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Und dann ist er mir auf einmal so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüre und uns nur noch Zentimeter voneinander trennen...

Ohne Vorwarnung schiebt sich das Bild einer hochgewachsenen Blondine in meinen Kopf, die ihm vertraut die Hand auf den Rücken legt und mich ansieht.

"Ich..." Unbeholfen stolpere ich zurück und breche damit den Zauber, der uns umgeben hat. Das Blut rauscht in meinen Ohren, während ich ihn atemlos anstarre. Vergeblich versuche ich, meine chaotischen Gedanken zu sortieren. Hat er mich gerade küssen wollen? Nein, das kann nicht sein. Das habe ich mir sicherlich wieder einmal nur eingebildet. Und dann frage ich mich unweigerlich, ob er noch mit Ihr zusammen ist.

Auf einmal habe ich das Gefühl mich entschuldigen zu müssen. Wie aus weiter Ferne höre ich mich sagen: "Das auf der Party damals tut mir wirklich Leid. Ich war total betrunken, hatte einen harten Tag hinter mir und - um ehrlich zu sein ist mir das Ganze irre unangenehm."

Verwirrt runzelt er die Stirn. Braucht einen Augenblick um meine Worte - oder überhaupt die ganze Situation - zu verarbeiten. Dann geht auch er auf Abstand und fährt sich mit der Hand über den Kopf. "Verstehe."

Seine Stimme klingt distanziert, was mich beklommen schlucken lässt. Doch dann lacht er leise auf. "Deshalb also warst du so komisch mir gegenüber, seitdem wir hier eingetroffen sind!", stellt er mit einem zynischen Lächeln fest. Belustigt schüttelt er den Kopf: "War doch keine große Sache. Wirklich, mach dir keinen Kopf." Mit diesen Worten läuft er zum Taxi, was in diesem Moment vor uns hält und steigt ein. Diesmal, ohne mir die Tür aufzuhalten.

Mit großen Augen schaue ich ihm hinterher.

War doch keine große Sache? 

Seine Worte versetzen mir einen Stich. Und obwohl ich mich mich mittlerweile damit abgefunden habe, dass es ihm nichts bedeutet hat, schmerzt es, ihn nun so offen darüber reden zu hören. Zudem frage ich mich unweigerlich, ob seine Freundin da gleicher Meinung ist. Oder hat er ihr gar nichts davon erzählt?

Ein wenig benommen schaffe ich es schließlich, mich neben ihn in den Wagen sinken zu lassen und dann fahren wir schweigend nach Hause, was mir kaum auffällt, da ich viel zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt bin.





*** Flashback ***

Ich stelle mein Auto am Straßenrand ab, steige aus und verriegele die Tür hinter mir. In Begleitung eines lauten Pings, leuchtet mein Handy auf, als eine neue Nachricht eintrifft. 

Sie ist von Laura: "Wo bleibst du?"

Wir hatten uns am letzten Abend vor meiner Abreise bei ihr treffen wollen, um uns voneinander zu verabschieden. Noch unter dem Laufen huschen meine Finger über das Display um ihr zu antworten.

"Schon auf dem Weg!"

Natürlich bin ich - wie immer - ein wenig später dran als vereinbart. Diesmal knapp zwanzig Minuten, was meiner Meinung nach noch vollkommen im Rahmen liegt. Noch während ich ihrem Haus näher komme, wundere ich mich über die vielen Autos, die links und rechts den Gehweg säumen. Dabei wohnt sie in einem Viertel, in welchem jeder eine eigene Garage besitzt. Ich schiebe es aber ohne weiter darüber nachzudenken auf ihre Nachbarn, die bereits dafür bekannt sind, unter der Woche Weinabende zu feiern.

Endlich erreiche ich das Grundstück der Woods und haste die wenigenTreppenstufen zur Eingangstür hinauf um Sturm zu klingeln, was ich mich nur traue, da ich weiß, dass Laura sturmfrei hat. Was im Übrigen auch der Grund dafür ist, dass wir uns bei ihr treffen.

Sparkling eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt