chapitre huit

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„Guten Abend, Mr.Tomlinson. Ihre Eltern erwarten sie bereits. Darf ich?" Ein weiteres, neues Gesicht. Wen wunderte es. Meine Eltern wechselten ihre Dienstmädchen wie meine Schwester ihrer Sexualpartner. Mit einem Nicken ließ ich es zu, dass die junge Frau mir aus meinem Mantel half, mit dem sie sofort in der Garderobe verschwand. Mich würde es nicht wundern, würde ich ihn später gebügelt und gefaltet zurückbekommen.

„Du bist mal wieder zu spät." Natürlich. Das war ja sowas von klar. Genau so begrüßte man seinen ältesten Sohn richtig, wenn er das Zimmer betrat. „Ich freue mich auch sehr dich wieder zu sehen, Mutter", murmelte ich, als ich mich zu ihr hinunter Richtung Chaiselongue beugte, um ihr einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung zu geben. „Deutlicher sprechen musst du auch, Louis William, man versteht dich kaum, wenn du den Mund nicht richtig aufmachst."

„Ich dachte, du könntest es nicht leiden, würde ich meinen Mund bereitwillig für alles und jeden aufreißen", murrte ich leise vor mich hin, zu leise als dass sie mich verstehen könnte. „Dein Vater telefoniert gerade noch mit Kunden aus Australien, er wird zum Essen dazustoßen", klärte meine Mutter mich auf, während sie ihr scheinbar neues Dienstmädchen anwies, mir einen Drink einzuschenken.

„Und Lottie?" Ein weiterer missbilligender Blick. „Charlotte wird heute nicht mit uns dinieren, sie ist bei den McLarens eingeladen. Karl ist seit einigen Tagen wieder im Lande und Beatrice und ich hielten es für eine fabelhafte Idee, würden die beiden sich gleich wiedersehen. Immerhin hat der Junge eine Menge zu erzählen von seinen Reisen in Europa. War in einigen guten Kanzleien untergebracht, ein tüchtiger junger Mann. Die McLarens haben bei ihm alles richtig gemacht."

Wir bei dir eher nicht so. Meine Mutter sprach ihre Gedanken nicht aus, aber ich kannte ihre Meinung von mir besser als sie selbst. Traurige Sache, ändern würde ich das allerdings wohl nie können.

„Ja, scheint so, als wäre Karl wirklich ein Sohn, auf den man stolz sein konnte." „Sei nicht immer so zynisch, sonst rutschen dir solche Aussagen noch vor Bekannten heraus. Du weißt, dass dein Vater eine solche Attitüde überhaupt nicht ausstehen kann." Seufzend entschuldigte ich mich also und nahm mit einem knappen, aber freundlichen Dankeschön meinen Aperitif entgegen.

„Ich hoffe, du hast einen ordentlichen Appetit mitgebracht, der Koch hat sich heute mal wieder selbst übertroffen. Aber wie ich dich kenne, ist das bestimmt der Fall. Wie viele Packungen Nudeln und Toastbrot verbrauchst du denn so per Woche?" „Das kommt ganz drauf an, wie oft ich mir denke, dass so ein Mac-n-Cheese-Sandwich jetzt genau das Richtige wäre." Den Blick meiner Mutter als schockiert zu beschreiben würde vermutlich noch als geschönt gelten. Doch ihre Aussage dazu übertraf wirklich alles.

„Louis William, ich hoffe doch sehr, dass ein Mac-n-Cheese-Sandwich ein neumodischer Euphemismus für ein nahrhaftes Drei-Gänge-Menü ist!" Bei Gott, diese Frau fühlte sich von ihren eigenen Frotzeleien gegen mich angegriffen. Ich konnte es nicht glauben.

„Mrs.Tomlinson, die Vorspeise wäre bereit angerichtet zu werden, wenn sie sich so langsam ins Esszimmer begeben möchten." „Mit dem größten Vergnügen", kam ich meiner Mutter mit einer Antwort zu vor und war schon auf dem Weg in den Nebenraum. Je schneller ich diesen Abend hinter mich gebracht hatte, desto schneller konnte ich mich meinem gemütlichen Bett und Netflix widmen. Inbegriffen der neuen, gleichnamigen Ben & Jerry's-Sorte. Die war ein absolutes Träumchen.

Allerdings war ehrlicherweise auch dieses Festmahl eine nicht ganz so schlechte Weise, seinen Sonntagmittag zu verbringen. Außerdem kam es wirklich nicht allzu häufig vor, dass ich die fast dreistündige Autofahrt auf mich nahm, nur um meine Eltern für maximal die Hälfte dieser Zeit zu sehen. Zudem war oft genug einer der beiden mit irgendwelchen Geschäftspartnern oder guten, alten Bekannten von den Fijiinseln in belanglose Telefongespräche verwickelt, während ich zeitgleich anwesend war. Wo war also der Sinn von Besuchen meinerseits?

Un rêve de noël (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt