Kapitel 1

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Siebzehn Jahre ist der Tod meiner Mutter nun her, siebzehn Jahre schon dauert der Krieg.

Er erinnert mich an ein Schachspiel, schwarz gegen weiß.

Nacheinander werden die wichtigsten Personen ausgelöscht.

So heißt es jedenfalls offiziell.

Inoffiziell schicken sie so jemanden wie mich, um die Bauern zu töten.

Denn dies sind die Menschen, die zuerst geopfert und getötet werden.

Dies ist keine Strategie, es ist einfach Mord, und ich bin darin so gut wie perfekt.

Bis die Menschen mich bemerken, sind sie tot, ich fast schon wieder weg.

Seit meinem dritten Lebensjahr werde ich trainiert, seit meinem zehnten stehe ich auf dem Schlachtfeld.

Mehr oder weniger, denn ich bin eher ein stiller Henker, ein Messer in der Hand, welches niemand kommen sieht.

Denkt nicht, dass das ganze mir Spaß machen würde, das tut es nämlich nicht.

Jetzt fragt man sich doch, was mich sonst antreibt, oder?

Ich will die perfekte Rache.

Den Sohn des Mannes töten, der meine Eltern töten ließ.

Den Anführer des schwarzen Clans.

Sein Name ist Kai.

Den Mann töten, der meine Mutter tötete, die nach meiner Geburt erschöpft war und nichts mehr tun konnte und meinen Vater, der sie mit aller Kraft beschützt hat.

Oder zumindest seinen Sohn.

In unserer Hütte war nur noch ich übrig, niemand kann mir erklären, warum ich noch am Leben war.

Ich lag einfach da, in meiner Wiege, und war nicht tot.

Das Lagerfeuer, an dem ich gerade sitze, lässt mich wirken wie eine Göttin, sagen manche.

Das Licht lässt meine sowieso sehr hellen, blonden Haare weiß erscheinen und meine blauen Augen leuchten wie das Meer.

Meine schlanke Figur wird von komplett schwarzen Sachen bedeckt, unauffällig, wenn man nur in der Nacht angreift.

Die letzte offene Schlacht war vor siebzehn Jahren.

Es werden nur noch so Menschen wie ich eingesetzt, lautlose Schatten.

Wir sind unbemerkt, unerkannt und niemand hat bisher je einen von uns gefangen.

Im Prinzip könnte man sagen, dass wir der lauernde Tod sind.

Im Gebüsch ist ein Geräusch, leise schleiche ich dorthin, meinen Dolch griffbereit, und sehe hinein.

"Leo ist zurückgekehrt", rufe ich den anderen zu, die das Geräusch nichtmal gehört hatten.

"Sie wollen einen offenen Krieg, sie sind schon auf dem Weg hierher", waren die letzten Worte des völlig außer Atem gebrachten Leos, bevor ein Pfeil seine Brust durchbrach und er sofort tot war.

"Wir werden angegriffen", schreie ich noch, ehe sich der erste Gegner auf mich wirft.

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