Die Tudors und du: eine kleine Reise

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So, ihr Lieben! Ich musste mich jetzt – ihr kennt das – erst mal sortieren, weil ich drei Kapitel gleichzeitig im Kopf hatte. Fokussieren, Sookie, fokussieren! Öhm, ja. Also, wir machen jetzt einen Ausflug und ich versuch mal, mich auf EIN Thema zu konzentrieren. Was gar nicht so leicht ist, weil ich gerade ansatzweise verstört bin. Ich hab nämlich mal wieder zu viel »Fernsehen« geguckt und das lässt mich meist mit einer explodierten Packung geplatzter Smarties im Kopf ratlos zurück. Also, da war diese Serie. »The Spanish Prinzess« und ich glaub, wir müssen reden. Gucken müsst ihr die nicht, es sei denn, ihr wollt das. Aber ich erklär mal kurz, worum es geht.

Also, die Serie handelt von Katharina von Aragon. Nicht Katharina von Aragorn, denn dem seine Katharina heißt ja Arwen. Aragog war die Spinne bei Harry Potter, wir wollen ja hier nichts durcheinander werfen. Jedenfalls rede ich von der Katharina, die als die erste Ehefrau in die Geschichte einging, die öffentlich durch ein jüngeres Modell ersetzt wurde, weil sie den für die Thronfolge so dringend benötigten männlichen Erben nicht liefern konnte. Für die Marxisten unter uns: Das Wort »Gebrauchswert« schwebt durch den Raum ...

So. Da muss ich jetzt mal kurz Sookies kleine feministische Systemkritik anbringen, da müssen wir leider zusammen durch. Der europäische Hochadel arrangierte Hochzeiten, um Allianzen zu bilden, die Thronfolge zu sichern und im Idealfall auch den Frieden. Der Plan war, dass die Verwandtschaft nicht so schnell angreift wie »fremde« Nachbarländer. Ja. Und wenn die Erbfolge gesichert ist und sowieso klar ist, wer der nächste »König von Gottes Gnaden« wird, brechen auch nicht so leicht Bürgerkriege aus, die Engländer sind da ja irgendwie vorbelastet. Aber Romantik hatten die nicht auf dem Zettel. Katharina wurde mit Heinrich VIII. vermählt, um England mit dem mächtigen Spanien zu verbünden und eben jene Thronfolge zu sichern. Ob die beiden sich leiden konnten, spielte dabei keine Rolle, es ging um Politik und Kapital.

Bis hierher klingt das ja richtig gleichberechtigt. Heinrich hatte bei der Wahl seiner Gattin genauso wenig Spielraum wie Katharina. Allerdings war Heinrich ein Mann in einer patriarchal dominierten Welt, sprich, er konnte sich Mätressen nehmen, um seinen Neigungen zu folgen. Eine männliche Entsprechung des Wortes gibt es nicht, denn Katharina konnte das nicht. Wenn sie sich durch den Palast getindert hätte, wäre ja der ganze Streit um die legitimen Thronfolger wieder aufgeflammt. Also bekam sie eine Bibel und er sechs Ehefrauen. Allerdings nacheinander. Aber das ist eine andere Geschichte, ich wollte ja fokussieren.

So. Jetzt kommt dieses Monster called »Zeitgeist«. Nach dem Hype des letzten Jahrzehnts rund um das romantische Ideal, sich von Milliardären den Hintern versohlen zu lassen, hat sich jetzt rumgesprochen, dass »starke weibliche Heldinnen« in die Trends rutschen, da lauert die Reichweite, yeay! Also verfilmen wir doch einfach mal das Leben der Katharina von Aragon neu. Den Namen hat jeder schon mal gehört, die Kostüme sind chic und Hystory geht ja immer. Jetzt ist aber das Probleeem, dass ich diese Neuverfilmung von 2020 eher im Reich der Fantasy ansiedeln würde und da auch nicht in der Tolkien-Liga. Ähm, ich schwafle, ihr wollt praktische Beispiele.

Katharina 2020 trifft weitreichende politische Entscheidungen. Sie fährt im Thronsaal ihrem Gatten übers Maul und regiert nach dem Motto: »Weil ich das sage! Oder? Schatz?« Sie verkündet vom Balkon aus dem englischen Volk, oder den zwanzig Komparsen im Garten, für die die Kostüme gereicht haben, dass sie jetzt Krieg führen wird im Namen des Königs und Gottes, ohne mit einem der beiden Herren Rücksprache gehalten zu haben. Heinrich ist in dieser Inszenierung ein farbloser Bewunderer im Hintergrund, er reüssiert als »Gatte von«. Hach, davon träumt schließlich jede Frau!

Nicht besser wird die Sache durch die deutsche Synchronfassung. Gibt es keine deutschsprachige Synchronsprecherin mit spanischen Wurzeln, die mich mit ihrem Akzent erfreuen könnte? Hä? Katharinas Sprecherin holt sich einen Krampf in der Zunge beim Versuch, ssu ssprächän, alsss wäre ssie aus Spanniännn. Gruselig. Dagegen war ja der bis dato nicht getoppte Heinrich von 2007 fast angenehm zu ertragen! Ihr wisst schon, dieser Rums-Rülps-Stöhn-Brüll-Heinrich aus den Tudors, der uns alle mit ausufernd unerotischen Sexszenen verstörte. Spaßdetail am Rande: Mein Programm unterkringelt das Wort »unerotisch« immer und schlägt mir stattdessen »neurotisch« vor, was ich sehr freudianisch finde! Und wo wir sowieso gerade abschweifen: Heinrich 2007, also VIII., hat denselben Synchronsprecher wie Sergeant Troy und Sergeant Jones, ist euch mal aufgefallen, dass Barnabys Sergeants denselben Sprecher haben? Wenn man den Heinrich von 2007 guckt und die Augen schließt, denkt man immer, gleich steht Barnaby auf der Fußmatte und erklärt, wie er dahin gekommen ist ... egal. Zurück zu Katharina.

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