Kapitel 3

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Pov Kai

Langsam laufe ich mit den anderen meines Clans nach Hause, wir haben gewonnen, die Anhänger des weißen Clans sind abgehauen.

Meine Wunde schmerzt zwar noch ein wenig, ist aber fast schon verheilt.

Übermenschlichen Heilkräften sei Dank.

Und schon bin ich wieder bei meinem Gedanken der letzten Stunden.

Das Mädchen, Luna, ohne das ich wahrscheinlich tot gewesen wäre.

Sie hat mich nicht erkannt, wie auch, niemand ihres Clans hat mich je gesehen und überlebt.

Sie hat einem Feind geholfen, hoffentlich lebt sie noch.

Hätte mich jemand anderes gefunden und auch nur geahnt, wer ich bin, wäre ich alles andere als friedlich gestorben.

Sie machen mich für die Taten meines Vaters verantwortlich, dabei haben sie ihn ermordet.

Dieser Krieg dauert schon viel zu lange, denn es ist ein Krieg der geopferten Bauern, kein offener Krieg, nein, es werden Schatten geschickt, um Leute der anderen zu ermorden.

Luna ist auch ein solcher Schatten.

Einer der Männer neben mir läuft gegen mich, kommt gegen die Wunde, ich verziehe kurz schmerzhaft das Gesicht.

Niemand hier weiß, wer ich bin, mein eigenes Volk mag mich nicht sonderlich, einfach, weil sie mich nicht kennen.

Das werde ich noch ändern, aber nicht heute.

Kaum sind wir in unserem Land, gehe ich in mein Schloss, natürlich unauffällig, und behandle in meinem Zimmer die Wunde richtig.

Luna hat das schon gut gemacht, der Verband war richtig fest und gut, ohne sie wäre ich da nicht lebend raus.

Das alles nur, weil die Frau mich überrascht hat.

Ich wollte mir nur die Hütte anschauen, als sie hereinkam.

Ich wollte sie nicht töten, habe nicht mal angegriffen, als sie ein Messer in meine Seite rammte und ich ihr das Genick brach.

Leider war das Messer zu tief in meiner Seite, als das meine Selbstheilung gestartet wäre.

Während ich nachdenke, wickle ich einen neuen Verband um die Wunde, die in ein paar Stunden vollständig verheilt sein müsste.

Dann kam Luna in den Raum, voller Blut und trotzdem strahlend wie ein Stern.

Ich habe ihre Anwesenheit gespürt, eine Art heller Punkt in meiner Wahrnehmung, und dann habe ich sie angesehen.

Sie war wunderschön.

Hellblonde, im Prinzip weiße Haare, strahlend blaue Augen, ihr Körper auch alles andere als schlecht.

Und dann hat sie mir geholfen, mir einen Verband gemacht, mich über ein Schlachtfeld gebracht, obwohl ich ihr Gegner bin.

Also taucht immer wieder eine Frage in meinem Bewusstsein auf:

Warum hat sie das getan?

In dem Moment klopft es an meiner Tür.

"Herein."

Einer meiner engsten Vertrauten, Florian, kommt mit Elias, einem guten Soldaten, in den Raum.

"Majestät, wir haben eine Gefangene mitgebracht."

"Wo ist sie?"

"In den Kerkern."

"Bringt mich zu ihr.", meine Stimme duldet keine Widerrede, Elias traut sich nicht mal, mich direkt anzuschauen.

Florian hingegen ist ein Freund aus Kindertagen, er kennt mich, ist mein engster Berater, er erbt mein Königreich wenn ich sterbe.

"Wahrscheinlich ist sie noch bewusstlos."

So laufen wir gemeinsam in Richtung Kerker, je näher wir kommen, desto heller merke ich die Anwesenheit eines Sternes.

Eine Anwesenheit, die ich erst einmal gespürt habe.

Heute.

Als sie mich gerettet hat.

Jetzt ist sie in meinem Kerker eingesperrt und ich weiß nicht, was ich machen soll.

Vor der Zelle angekommen, bleiben wir stehen und ich schicke Elias weg.

Florian mustert mich komisch, aber ich habe nur Augen für die Gestalt in der Zelle.

Ein Mädchen, das seit Stunden in meinem Kopf herum spukt.

Luna.

Sie hat eine Platzwunde am Kopf, scheint aber noch zu atmen, liegt auf dem Boden.

"Wo habt ihr sie gefunden?"

"Sie kam aus dem Wald, ist direkt in uns hinein gelaufen, als wir aufbrechen wollten."

Sie war im Wald, um mich zu retten, deswegen wurde sie geschnappt.

Eine Stimme, leise, unterbricht die folgende Stille.

"Tötet mich endlich.

  Der Tod ist gnädiger als die Gefangenschaft."

Schicksalsbände Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt