Ihr lieben Menschen, heute muss ich einfach über ein echtes Aua-Thema schreiben, bei dem jeder Autor ein dumpfes Grollen verspürt, aber es ist auch einfach zu komisch. Wohlgemerkt, dieses Kapitel stammt von der schrulligen Tante, die schon Patzer wie »Er stemmte die Hüften in die Hände« eiskalt veröffentlicht hat – ihr seht also, ich »erhebe« mich über niemanden, ich tippe das hier mit einer Hand, weil ich mir fortwährend an die eigene Nase fasse.
Aber wir machen Fehler. Ständig. Alle. Manche davon sind unfreiwillig komisch, aber trotzdem eben, ja, komisch. Und darüber, wie wir mit Fehlern kreativ umgehen, wie wir sie uns verzeihen und wie wir manche sogar vermeiden – Vorsicht: Beispiele! - müssen wir jetzt einfach mal reden.
Okay. Heute ist ein extrem ruhiger Tag. Da hat man kaum Gelegenheit, über Fehler zu stolpern. Glaubt man. Aber die kleinen Biester sind überall. Gerade las ich in einer Diskussion unter Autoren etwas über Cover-Design und musste lachen über die Formulierung »in hoch genuger Auflösung«. Die Formulierung hätte von mir sein können. Schließlich bin ich aus dem Pott, wo »das zue Fenster« als vollkommen korrekte Ausdrucksweise gilt.
Davor hab ich einen kleinen Text für einen Auftraggeber verfasst, der küchenfertige und vorgegarte Weihnachtsgänse verkauft und ein nettes Begleitschreiben mit einer Zubereitungsanleitung brauchte. In meinem Briefing stand als Stichwort: Bestreichen Sie die mitgelieferte Marinade mit dem mitgelieferten Pinsel. Ich wollte jetzt keine Zeit damit verplempern, klugscheißernd Rücksprache zu halten, ob wirklich die Marinade bestrichen werden soll oder die Gans.
Während ich kopfschüttelnd in meinem Dokument »Ganz« und »Gans« auseinanderzuhalten versuchte, entspann sich aus der Marinade eine meiner ewigen Lieblingsfragen. Mariniert und maniriert. Und mir wollte das »deutsche« Wort für maniriert einfach nicht einfallen. Bevor ich auf »gekünstelt« kommen konnte, half meine findige Tochter mir mit »Fake-Bitch« aus, was mir eigentlich noch viel besser gefällt als mari ... nee, maniriert.
Warum auch immer, aber mein Hirn spuckt gerade ein Anekdötchen aus der Freud-Gesamtausgabe aus und ich weiß jetzt beim besten Willen nicht, ob ich das im Buch über die Fehlleistungen gelesen habe oder in »Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten«. Jedenfalls hat Vater Freud von einem jungen Ehepaar erzählt, bei dem die frisch vermählte Gattin sich noch etwas schwer damit tat, an den »ehelichen Pflichten« Vergnügen zu finden. Als die arme Frau sich darüber beschweren wollte, dass der Gatte immer ihre Puderquaste benutzte, rutschte ihr die vorwurfsvolle Fehlleistung heraus: »Du hast mich schon wieder mit deinem Quast gepudert!«
Worauf wollte ich jetzt eigentlich hinaus? Äh, ja! Was ich meine: Die Umwege im Unterholz des menschlichen Gehirns sind oft viel lustiger und kreativer als die Autobahnen. Im Gegensatz zu Freud gehe ich aber nicht davon aus, dass jedem Fehler ein tiefsitzender und psychoanalytisch begründbarer Konflikt zugrunde liegt. Manchmal sind wir auch einfach nur tüdelig, oder? Ich zumindest wüsste nicht, was bei mir falsch läuft, wenn ich so snhelcl tippe, dass zwar alle Buchstaben in einem Wort enthalten sind, aber dem Leser das Vergnügen überlassen bleibt, die richtige Reihenfolge herauszufinden. Obwohl – was den Gatten veranlasst hat, mit der Puderquaste seiner Frau zu spielen, hätte mich aus freudianischer Sicht schon irgendwie interessiert ...
Fakt ist jedenfalls: Fehler passieren. Fehler sind einfach menschlich. Deswegen gibt es ja glücklicherweise Serviceleistungen wie Korrektorat und Lektorat, um Tippfehler, Logikfehler, Redundanzen und ähnliche Übel verschwinden zu lassen, bevor Leser darüber stolpern. Und selbst, wenn uns mal was durch die Kontrollen flutscht, tja, mein Gott! Wir alle geben doch wirklich unser Bestes und liefern die großartigste Qualität ab, die wir hinkriegen. Und manchmal werden wir eben von der eigenen Betriebsblindheit verkaspert. Ich hab mal zehn Minuten gebraucht, um dahinter zu kommen, wieso das Wort »Sorgfältigkeit« sich irgendwie falsch anfühlt.
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Kreatives Schreiben: Finde deine eigene Stimme!
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