Kapitel 6

57 7 0
                                    

Als ich wach werde, bin ich nicht allein.

Der Soldat, der mich gefangen hat, steht vor mir.

Naja, was heißt vor mir, neben der Tür.

Er lässt mich nicht aus den Augen, während ich mich umsehe.

Mein Bett ist ein Himmelbett, Vorhänge bedecken es, Vorhänge in einem wunderschönen blau.

Die riesige Glasfront lässt einen atemberaubenden Blick auf das Dorf zu, es ist einfach wunderschön.

Langsam richte ich mich auf, stelle mich hin, realisiere, dass ich nur ein langes Shirt trage und kippe vor Schwäche wieder um.

Der Soldat hilft mir auf.

"Du solltest vorsichtiger sein.", seine Miene ist undurchdringlich, sein Blick jedoch gleitet über meinen Körper.

"Und du mich nicht betrachten, als wäre ich dein Spielzeug", zische ich leise, bedrohlich.

"Süße, du bist nur noch hier, um gefoltert und vergewaltigt zu werden.

Ich kann alles mit dir tun, was ich möchte."

Das Lächeln auf meinen Lippen entsteht von ganz allein, ich kann nichts dagegen tun.

"Solange mich dein König noch nicht genommen hat, kannst du nichts mit mir tun."

"Oder es so unauffällig tun, dass er es nicht bemerkt", flüstert er in mein Ohr, man spürt das Grinsen auf seinem Gesicht.

"Ich würde dir raten, sie loszulassen."

Florian betritt den Raum, allein.

"Du wirst ihr nichts antun Elias, hast du mich verstanden?"

"Ja Sir."

"Und pass auf, dass deine Waffen", sofort höre ich zu, "nicht in ihre Nähe kommen."

"Sir?", Elias klingt verwirrt, er denkt wahrscheinlich, dass ich nur ein normales Mädchen bin.

"Sie ist der Schatten der Weißen."

Kai hat es also weitererzählt, typisch.

"Dieses kleine Mädchen? "

Seine Verwirrung hat sich in Unglauben verwandelt.

"Soldat, wir unterschätzen hier niemanden.

Das müsstest du am besten wissen."

Man spürt die Macht in seiner Stimme, die Stärke, ich muss mich nicht mal umdrehen, um zu wissen, dass er hinter mir steht.

Ich habe das Gefühl, seinen Atem auf meiner Haut spüren zu können, kalt, unnahbar.

"Es tut mir leid eure Majestät.", Elias senkt seinen Kopf, funkelt mich mit wütenden Augen an und grinst.

Sollte ich jetzt Angst vor ihm haben?

Nein.

Also gehe ich auf ihn zu, mir der Blicke von Florian und Kai durchaus bewusst, und flüstere leise: "Schachmatt."

Er erwidert, ebenso leise: "Dies hier war nur der König, doch die Dame ist stärker."

Mein Schwindel ist fast weg, auch die Kopfschmerzen.

Langsam drehe ich mich zu Kai um und sehe ihn heute zum ersten Mal.

Er trägt einen roten Pullover, feinstes Material, wahrscheinlich kostspielig, und eine schwarze Hose.

"Was willst du hier?"

Die Frage geht direkt an ihn, er weiß das, trotzdem ist er nicht sonderlich überrascht von meiner ganz und gar unhöflichen Anrede.

"Nach dir sehen."

"Wie lange war ich weg?"

"Eine Woche."

"Wie sieht's im Krieg aus?"

Eisige Stille erfüllt den Schlafsaal, sofort, als ich ausgeredet habe.

Florian und Elias schauen, sich unwohl fühlend, fragend, zu Kai, welcher mich abschätzend betrachtet.

Dann geht er auf mich zu, nimmt mein Kinn in seine Hand und sagt: "Dein Clan versteckt sich, niemand weiß, wo."

Mein darauffolgende Lachen dauert ewig und alle sind überrascht, ich eingeschlossen.

Als mein Lachen verebbt, sehe ich Kai in seine wunderschönen grünen Augen.

Warte kurz, wunderschön?

"Ich möchte einen anderen Aufpasser."

"Elias bleibt bei dir.", seine Stimme duldet keinen Widerspruch.

"Er möchte mich vergewaltigen", unschuldig klimpere ich mit meinen Wimpern, "noch bevor du die Chance dazu hast."

Schauspielerisch leicht lasse ich Tränen in meinen Augen entstehen, merke, wie sein Blick weicher wird.

Kaum bemerke ich das, versteinert sein Gesicht wieder und seine Maske ist wieder da.

"Florian wird bei dir bleiben."

"Majestät, sie-"

"Schweig, Elias.

Das ist gerade das beste, was du tun kannst, um schlimmerem zu entgehen."

Also wurde Florian mein Aufpasser und eigentlich ist er wirklich ganz nett, wir haben viel Spaß miteinander, jedenfalls bis zu einem bestimmten schicksalhaften Tag...

Schicksalsbände Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt