Tag 2 (Ruby Rose)

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Weihnachtliche Gute Taten 
Von Eldrid El_Felix13


POV. Ruby

„Shit shit shit" wiederhole ich die ganze Zeit in meinen Gedanken, während ich eine Straße der Innenstadt von Vancouver hinunterrenne. Wegen der Dreharbeiten habe ich völlig vergessen, dass ich ja noch das Paket mit den Weihnachtskostümen für Ru, Charlie und Chance abholen muss! Schwer atmend und schlitternd komme ich vor der Postfiliale zum Stehen. Es ist drei Minuten vor Fünf also husche ich hinein.

„Guten Abend, was kann ich so spät für Sie tun?", fragt mich ein resigniert wirkender Mann mittleren Alters. Mir entgeht der vorwurfsvolle Unterton nicht. „Ich weiß, dass Sie gleich zusperren und es tut mir wirklich leid, dass ich Sie so spät noch störe aber ich möchte dringend ein Paket abholen." „Jaja, ist ja schon gut. Auf welchen Namen denn?", fragt er desinteressiert. „Langenheim. Ruby Rose" Er mustert mich kurz abschätzig, bevor er etwas in seinem PC eintippt. „Ja... da haben wir etwas. Einen Moment" Er verschwindet im Lager, kommt aber nach weniger als eine Minute wieder.

„Da, bitteschön. Schöne... äh.. Weihnachtsfeiertage. Feiern Sie als Lesbe eigentlich Weihnachten? Ist ja eigentlich religiös.", sagt er mit gehässigem Unterton. Klasse... Genau ich bekomme den frustrierten und homophoben Angestellten. Santa legt es wirklich darauf an. Aber ich möchte jetzt nicht auf seine Unartig- Liste und meinen Weihnachtsfrieden möchte ich mir auch nicht nehmen lassen, indem ich diesem Idioten eine harsche Antwort gebe, die er zwar verdient, aber naja...

„Oh ja, tun wir. Wobei... wir erwarten nicht Santa, sondern Mrs. Claus und ihre Geschenke sind besonders... befriedigend, wenn Sie verstehen. Also dann, danke und frohe Weihnachten.", erwidere ich grinsend und zwinkere ihm zu. Man wird ja zumindest seinen Spaß haben dürfen, oder?

Draußen verstaue ich das Paket in meinem Rucksack, ziehe mir meine Mütze wieder tief ins Gesicht und knöpfe meinen Mantel komplett zu und mache mich auf den Weg zurück zum Haus, das ich während der Dauer der Dreharbeiten bewohne.

Die kalte Abendluft klärt meinen Kopf und mir wird bewusst, was mich dort erwartet. Meine Mutter und ein paar andere Verwandte haben, nachdem ich nicht zu ihnen nach Australien fliegen kann dieses Jahr, weil mein Drehplan das einfach nicht erlaubt, beschlossen, stattdessen zu mir nach Vancouver zu kommen! Beim Gedanken, dass meine Mutter gerade mit meinen anderen Verwandten und meiner Freundin das Haus und den Baum schmückt. Meine Freundin... Oh ich hoffe so sehr, dass alles klappt und dass sie sich mit meiner Mutter gut versteht. Bisher sieht es sehr gut aus, sie schienen gut miteinander klar zu kommen und ich meine, sie ist ein wundervolles Mädchen, freundlich, witzig, klug zuvorkommend. Einfach perfekt. Wie kann man sie nicht lieben. Ich sollte mir da nun wirklich keine Sorgen machen.

Sogar jetzt, obwohl der bitterkalte Dezemberwind mir Schneeflocken ins Gesicht weht und die Stellen, die nicht von Mütze und Schal bedeckt sind, eiskalt sind, fühle ich mich warm, wenn ich an sie denke.

Überall eilen Menschen durch die Gegend um die letzten Weihnachtsgeschenke zusammenzusuchen oder bereits auf dem Heimweg sind. Aus den Läden schallt jedes Mal, wenn die Türen aufgehen Weihnachtsmusik und es riecht neben Schnee auch nach allen möglichen Weihnachtsdüften. An mehreren Ecken werden Maroni verkauft, an anderen Punsch und mehrere Leute tummeln sich dort um sich zu stärken.

All der Trubel und meine eigenen Gedanken lenken mich so sehr ab, dass ich beinahe das Schluchzen überhört hätte, das aus einer Seitengasse hinter einem Geschäft kommt. Ich bleibe abrupt stehen und überlege kurz, ob ich es mir eingebildet habe. Nein, ich höre es wieder. Ich bin ehrlich: Ein Teil von mir möchte einfach weiter und zu meiner Familie eilen um Weihnachten zu feiern, aber der der andere, weitaus größere und naivere Teil zwingt mich, in die Gasse zu treten und dem ganzen auf den Grund zu gehen.

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