10. Kapitel

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Zuhause angekommen schmeiße ich meine Schuhe mehr oder weniger achtlos in eine Ecke und schleppe mich ins Wohnzimmer, wo ich Noah ausfindig mache.
„Na, wieder da?“, fragt er desinteressiert.
„Ja. Was ist denn los?“, antworte ich ihm, während ich mich neben ihm nieder lasse.
„Nichts.“, sagt er genervt und dreht sich weg.
„Wenn nichts wäre, wärst du nicht so genervt. Also was ist los?“, wiederhole ich mich.
„Jason ist jetzt mit Layla zusammen.“, gibt er wiederwillig von sich. Jason ist Noahs bester Freund und Layla ist Noahs heimliche Schwärmerei. Ich mochte beide noch nie so wirklich und habe Noah auch schon oft gesagt, dass Layla eine hinterlistige Schlange ist, aber er war blind vor Liebe, weswegen er mir nicht glauben wollte. Hoffentlich weiß er es jetzt besser.

„Jason hat mich grad angeschrieben. Layla hat sich quasi nur an mich ran gemacht um an Jason ran zu kommen. Wie blöd konnte ich auch sein? Ich mein Jason ist so viel besser als ich. Er hat einen besseren durchtrainierten Körper. Er ist beliebter und hat so viel mehr Geld, da ist es ja kein Wunder…“, fährt er fort, doch ich muss ihn unterbrechen.
„Stopp Bis hier und nicht weiter! Du bist genauso toll, wenn nicht sogar toller als Jason. Du hast ein großes Herz und bist liebevoll. In einer Beziehung geht es nicht um Geld oder Aussehen. Es geht um Liebe und die Leidenschaft. Außerdem finde ich du hast auch eines super durchtrainierten Körper, soweit ich das beurteilen kann. Trauer nicht den Menschen nach, die dich verletzt haben, sondern freue dich, dass sie die gezeigt haben, wie es sich anfühlt verletz zu werden. Sei froh darum und freue dich auf andere, die dich nicht hintergehen werden. Ich bin mir sicher, dass du die richtige findest. Und bis dahin hast du immer noch mich an der Backe.“, mache ich ihm klar. „Danke Liv. Es tut zwar ein bisschen weh, dass ich so naiv sein konnte, aber du hast recht. Du hast immer recht. Ich hätte damals auf ich hören sollen, dann wäre das jetzt nicht passiert, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich hab dich lieb.“, gibt er mir recht.
„Ich hab dich auch lieb!“, erwidere ich.

Plötzlich klingelt mein Handy kurz auf, weswegen ich ein bisschen zusammenschrecke. Schnell hol ich es aus meiner Hosentasche und schaue wer mir eine Nachricht geschrieben hat. Liam. In Sekundenschnelle entsperre ich das Handy und gehe auf seinen Kontakt um mir die Nachricht durchzulesen.

Hey Liv,
du bist ja eine kleine Schlafmütze!
Ich hätte morgen Zeit. Wenn du willst
Kannst du zu mir kommen und wir
können einen Film zusammen schauen.
Ich könnte auch kochen. 18:54 Uhr

Hey Liam,
hört sich gut an. Dann bin ich
morgen so um 19 Uhr bei dir, wenn
das okay ist.
Freue mich schon. 18:55 Uhr

Ich drücke auf den „Versenden Knopf“ und muss unwillkürlich anfangen zu lächeln. Keine Sekunde später schreib Liam mir eine Nachricht zurück.

Supi. Freue mich auch schon.
Wenn du willst, kannst du
Auch schon früher kommen.
18:55 Uhr

In Windeseile schrieb ich zurück, dass ich dann auch ein bisschen früher komme. Ich bemerke wieder dieses Lächeln auf meinem Gesicht.
„Wer hat dir denn geschrieben, dass du auf einmal so glücklich bist?“, fragt er interessiert nach. „Das geht dich gar nichts an mein Lieber!“, antworte ich ihm lächelnd.
„Soll ich es aus dir heraus kitzeln?“, fragt er drohend, weswegen ich schnell meinen Kopf schüttle, aber so schnell es die Schwerkraft zu lässt aufstehe und ich aus dem Wohnzimmer renne. Dicht gefolgt von Noah flitze ich ins unser Gemeinsames Zimmer und stelle mich auf die andere Bettseite, so dass er nicht an mich rankommt. Allerdings lag ich falsch, denn mit weniger als drei Schritten steht er neben mir und schmeißt mich aufs Bett, nur um sich dann neben mich zusetzten und mich durch zu kitzeln. Vor lauter Lachen vergesse ich fast das Atmen. Noah hört kurz auf und fragt erneut ob ich es ihm erzähle, worauf ich wieder meinen Kopf schüttle. Augenblicklich fängt er wieder an und diesmal hört er auch nicht so schnell auf.
„Ok, okay! Liam hat mir geschrieben! Jetzt hör auf!“, bekomme ich gerade so unter meinem Lachen heraus.
„Na geht doch. Liam also?“, sagt er, während er aufhört mich zu kitzeln. Ich habe mich wie im Mittelalter gefühlt, wo Menschen gefoltert wurden, dass sie die Wahrheit sagen. Wobei ich mir sicher bin, dass dieses kleine Kitzel-Manöver von Noah nicht ansatzweise so schlimm was wie damals die Foltermethoden. Allein die ganze Hexenverfolgungen, welche dann brutal gefoltert und geknebelt worden sind, nur um dann zu „gestehen“, dass sie eine Hexe sind. Damals sind viel zu viele Menschen, überwiegend Frauen deswegen gestorben. Letzten Endes nur, weil Frauen damals unterdrückt wurden und nichts zu bestimmen hatten. Sie bekamen keine Bildung, weswegen sie dann als Hexen dargestellt worden waren, wenn sie irgendetwas schlaue gesagt haben.

Das Mittelalter ist schon ein düsteres Kapitel unserer Zeitgeschichte und dennoch fasziniert es mich, genauso wie die Neuzeit. Generell finde ich es spannend, wie die Welt sich im Laufe der Zeit verändert hat. Daran sieht man zum Beispiel das Zeit alles ändert. Oft zum guten, aber auch oft zum schlechten. Beispielsweise können sich Menschen ändern. Es kann gut sein, aber wenn sie den falschen Einfluss oder sie falschen Erfahrungen haben, dann ändern sie sich oft zum Schlechten hin. Ich bin der Meinung, dass man mit all seinen Herausforderungen und Hindernissen wächst und man nur noch dadurch stärker wird, aber andere Menschen sehen es nicht so. Klar, ich kann es verstehen. Wenn man zum Beispiel verletzt wird, dann will man diesen Schmerz nicht mehr fühlen, aber ohne den Schmerz weiter zuzulassen, kann man daran nicht wachsen.

Alles passiert, was passieren soll. Damals habe ich mich oft alleine gefühlt, da ich von meiner Familie nur meine Oma und meine Tanten habe. Ich hatte zwar viele Freunde, aber nur zwei wirkliche, die nicht bei jedem Problem weggerannt sind. Ich hatte viel, aber auch nichts. Jetzt habe ich wenig, aber viel. Ich habe einen tollen Bruder, einen tollen Vater und ein tolles Leben. Ich habe immer noch meine alten Freunde und neue Freunde. Ich fühle mich gut und glücklich. Mich hat all das ganze mit meinem Zwillingsbruder und meinem Vater nur gestärkt, obwohl meine Mutter mich jahrelang belogen hatte, dass ich überhaupt einen Zwilling habe. Man sagt, Zeit heilt alle Wunden. Oft scheint die Zeit genau dann zu stehen, aber ich habe mit der Zeit meiner Mutter ein wenig verziehen können und habe mit ihr wieder ein besseres Verhältnis. Und darauf bin ich stolz und froh, dass ich das geschafft habe.

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Hey,
Mein 10. Kapitel!!
Ich hoffe es hat euch gefallen. Ja, ich weiß ich bin ein bisschen Philosophisch geworden, aber konnte es mir nicht verkneifen.

Mich würde mal interessieren, wie ihr zu dem Thema Mittelalter und Hexenverfolgung steht.
Jeder hat ja eine andere Meinung, deswegen würde es mich mal interessieren.

Bleibt oder werdet gesund!

~Emma 💜

Der BarkeeperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt