allem Anschein nach den Plan besprachen. Schnell gesellte ich mich zu ihnen.

Johanna Mason- Die Rache (Hungergames FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt