Kapitel 2

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Ich schlug die Augen auf. Mein Kopf tat weh. Langsam setzte ich mich auf und sah mich um. Anscheinend war ich in einem Zug, naja, was heißt in einem, ich war in dem Zug zur Hölle, genauer gesagt zum Kapitol und damit auch zu den Hungerspielen.
Ich öffnete meine Abteils-Tür und ging Richtung Speisewaggon. Dort saßen auch schon Blight Jordan, der männliche Tribut aus meinem Distrikt, Melinda, und Richard Derans, unser Mentor. Ich setzte mich dazu und höre mit halbem Ohre der Standpauke zu, die ich wegen meines Ausreißers bekomme. Als sie fertig sind mit Schimpfen, schnappe ich mir einen Muffin und gehe.

Nach einer unendlich langen Zugfahrt sahen wir unser Ziel, das Kapitol. Wie beim ersten Mal wo ich hier ankam, war es ein prächtiger Ausblick. Überall sah man luxuriöse Penthouses und futuristische Autos. Die meisten Gebäude waren in weiß gestrichen. Alles sah selbst vom weitem sauber aus, geradezu steril, ganz anders als in den Distrikten. Bei uns waren die Hälfte der Häuser zerfallen, weil es sich niemand leisten konnte, sie zu reparieren. Außerdem bestanden sie zum Großteil aus Holz oder Stein und nicht aus Marmor und Beton. Die Armut in den Distrikten hatte sich seit dem Krieg nicht verbessert. Ich war glücklich, als mein Distrikt ein Jahr lang Vorräte bekommen hatte, als ich die Spiele gewann. Das ist jetzt aber schon acht Jahre her und wieder musste ich in die Spiele. Das Leid würde niemals enden, wenn es so weiter ging.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt im Zug waren wir endlich da. Wir gingen in das riesige Apartment, welches sich stark verändert hatte, seit ich das letzte Mal hier war. Heute Abend würde die große Parade stattfinden, wo ich die anderen Tribute sehen würde. Die meisten von ihnen kannte ich schon und gerade das stimmte mich traurig. Wenn ich überleben wollte, musste ich die meisten von ihnen töten. Aber wollte ich das wirklich? Ich versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen.

Ich wurde von meinem Stylisten Team gerade in einen Raum gebracht, der fast aussah wie ein Behandlungszimmer im Krankenhaus. In der Mitte stand eine Liege. Rachel wies mich an mich auszuziehen und mich auf die Liege zu legen. Am Tag der Ernte wurde ich nur so wenig bearbeitet, dass es gerade für meinen Wintermantel reichte. Nun rissen sie mir alle möglichen Körperhaare aus und ich fühlte mich wie ein gerupftes Huhn. Sie beruhigten meine Haut mit verschiedenen Lotionen und gingen dann aus dem Raum. Ich stand auf und nahm mir einen Morgenrock von einem Haken.

Meine Stylistin trat in den Raum. Jill Frieks war eine sehr herzliche und liebe ältere Dame, die man eigentlich liebhaben müsste, wenn sie einen nicht in unmögliche Kleider stecken würde. Sie selbst trug schulterlange, rote Haare und trug stehts eine lederne, pinke Latzhose. An ihren Fingern steckten unzählige Ringe, wo keiner zum andern passte. Sie lächelte mich etwas traurig an. Nun, da wir alleine in einem Raum waren, und wesentlich mehr Zeit zum Ankleiden hatten als am Tag der Ernte, hatte sie genug Zeit, um mich zuzutexten. Wie schlimm sie es doch fand, dass ich noch einmal in die Arena müsse, und so weiter und sofort, während Tränen ihre Wangen hinunter liefen.

Sie griff in ihre Tasche und holte ein ordentlich zusammengelegtes Kleidungsstück heraus. Es war ein eng geschnittener Einteiler, der Grün mit goldenem Muster gefärbt war. Dazu gab es ein seltsames Korsett und dazu passende Schuhe, beides in metallischen Tönen. Ich zog es an und musterte mich im Spiegel. Das Outfit sah besser aus als das von meinen letzten Hungerspielen, aber hätte ich die Wahl würde ich es trotzdem nicht tragen.

Ich wurde von meiner Stylistin nach draußen begleitet, wo auch schon zwölf schwarze Kutschen mit schwarzen Pferden standen. Ich atmete tief durch und stellte mich in eines der Gefährte.

Johanna Mason- Die Rache (Hungergames FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt