Jennys Sicht
Ich stand pünktlich um 12 vor dem kleinen Café, vor dem ich mich mit Robert verabredet hatte. Es herrschte strahlender Sonnenschein, dementsprechend viele Leute waren in der Stadt unterwegs. Das Café, so schien es mir zumindest machte heute einen verdammt guten Tag. Die Kellnerinnen und Kellner wuselten geschäftig um mich herum, schienen nicht auch nur eine Minute Pause machen zu können. Aus allen Ecken hörte man fröhliche und ausgelassene Menschen. Es schien mir schon fast, als hätten wir den perfekten Tag für unser Date ausgesucht. Auch mit dem Kleid hätte ich wahrscheinlich richtiger nicht liegen können. Es sorgte dafür, dass mir nicht zu warm wurde, bedeckte aber auch an den richtigen Stellen. Dadurch, und weil ich mich heute Morgen natürlich eingecremt hatte (immer schön machen Leute!), würde ich wahrscheinlich schon morgen mit einem schönen sonnengebräuntem Teint rumlaufen.
Robert allerdings hatte ich noch nicht entdeckt. Und ich hatte jetzt wirklich schon ein paar Minuten Zeit zum Beobachten. Plötzlich hörte man ein kurzes, aber ziemlich lautes Motorengeräusch. Wahrscheinlich der Sportwagen irgendeines reichen Schnösels, welcher gerade in eines der umliegenden Parkhäuser einbog. Noch immer war Robert nicht aufgetaucht und deswegen warf ich einen Blick auf mein Handy. Schon 10 nach 12. Na gut, ich gab ihm noch maximal 10 Minuten, bevor ich selbst auch wieder gehen würde. Plötzlich nahm ich etwas am andere des großen Platzes war, an dem sich das Café befand. Ein Kerl rannte durch die sich sonst eher träge bewegende Menge und erntete dadurch den ein oder anderen verwirrten Blick. Je näher er kam desto klarer wurde, dass er das Café ansteuerte vor dem ich stand. Er trug eine Sonnenbrille und ein einfaches weißes T-Shirt, welches seine Muskeln auf eine gute Art und Weise betonte. Es war ein nicht besonders schickes Outfit, aber dem Wetter angemessen. Es war Robert, welcher auf mich zu joggte. In diesem Moment schien auch er mich entdeckt zu haben, denn er legte einen kleinen Schlusssprint ein und kam dann mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen vor mir zum Stehen. Wow,eins musste man ihm lassen: Er war gerade bei gefühlten 30 Grad über diesenPlatz gejoggt und schwitzte dabei kein bisschen, geschweige denn, dass erschnell atmete. Hätte ich das gemacht, wäre ich jetzt komplett verschwitzt undam Keuchen wie Sau.
,, Hey",flüsterte er mir leise ins Ohr und gab mir danach einen kurzen Kuss auf dieWange, ,,Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Es gab zuhause noch ein kleinesProblem, welches ich lösen musste." ,, Nicht schlimm.", antwortete meine Zunge,bevor mein Hirn große Einwände erheben konnte. Normalerweise hasste ich Unpünktlichkeit,aber bei ihm machte mir es gerade erstaunlich wenig aus. Der Kerl hatteoffensichtlich eine betäubende Wirkung auf mein Gehirn. ,, Du siehst gut aus,dass Kleid steht dir!" Okay, ich könnte schwören, dass ich gerade rot gewordenbin. ,, Du siehst auch ziemlich, ähm gut aus." Wenn ich mich nicht schon längstzum Voll Horst gemacht hatte, dann spätestens jetzt. Er allerdings ging daraufzu meinem Glück gar nicht ein, sondern beließ es bei einem ,, Danke dir." und demeh schon vorhandenem lächeln. Danach entstand ein Moment der Stille, in dem wiruns irgendwie einfach nur ansahen. Scheiße, wahrscheinlich dachte er sich doch,warum er gerade mich um ein Date gebeten hatte und hielt mich für total bescheuert.Wie konnte ich die Situation vielleicht noch retten? Denk nach Jenny, denknach!
Er begann plötzlich leise zu lachen. Okay, er hielt mich wohl wirklich für bekloppt. Glückwunsch an mich selber an dieser Stelle. Er gluckste immer noch vor sich hin, was mich zugegeben schon ein wenig beleidigt werden ließ. Er bemerkte anscheinend meinen Stimmungsumschwung relativ schnell. Ich beobachtete, wie er versuchte sich wieder ein zu bekommen. ,, Sorry, aber wir benehmen uns hier gerade gefühlt wie 2 verliebte Teenies in einem Hollywood Liebesfilm." Jetzt musste auch ich ein bisschen schmunzeln. ,, Und dein Kompliment gerade war echt süß, falls du gedacht haben solltest, ich würde mich darüber lustig machen!" Man, jetzt konnte ich endgültig nicht mehr schmollen. Er bemerkte dies und breitete die Arme aus. Ich lehnte mich daraufhin einfach gegen ihn und versuchte mich ein bisschen zu entspannen. Bei jedem anderen, den ich zum ersten Mal traf hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht. Robert hatte ich aber schon geküsst, von daher konnte ich ihn jetzt auch ruhig umarmen. Er schien diese Nähe genauso zu genießen wie ich, denn er machte keine Anstalten sich lösen zu wollen. Ich jedoch warf einen kurzen Blick auf unsere Umgebung. Quasi alle Menschen um uns herum starrten uns an. Sogar die Kellner schienen für einen Moment aufgehört zu haben zu arbeiten, denn sie wuselten nicht mehr herum. Ich bekam ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Mir hätte bewusst sein müssen, dass so etwas passieren würde, wenn ich mich mit ihm traf. Trotzdem war ich nicht besonders motiviert morgen die Titelbilder der Boulevardzeitungen zu füllen. Deswegen versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien.
Er hatte anscheinend mitbekommen, dass mir etwas Unwohlsein bereitete, denn er löste seinen Griff schnell. Dafür sah er mich jetzt verwirrt an. ,, Wir werden beobachtet." Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter. ,, Kurwa!" Diesmal war ich diejenige die verwirrt schaute. ,, Du magst nicht zufällig italienisch? Ich kenne da einen sehr guten und zum Glück auch etwas abgelegenen Italiener." Er sprach so schnell, dass ich nur etwas überfordert nicken konnte, bevor er mein Handgelenk ergriff und mit mir zu seinem Auto relativ schnellen Schrittes quer über den Platz zum Parkhaus ging. Als wir so durch die immer noch erstarrte Menge gingen, kam er mir sehr angespannt vor. Als wollte er ausdrücken: ,,Sprecht mich bloß nicht an!"
Erst als wir am Parkscheinautomaten und somit außerhalb des Blickfeldes standen sackten seine Schultern nach unten und er atmete einmal tief ein und aus. Ihn anzusprechen wagte ich allerdings noch nicht. Erst als ich neben ihm in seinem Sportwagen saß, durchbrach er die Stille. ,,Sorry, falls dir das gerade Angst gemacht haben sollte. Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen, dass es dort voll sein würde. Ich hätte diesen Ort sonst nicht vorgeschlagen. Ich hasse es, wenn ich außerhalb des Fußballs von so vielen angestarrt werde. Da möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie das für dich ist. Ich will dir diese ganze Aufmerksamkeit eigentlich ersparen!" Schuldbewusst drehte er mir den Kopf zu und sah mir in die Augen. Dieses unnötige Schuldbewusstsein wollte ich aber eigentlich gar nicht sehen. Es tat mir weh. ,, Du hast an nichts davon Schuld, Robert. Damit das schon mal klar ist! Du lebst einfach nur deinen Traum. Und nein, das hat mir keine wirkliche Angst gemacht gerade. Ich war höchstens ein bisschen überfordert. Ich werde damit klar kommen, dass du in der Öffentlichkeit stehst, okay?" Er schien mir nicht ganz glauben zu wollen. ,,Okay?" Nun nickte er doch. ,, Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich habe jetzt doch langsam Hunger." Er lächelte ein wenig belustigt und startete den Motor.
Hey Leute, es gibt jetzt mit diesem hier noch 3 Kapitel und einen Epilog.
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Bittersweet rose
Hayran KurguEigentlich beginnt es wie ein ganz normaler Tag. Auch die zwei Frauen und ihr Wunsch sind für Jenny nichts ungewöhnliches. Allerdings weiß sie nicht das diese Begegnung ihr Leben verändern wird... Genau so weiß Robert zu Beginn dieses Tages nicht, d...