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"Wie könnte ich das vergessen?"

Natürlich laufe ich prompt rot an, was Steve mit einem amüsierten Grinsen quittiert. "Na, wie wärs mit einer Runde Glühwein?"

Basti scheint nicht sehr begeistert: "Glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist - auf nüchternem Magen."

"Stell dich doch nicht so an!", neckt seine Schwester ihn, während sie ihm einen Rippenstoß verpasst. Daraufhin verkneift er sich tatsächlich jeglichen Kommentar und greift mit zusammengepressten Lippen nach der Tasse, die ihm in die Hand gedrückt wird. 

 Wir quatschen noch ein wenig mit Steve - nun ja, hauptsächlich Laura, während er mir immer wieder Blicke zuwirft. Als dann jedoch der Andrang größer wird und er alle Hände voll damit hat, diese zu bedienen, ziehen wir uns mit unseren dampfenden Tassen weiter. Zu unserem Glück wird gerade einer der Feuerkörbe frei, die in sicherer Entfernung zu dem prächtigen Weihnachtsbaum aufgestellt wurden.

Weihnachtsmusik läuft im Hintergrund, während kleine Kinder sich gegenseitig über den Platz jagen. Es ist so eine festliche Atmosphäre, dass ich unwillkürlich lächeln muss.

Gerade, als ich einen weiteren Schluck nehmen möchte, spüre ich Bastis Blick auf mir ruhen. Meine Augen finden seine. Er wirkt nachdenklich, hält meinem Blick jedoch stand. Ich komme nicht umhin festzustellen, wie unglaublich attraktiv er wieder einmal aussieht. Feine Schneeflocken glitzern in seinem dunklen Haar, während sein athletischer Körper in einem dunkelblauen Mantel steckt. Zögerlich werfe ich ihm ein Lächeln zu. Mein Atem stockt, als er es erwidert. Da ist es wieder, das Gefühl, als könnten wir durch ein unsichtbares Band miteinander kommunizieren.

***

"Wisst ihr noch, als wir zwei uns damals mit sechzehn, dank gefälschter Ausweise auf die angesagte Silvesterparty im Reez geschmuggelt haben?", kichert Laura.

Bei der Erinnerung werfe ich lachend meinen Kopf in den Nacken. "Wie könnte ich das vergessen? Ich hab stundenlang mit der Perfektionierung der Fälschungen zugebracht!"

"Ja! Und dann waren wir sogar drinnen und sind prompt in Basti und dich, Schatz,  reingelaufen! Wir dachten wirklich, dass ihr uns auffliegen lasst, so entrüstet wie ihr euch aufgeführt habt!"

"Hey! Genau genommen, hat sich nur Basti aufgeführt. Ich habe mich darüber gefreut, dass du da warst. Ohne diesen Abend, wärst du womöglich niemals mit mir auf ein Date gegangen."

"Wäre wahrscheinlich besser so gewesen", feixt sie, wirft ihm aber einen schnulzigen Blick zu.

Wir stehen noch immer bei einem der Feuer, haben allerdings mittlerweile jeder 'Zwei im Weggla' im Bauch, während Basti gerade unterwegs ist, um uns obendrauf noch Schoko-Erdbeeren zu holen. Grinsend beobachte ich die beiden übrig gebliebenen, als sich eine behandschuhte Hand auf meinen unteren Rücken legt.

"Hier steckst du also." Ein Grinsen umspielt Steves Lippen, als er zu mir hinunterlächelt. 

"Hi", bringe ich ein wenig unbeholfen raus und bringe ein wenig mehr Abstand zwischen uns. 

"Meine Schicht ist nun um, deshalb dachte ich mir -"

"-Mich zu belagern?" Hatte ich das wirklich gerade gesagt?!

"Genau." Er grinst von einem Ohr zum anderen und lockt damit auch ein Lächeln aus mir. 

In diesem Moment höre ich Laura von der anderen Seite in mein Ohr raunen: "Denk dran: Glühwein und rummachen!" Glücklicherweise so leise, dass nur ich es höre. Dennoch werfe ihr einen bösen Blick zu, woraufhin sie gluckst. 


Wider Erwartens kann man sich tatsächlich gut mit Steve unterhalten. Er ist witzig und charmant, sodass ich Basti erst bemerke, als er meinen Namen sagt und mir mit eisigem Blick den Erdbeerspieß entgegenhält.

Mit hochgehobener Augenbraue sieht Steve mich an, woraufhin ich nur mit den Schultern zucke und dann auf unser Gespräch zurückkomme. Später zieht unsere Gruppe zu einer Aftershowparty weiter. Bei der Location handelt es sich um eine Kellerbar mit einer überdimensionalen Bar, an welcher Steve und ich Plätze ergattern. Aus einem Drink werden zwei und als wir gerade beim Dritten anlangen, tritt Basti auf einmal zwischen uns. "Das reicht jetzt." Seine Stimme ist eisig kalt und der Blick, den er meiner Begleitung zuwirft, vernichtend. Eingeschüchtert zieht dieser seine Hand zurück, die zuvor auf der Lehne meines Barhockers platziert war.

Ärgerlich ziehen sich meine Augenbrauen zusammen. Was ist Bastis Problem? Mittlerweile habe ich gecheckt, dass heute nicht sein Tag ist. Aber dass er deshalb auch anderen die Laune zu verderben versucht, geht mir gegen den Strich. Genauso seine Art, sich wie mein Vater oder großer Bruder aufzuführen.

"Die schmecken mir aber wirklich gut", erwidere ich trotzig.

"Deshalb musst du dich aber nicht damit abfüllen lassen." Mit wütend blitzenden Augen nimmt er mir den Drink, der nebenbei bemerkt alkoholfrei ist, aus der Hand und stellt ihn energisch auf den Tisch zurück. "Wir gehen jetzt."

Ehe ich mich versehe, hat er bereits nach meiner Hand gegriffen und zieht mich hinter sich her nach draußen. Er lässt mir nicht einmal Zeit dazu, nach meiner Jacke zu greifen, geschweige denn mich zu verabschieden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm hinterherzustolpern. 

Kaum, dass uns die frische Luft empfängt und sein Griff lockerer wird, reiße ich mich jedoch wutentbrannt von ihm los. "Was soll der Scheiß?!"

Sparkling eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt