Last Christmas

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Diesen OS hab ich in einem Anflug von "kann man mal machen" innerhalb der letzten Woche geschrieben und ich mag ihn actually ziemlich. Lasst ihm doch gerne ein bisschen Liebe da :)

Wörter: 3991

Viel Spaß beim Lesen und frohe Weihnachten ❤

"Das ist alles deine Schuld!"

Das Rattern eines sich entfernenden Güterzuges verklang in der Ferne, während Louis' blaue Augen im schwachen Schein der Lichterketten wütend funkelten.

Harry sah ihn ebenso böse an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wo ist das denn bitte meine Schuld? Kein Mensch hat mir gesagt, dass diese blöde Tür seit neuestem kaputt ist und man sie nicht zufallen lassen darf!"

Mit einem genervtem Seufzen wandte Louis sich von ihm ab. "Das ist nicht erst seit neuestem", sagte er, "Ich versteh nicht, warum dir drinnen keiner gesagt hat, dass du mit dem Schloss aufpassen musst."

"Du hättest es mir doch genauso sagen können!", hielt Harry anklagend dagegen.

"Ich hab ein Holzstück in die Tür gelegt", fauchte Louis, "Kann ja keiner ahnen, dass du das einfach aus dem Weg kickst!"

"Weil ich fast drüber geflogen bin!" Harry schüttelte in wütendem Unglaube seinen Kopf. "Du hättest ja mal erwähnen können, dass ich das Teil nicht entfernen soll, weil wir sonst hier drinnen festsitzen." Er machte eine Armbewegung, die das gesamte Innere der Gartenhütte einfassen sollte, aus der sie nun leider Gottes nicht mehr so schnell rauskamen.

Louis gab nur noch ein abwertendes Schnauben von sich, blieb Harry allerdings eine Antwort schuldig und machte sich (wie auch schon wenige Minuten zuvor, als ihnen aufgegangen war, dass sie zusammen eingesperrt waren) grob am Türschloss zu schaffen.

Eigentlich hatte Harry nur den Kasten mit den leeren Punsch- und Glühweinflaschen nach hinten in die Gartenhütte bringen wollen. Louis' Mutter Jay hatte ihn darum gebeten, weil sie ihren Sohn nirgendwo finden konnte und Harry hatte ihr den Gefallen natürlich getan. Dort draußen hatte er dann auch Louis beim Rauchen entdeckt, der ihm die Tür zu dem Holzhäuschen geöffnet hatte und vor ihm hinein spaziert war, um ihm zu zeigen, wo er seine Last abstellen konnte. Unwissend über die "Türsituation" war Harry ihm gefolgt und nun standen sie hier im Halbdunkeln, mit ein paar eingestaubten bunten Lämpchen als einzige Lichtquelle.

Der Lockenkopf verkniff sich einen Seufzer und rieb sich mit den Handflächen über die Oberarme. Langsam wurde es ziemlich frisch und er trug nur einen dünnen Pullover, der nicht viel Kälte abhielt. Seine Winterjacke hatte er natürlich nicht hier, immerhin war er davon ausgegangen, nach nur ein paar Minuten im Tomlinson'schen Garten wieder die wohligen Wärme ihres Wohnzimmers durch die Terrassentür zu betreten. Dass er sich stattdessen dank eines kaputten Türschlosses zusammen mit Louis im Gartenhaus verkeilte... nun, damit hatte er nicht gerechnet.

Und selbst das wäre unter anderen Umständen deutlich harmloser und vielleicht sogar ein bisschen witzig gewesen, wenn nicht das letzte Weihnachten passiert wäre.

Denn das letzte Weihnachten hatte alles anders gemacht. Schlechter anders.

Es war nicht so, dass Harry die Jahre zuvor viel mit Louis gemacht hatte - sie kannten sich ja nicht einmal richtig, ihre Eltern waren befreundet und so sah man sich eben immer wieder bei Geburtstagsfeiern, Bowlingabenden oder Weihnachtstreffen, aber mehr als Bekannte waren sie nie gewesen (und sah man sich mal zufällig in der Stadt, schenkte man sich gegenseitig das klassisch-peinliche "ich kenne dich, aber nicht gut genug, um hi zu sagen"-Lächeln, das jeder kannte).

Besonders, als sie alle noch jünger gewesen waren, war der Altersunterschied zwischen ihnen auch einfach zu groß gewesen. Nicht so groß, dass Louis auf ihn hätte aufpassen müssen, aber gerade groß genug, dass der eine den anderen zu einschüchternd, und der andere den einen dieses kleine Stück zu kindlich fand. So hatte es sich eingebürgert, dass Louis bei all diesen Treffen anstatt mit Harry, mit dessen großer Schwester Gemma abhing, während sich der jüngere mit Lottie, der ältesten von Louis' kleinen Geschwistern, anfreundete. Auch über die nächsten Jahre hatte sich an dieser Konstellation nicht viel geändert, sodass es irgendwann einfach seltsam gewesen wäre, wenn einer von ihnen versucht hätte, mit dem anderen mehr als Smalltalk zu führen.

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