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Neuer Tag, neues Glück!

Mit neuem Elan schlage ich die kuschligen Bettlaken zurück und tapse zum Fenster. In dem Haus gibt es insgesamt vier Schlafzimmer. Zwei davon zeigen nach hinten mit einem Blick auf einen aktuell zugefrorenen Teich und die anderen beiden - von welchen ich eins ergattern konnte - nach vorne mit einem gigantischen Panoramablick. 

Heute hängt ein dichter Nebel im Tal, welcher die verschneiten Dächer des Dorfes weiter unter uns vollkommen verschluckt, nur die umliegenden Berggipfel ragen im Licht der Morgensonne daraus hervor. Einen Augenblick länger genieße ich die Aussicht, bevor ich mich auf den Weg ins Bad mache. Mit einer warmen Dusche spüle ich auch die letzten Gedanken an das seltsame Ausflugsende mit Basti von mir. 

Ich habe entschieden, in Summe bereits viel zu viel Zeit damit verschwendet zu haben, zu analysieren, welche Anzeichen bereits früher darauf gedeutet haben könnten, dass ich lediglich die beste Freundin seiner kleinen Schwester bin und warum ich sie übersehen habe. 

Ja, gestern hatte ich wieder das Gefühl, dass er mir gegenüber doch mehr als brüderliche oder freundschaftliche Gedanken hegen könnte und mich beinahe davon verleiten lassen.

Es liegt an seiner Art mich anzusehen: Lang und intensiv, sodass ich denke, er würde er mir direkt in die Seele schauen. 

Daran, dass er immer wieder meine Nähe sucht: Allein mit mir Skifährt, auch danach noch Zeit mit mir verbringen wollte. 

Dass er mich immer wieder berührt: Sei es als er mich von der Terrasse geleiten wollte, als er auf dem Weg zum Skilift den Arm um meine Hüfte gelegt hat, oder als er mir die Überbleibsel meines Essens aus dem Gesicht gewischt hat. 

Ja, tatsächlich war ich sogar für einen Moment der Meinung, er würde mich küssen wollen.

Doch auch früher hatte ich mir auf all das mehr eingebildet und anschließend schmerzhaft feststellen müssen, dass ich mich durch meine eigene Naivität und rosarote Brille in etwas verrannt habe, was gar nicht existiert.

Denn letztendlich ist es doch ganz einfach: Er hat keine Gefühle für mich, sonst hätte er den Kuss damals auf meiner Abschiedsparty erwidert und wäre nicht so überrascht gewesen. Nun, genau genommen hätte er dann noch nicht einmal das Bedürfnis gehabt, etwas mit Sylvia anzufangen und sie zu meiner Abschiedsparty mitzubringen. 

Und genau deshalb ist es vielleicht langsam Zeit zu akzeptieren, dass sein Verhalten vielleicht einfach seine Art ist, mit weiblichen Freunden und Fast-Familienmitgliedern umzugehen, die ihm Nahe stehen. Genau so, wie ich akzeptieren muss, dass mein Herz sich nach wie vor nach ihm verzehrt, obwohl wir uns bis vor diesem Trip, ein halbes Jahr nicht mehr gesehen und gesprochen hatten.

Beides sind Dinge, gegen die ich machtlos bin und die ich nicht ändern kann. 

Und doch habe ich in der Hand zu entscheiden, ob ich wieder so naiv sein und zu viel in seine Gesten hineinzuinterpretieren möchte oder einfach das Beste aus der Situation mache.

Ich habe bereits versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, erfolglos. Zum einen, weil es es nicht zugelassen hat und zum anderen, weil ich es in Wahrheit gar nicht möchte. Als wir gestern wieder Zeit alleine verbracht haben, ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie viel Spaß wir miteinander haben und wie sehr mir das gefehlt hat. Aus genau diesen Gründen habe ich mir vorgenommen, mich weniger meinen unerwiderten Gefühlen, sondern viel mehr unserer Freundschaft zu widmen, egal wie schwer es werden wird. 


***

Laura werkelt bereits eifrig in der Küche herum, als ich die geschwungene Treppe hinunterkomme und an dem gigantischen Weihnachtsbaum vorbei den offenen Wohnbereich betrete.

"Morgen!"

Überrascht sieht sie von der Kaffeemaschine auf, mit der sie gerade beschäftigt ist und wirft mir ein strahlendes Lächeln zu. "Guten Morgen, Pistenkönigin!"

Sie wechselt die Tassen aus, bevor sie erneut einen Knopf der Maschine betätigt. "Ihr wart ziemlich lange unterwegs, gestern...", bemerkt sie mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung.

"Und ihr ziemlich früh im Bett." Als wir nämlich gegen neunzehn Uhr nach Hause gekommen sind, lagen sie und Mike bereits im Bett. "Ich hoffe, du hast dort auch genügend Energie für unseren Backtag gesammelt", füge ich zwinkernd hinzu, woraufhin sie prompt errötet.

Zum Glück geht sie danach auf meine Anspielung, bezüglich unseres alljährlichen Plätzchen-Back-Rituals an dem Wochenende vor Weihnachten, ein. Wodurch das vorherige Thema fallen gelassen wird.

Während ich ihr bei den Frühstücksvorbereitungen zur Hand gehe, widmet sie sich bereits der Sortenauswahl, die sie UNBEDINGT backen möchte. 

Als die Jungs sich schließlich zu uns hinuntergesellen, murmelt Basti nur etwas als Begrüßung vor sich hin, bevor er sich an den Tisch setzt. Überhaupt ist er sehr viel schweigsamer als sonst und meidet die ganze Zeit über meinen Blick. - Sogar als er mir, auf meine Bitte hin, die Butter reicht.

Was ist dem denn für eine Maus über die Leber gelaufen?

Nachdem wir vereinbart haben, uns am späten Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen, machen sich die Jungs schließlich wieder zu einem Pistentag auf, um uns nicht im Weg zu Stehen. 

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