Unerwartet

396 11 0
                                    

Jennys Sicht

Robert sah noch genauso gut aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er sah entspannt aus in seiner Jogginghose und dem schwarzen Hoodie, deren Kapuze er hochgezogen hatte. Sein Gesicht trug einen fragenden Ausdruck, der ihm erstaunlicherweise gut stand.

,,Also darf ich?", deutete er auf den Platz neben mir und holte mich so aus meiner Traumwelt. ,,Mmh, ja klar!", glücklich das ich doch einen Ton rausbekommen hatte, rückte ich schnell noch ein Stück um ihm Platz zu machen.

Schweigend saßen wir nebeneinander und sahen den beiden Mädchen beim Spielen zu. Irgendwann wachte Grisu auf, schnupperte an Robert und sprang ihm schließlich auf den Schoß. ,,Grisu runter da!", mahnte ich ihn und versuchte ihn wieder auf den Boden zu befördern. Dieser lies sich allerdings nicht beirren und rollte sich stattdessen auf Roberts Schoß zusammen. ,,Dein Hund scheint mich zu mögen.", schmunzelte Robert und begann Grisu zu kraulen. ,,Der gehört nicht mir!" Daraufhin erntete ich nur einen fragenden Blick. ,,Er gehört meiner Schwester Katja. Sie ist gerade beruflich unterwegs und deswegen passe ich jetzt auf Lia (ich deutete mit meinem Kopf auf die beiden Mädchen, die im Sandkasten spielten) und ihn auf."
,,Süß ist er auf jeden Fall!"

Danach herrschte wieder stille zwischen uns. Aber es war keine unangenehme Stille sondern eine friedliche. Grisu war inzwischen wieder eingeschlafen und schnarchte vor sich hin, während Robert ihn weiter kraulte.

Irgendwann wurde es dunkel und ich beschloss, dass es Zeit wurde heimzugehen. Ich stand auf und griff nach Grisus Leine. ,,Bist du öfter in der Gegend hier unterwegs?" Robert sah mich mit hoffnungsvoll glänzenden Augen an während er Grisu auf den Boden setzte und ihm ein letztes Mal über den Rücken streichelte. ,,Naja ich wohn zwei Straßen weiter also..." ich zuckte mit den Schultern und sah einen kurzen freudigen Ausdruck über Roberts Gesicht huschen. Anschließend drehte ich mich um, warf ihm noch ein leises ,,Bye" zu und schnappte mir Lia.

Roberts Sicht

Was war das denn jetzt? Hab ich irgendwas falsch gemacht, oder warum ist sie so schnell gegangen? Dabei war es doch eigentlich ein zwar unvorhergesehenes, aber trotzdem angenehmes Treffen gewesen. Eigentlich wollte ich nachdem Kinderarzt nur noch eine kleine Runde mit Klara an die frische Luft, als ich sie hier sitzen sah und könnte dann einfach nicht widerstehen mich zu ihr zu setzen.

Während ich in Gedanken war, hatte Klara sich dazu entschlossen keine Lust mehr auf spielen im Sandkasten zu haben und klammerte sich nun an mein Bein. Ich hob sie auf meinen Schoß und rückte ihre kleine Mütze auf ihrem Kopf zurecht. Sie kuschelte sich ohne irgendetwas zu sagen an mich und ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Kurz vor sechs. ,,Müde?", fragte ich die Kleine und bekam nur noch ein Brummen.

Eine gute Stunde später beseitigte ich die Reste des Abendessens, während Klara im Wohnzimmer Sandmännchen schaute und dabei schon fast einschlief. Als die Küche sauber war setzte ich mich zu ihr und versuchte zum ersten Mal mehr über die Frau herauszufinden. Allerdings nicht ohne darüber nachzudenken wie Anna wohl über das alles denken würde.

Bittersweet roseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt