Ich hoffe, ihr habt alle eure Yogamatte mitgebracht, denn heute machen wir ein paar Atemübungen und reden über Method Acting. Method Acting? Watt issen dette? Ja. Öhm, Method Acting ist eine Schauspieltechnik, die der amerikanische Schauspiellehrer Lee Strasberg entwickelt hat. Knapp gesagt basiert die Methode darauf, eigene Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen als Werkzeug der schauspielerischen Arbeit zu nutzen. Und das können wir ja wohl auch!
Vielleicht habt ihr davon schon gehört im Zusammenhang mit Schauspielern, die für ihre Rollen mächtig abgespeckt und trainiert oder sich eine stattliche Plauze angefuttert haben. Einen sehr »klassischen« Artikel zu dem Thema hab ich heute gefunden. Da ich hier nicht mit HTML arbeite und keine Ahnung hab, wie ich einen Hyperlink einfügen kann, stelle ich euch hier einfach mal platt und wenig elegant den Link ein. (Ihr müsst das Ding aber nicht lesen, der Link ist nur für die Streber unter uns und meine Zusammenfassung folgt auf dem Fuße.) Klick: https://www.moviejones.de/news/news-method-acting-extrem-schauspieler-die-es-gern-zu-weit-treiben_24044f.html
So, ja. Also. In dieser Liste befinden sich ausschließlich Männer. Erwähnt wird im Sammelsurium zum Schluss noch eine einzige Darstellerin, Hilary Swank, mit dem Zusatz: »Ja, auch Frauen können Method Acting!« Und ihr Method Acting Beispiel bezieht sich darauf, dass sie sich für eine Rolle als junger Transmann als Mann verkleidet auf die Straße wagte, um das Gefühl nachempfinden zu können. Tja.
Stallone hat sich von Lundgren auffe Fresse kloppen lassen, das war natürlich spektakulärer. Als logisch denkender Mensch fragt man sich auch, wieso die Rolle eines Transmannes nicht einfach mit einem Transmann besetzt wurde, aber das ist eine andere Geschichte. Hollywood ist eben sehr konservativ. Was ich eigentlich sagen will: Method Acting ist viel mehr als eine Crash-Diät. Deswegen rate ich euch auch jetzt nicht dazu, euch auf einen gesundheitsgefährdenden Body-Mass-Index herunterzuhungern oder sieben zappelnde Tintenfische bei lebendigem Leib zu verspeisen. Nö.
Method Acting ist die amerikanische Weiterentwicklung einer Schauspielmethode des russischen Schauspielers und Regisseurs Konstantin Sergejewitsch Stanislawski. So, wer den fett markierten Teil dreimal hintereinander laut aussprechen kann, ohne sich zu verhassspeln, der darf heute endlich mal ohne Fernsehen ins Bett.
Jedenfalls war Stanislawski ein großer Fan des Naturalismus. Er war der Meinung, dass es eine enge Verbindung zwischen Körper und Seele gibt, die jeder Mensch intuitiv versteht. Der Grundgedanke seiner Schauspielmethode ist so einfach, dass er genial ist. Denn der gute Konstantin Sergejewitsch fand, dass wir unsere Gefühle und Emotionen durch Gestik, Mimik, Haltung etc. nach außen hin sichtbar machen können. Die Aufgabe eines guten Schauspielers besteht also darin, seine Identität mit zur Arbeit zu bringen.
Verlassen wir das Russland des frühen 20. Jahrhunderts. Wir stranden in, sagen wir mal, Castrop-Rauxel vor einem Kiosk. Der Regisseur eines dieser Sendeformate called »Reality-Doku« erklärt seinen Darstellern, was sie machen müssen. Wir drehen Folge 465 der Reihe »Jung, doof und verzweifelt genug, um da mitzumachen!«
Die Darsteller sollen betroffen gucken, weil der Dackel ihrer Oma auf den Strich gegangen ist, um Drogen für seinen Lehrer zu kaufen. In den Lehrer ist der Dackel nämlich heimlich verliebt, aber die Oma darf nicht wissen, dass der Dackel schwul ist. Verstanden? Okay! Und jetzt: Schockiert sein! Betroffen gucken! Wie machen wir das? Wir reißen die Augen auf, schlagen die Hände an die Wangen und denken dabei: »Scheiße, die hatten doch hier kostenloses Catering versprochen, wo bleibt eigentlich die Currywurst?«
Mööööp! Irgendwas springt da nicht richtig über. Vielleicht ist es der Funke. Oder irgendwie so was. Bis der nächste Schwung »Verbraucherinformationsfilmchen« vorbei ist, wissen die Zuschauer jedenfalls nicht mehr, worum es ging. Um ehrlich zu sein, sie haben es nie gewusst. Weil die Emotionen der Darsteller nicht aus dem Bildschirm schwappen. Wie auch? Die waren ja von Anfang an gar nicht da! Deswegen guckt sich den Mist ja auch kein Mensch an.
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Kreatives Schreiben: Finde deine eigene Stimme!
Non-FictionEs gibt unzählige Schreibratgeber, die dir beibringen zu schreiben wie alle anderen. Aber wie schaffst du es zu schreiben wie du selbst? Komm mit auf die Suche nach deiner eigenen Stimme!