Innovation: die Fußnoten

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Autorentipp: Holt euch besser eine Tasse Tee, heute kann das länger dauern!

Ihr Lieben, nachdem wir hier eine spannende Diskussion zum Thema Innovation hatten, muss ich zugeben, dass wir mit dem Aspekt einfach noch nicht fertig sind! Da müssen wir noch mal ran und ich bin sicher, dass euch das gerade genauso interessiert wie mich. Die Sache ist nämlich die: Wir hatten (ich hör mich jetzt an wie ein Vorturner an der Uni, called »Dozent«) den Begriff der Innovation folgendermaßen definiert: als eine Einführung einer neuen Idee oder Technik. Dazu hatte ich geschrieben (Achtung, ich mach mich jetzt wichtig und zitiere mich selbst): »Es liegt im Wesen der Innovation, dass sie vorher nicht da war. Folglich können wir auch keine Beispiele dafür bringen, was jetzt mal eine richtig innovative Idee wäre! Denn die Idee ist ja noch nicht da, sie entsteht erst, wenn sie entsteht! Klar soweit?«

Und natürlich lauern da noch jede Menge spannende Fragen auf uns, denn ein Thema wie dieses ist immer in Bewegung und niemals erschöpft! Da ist zum Beispiel die Frage:

Wie kann ich denn wissen, wann ich eine literarische Innovation erschaffen habe? Ich kann doch unmöglich alle Bücher gelesen haben, die schon vor meinem erschienen sind!

Yeay, Volltreffer und Denkfalle in einem! Aber vergesst nicht, die Grenzen sind fließend. Etwas »vollkommen neu« zu erschaffen, muss ja gar nicht sein! Das Rad zum Beispiel ist eine runde Sache, das rollt jetzt seit tausenden von Jahren und ist einfach gut. Jetzt stellt euch aber vor, der Erfinder des Rades wäre einfach so zufrieden gewesen mit seiner Erfindung. Er hätte dagestanden, in seinem Steinzeitkostümchen aus Fell, die Keule über der Schulter, und er hätte gesagt: »Jooooaaa, des kann was, des bleibt so!«

Hm, dann wären basierend auf der Erfindung des Rades keine weiteren Innovationen entstanden. Wie das Automobil zum Beispiel. »Auto« deshalb, weil es sich von selbst bewegt und nicht von Pferden, Ochsen, der Oma oder sonst wem gezogen werden muss, ein Auto fährt »von selbst«. Und alle Autofahrer so: »Pah! Soll ich dir mal was von meiner Spritkostenrechnung erzählen?!«

Und genau das ist der Kern. In diesem Universum passiert ja nichts »einfach so« und alles, was passiert, setzt Bedingungen voraus und zieht Reaktionen nach sich. Stellst du einen Autoreifen auf eine ostfriesische Wiese, bleibt der da eben stehen, bis er ins Gras einwächst. Stellst du denselben Reifen aber an einen Abhang, rollt er los. Weil er einem anderen Einfluss unterliegt. Und genau so geht es dir als Autor auch. Du unterliegst Einflüssen.

Du lebst in einer Umwelt, die dich formt, du stehst nicht für dich allein, es gibt Menschen, Erlebnisse, Geschichten, Konventionen und Normen, die dich beeinflussen. Und natürlich bist du ein Kind deiner Zeit und folgst auch noch deiner ganz eigenen Zeitlinie. Du machst Erfahrungen und hast Erlebnisse, die für dich neu sind, für die Menschheit an sich aber ein alter Hut. Glück, Liebe, Verluste, alles schon dagewesen. Das alles aber prägt dich als Individuum. Es prägt deine Stimme und deine Gefühle. Wie du mit Situationen umgehst, ist dir als Mensch eigen. Es liegt in deinem persönlichen Spielraum und doch bist du eingebettet in einen Kontext, den du nicht selbst erschaffen hast.

Innovation ist also immer nur möglich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens, niemals im leeren Raum. Knapp gesagt: Um eine innovative Geschichte schreiben zu können, musst du Schreiben gelernt haben. Du musst deine Sprache beherrschen, die Buchstaben kennen und wissen, wie du damit arbeitest, damit andere den allgemeingültigen Code entziffern können. Weil du als Schriftsteller einen wachen Forschergeist hast, willst du auch alle Regeln kennen, sie virtuos beherrschen, mit ihnen spielen und immer neue Regeln lernen. Das ist geil. Versiert und sicher zu sein, fühlt sich einfach fantastisch an. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem du die Regeln brichst. Weil du über sie hinausgewachsen bist. Weil sie dir zu klein geworden sind wie eine Hose, die in der Wäsche eingelaufen ist. Vielleicht bist du auch runder geworden und wächst aus deiner metaphorischen Hose, weil du schwanger bist. Schwanger mit einem Werk, das in die Welt will.

Kreatives Schreiben: Finde deine eigene Stimme!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt