Der Barkeeper

37. Kapitel

Liam legt das Bild wieder auf den Tisch und steht auf und läuft um den Tisch, nur um mich dann in seine Arme zu ziehen und mich herum zu schleudern.
„Wir werden Eltern, Babe! Das ist großartig! Freust du dich denn gar nicht?“, ruft er erfreut aus.

„Schon, aber ich hatte Angst, dass du noch keine Kinder willst. Ist das nicht ein bisschen zu früh? Schaffen wir das mit der Verantwortung und Erziehung und was noch viel wichtiger ist, werden wir gute Eltern sein und immer für unser Kind da sein?“, öffne ich mein Herz.
„Was redest du denn da? Ja, es ist früh, aber jetzt auch nicht mehr zu ändern und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das schaffen werden. So wie wir alles schaffen und zwar zusammen. Wenn du zuhause bist, kannst du dich um unseren kleinen Wurm kümmern und gleichzeitig deine Doktorarbeit schreiben, wenn sich dafür die Zeit findet. Ich liebe dich und auch unser Kind. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass du eine hervorragende Mutter sein wirst. Du bist nett, hilfsbereit, fair, großzügig und durchsetzungsfähig. Ich könnte noch so viele positive Eigenschaften von die aufzählen, aber dann würden wir morgen noch hier sitzen. Im großen und Ganzem, ist dein Charakter Goldwert. Unser Glück verdreifacht sich, da wir bald zu dritt sind. Du bist meine Zukunft. Du trägst in dir unser Kind, welches wir zusammen erzeugt haben. Ich werde dich und unser Kind immer lieben. Wir schaffen das.“, versichert Liam mir und schon wieder bekomme ich Tränen in die Augen.

Ich kann das alles gar nicht fassen. Ich bin schwanger und Liam freut sich. Auch wenn ich Zweifel hatte, hat Liam mich davon überzeugt, dass wir das zusammen schaffen werden. Ich glaube im nach hinein sind meine Zweifel unbegründet, aber ich denke das sind die Stimmungsschwankung. Apropos Stimmungsschwankungen. Meine Tränen rollen jetzt schon kontinuierlich über meine Wangen und Liam sieht mich mit seinem typisch besorgtem Blick, welcher immer hat, wenn ich irgendwas habe.

„Liam, schau bitte nich so und nehme mich einfach fest in den Arm, okay? Ich weiß das wir das schaffen werden, aber im Moment ist grad alles zu viel für mich. Ich will nicht mal weinen. Das sind die Stimmungsschwankungen. Wenn ich das jetzt sie ganze Schwangerschaft habe, dann drehe ich durch.“, sage ich unter Tränen, welche Liam mir leicht lächelnd wegwischt. Danach zieht er mich wieder in seine Arme und hält mich einfach fest, was mir extrem gut tut.
„Danke, das habe ich gerade echt gebraucht.“, bedanke ich mich nach einer viertel Stunde. Es gibt nichts besseres als eine lange Umarmung mit meinem Freund, wo wir uns einfach nur im Arm halten und die Anwesenheit des anderen genießen. Ich liebe diese Umarmungen.

„Das ist doch selbst verständlich. Ich liebe dich und wir schaffen das. Hast du immer noch Angst?“, fragt er mich und legt seine Arme um meine Hüfte, aber so, dass er mich noch locker anschauen kann. „Wir schaffen das und ich liebe dich auch.“, antworte ich, worauf ich ihm einen Kuss auf den Mund gebe. Der eigentlich kurzgeplante Kuss wird dann allerdings zu einem leidenschaftlich und langem. Durch Luftmangel lösen wir uns wieder und schauen uns lächelnd an.
„Wir werden Eltern.“, flüstert Liam ganz aufgeregt und fröhlich. „Ja, das werden wir.“, kommt es genauso leise und freudig von mir.
Etwas später am Abend, wo Liam schon auf der Couch eigeschlafen ist, entscheide ich mich meinen Bruder anzurufen und ihm von den Neuigkeiten zu erzählen.

Immer noch aufgeregt entsperre ich mein Handy, welches mittlerweile Liam und mich küssend als Hintergrund hat, und wähle Noahs Nummer. Nach kurzen piepen, geht er dann auch ran.
 
Telefonat (I=Ich, N=Noah)
 
N: Na wenn das nicht meine kleine Schwester ist! Hast dich ja schon lang nicht mehr gemeldet, Love.
I: Hey Noah, ich hatte viel zu tun. Musste viel lernen und habe auch eine Prüfung geschrieben. Aber freu dich, dass ich dich jetzt anrufe.
N: Ich freue mich ja. Wie geht es dir? Und wie geht es Liam?
I: Mir geht es ganz gut und Liam ist glaube ich ein bisschen kaputt vom ersten Schultag. Der liegt schlafend neben mir auf der Couch und es läuft gerade seine Lieblingsserie, also muss es was heißen. Aber ansonsten geht es Liam sogar sehr gut, denke ich.
N: Ach stimmt. Heute war ja sein erster Arbeitstag als Lehrer. Und es freut mich, dass es euch gut geht.
I: Ja und wie geht es dir und Dad? Und was viel wichtiger ist, wer war der junge in deiner Instagram Story? Ich kannte ihn nicht und ihr zwei saht sehr vertraut aus.
N: Erstmal geht es Dad und mir gut. Im Moment ist es hier ziemlich heiß, aber was erwartet man auch im Sommer. Und habe ich dir schon mal gesagt das zu ziemlich neugierig bist?
I: Bestimmt schon 1000 mal. Also, wer ist es?
N. Er heißt Kyle. Er hat gerade bei mir auf der Arbeit angefangen und wir verstehen uns von Anfang an sehr gut.
I: Ihr saht so aus, als wärt ihr zusammen. Noah, wenn du mir was sagen willst, kannst du das gerne tun. Ich werde dich nicht verurteilen und werde immer hinter dir stehen.
N: Willst du damit irgendwas andeuten? Das ich vielleicht schwul bin?
I: Bist du?
N: Vielleicht. Eher Bisexuell.
I: Und ist das jetzt schlimm oder nicht?
N: Sag du es mir.
I: Noah, du kennst meine Meinung dazu. Ich freue mich für jeden, der seine Liebe findet, da ist es egal ob Frau oder Mann. Liebe ist Liebe und das kann einem keiner nehmen.
N: Warum hörst du dich manchmal schon so erwachsen an?
I: Vielleicht weil ich es bin? Ich bin 24 Jahre alt!
N: Es kommt mir vor, als wäre es noch gestern gewesen, dass du ganz klein in der Babyliege lagst und einen Schnulli im Mund hattest.
I: Noah, wir sind Zwillinge. Du bist 12 Minuten älter als ich. Du lagst genauso in der Liege, wie ich.
N: Jaja, aber du sagst es. 12 Minuten und dass kann mir keiner nehmen.
I: Wenn du meinst.
N: Gab es eigentlich irgendeinen bestimmten Grund, dass du angerufen  hast? Du wirkst ein bisschen nervös.
I: Ich wirke gar nicht nervös. Das hört sich bestimmt nur so an.
N: Olivia, du bist eine schlecht Lügnerin. Ds warst du schon immer. Also was ist los? Willst du deinem großen Bruder nicht verraten, was dir auf dem Herzen liegt?
I: Werde ich, aber erst sagst du mir, was zwischen dir und diesem Kyle läuft.
N: Hartnäckig wie eh und je. Wir sind auf dem guten Weg zusammen zu kommen.
I: Das freut mich für euch.
N: Und jetzt du.
I: Naja…also ich war heute beim Arzt und…
N: Bist du krank?
I: Warum denken immer alle, dass wenn man zum Arzt ist, man direkt krank ist?
N: Keine Ahnung. Bist du krank?
I: Nein.
N: Was hast du dann?
I: Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll.
N: Sag es einfach raus.
I: Okay, also du wirst bald Onkel werden. Ich bin schwanger. Tada!
N: Du…schwanger…Liam…ich Onkel…oh mein Gott…
I: Ich habe es heute erst erfahren. Ich bin im zweiten Monat. Ich hatte zuerst bedenken, aber Liam hat mir versichert, dass wir das schaffen werden.
N: Da bin ich mir sicher, aber es kommt ein bisschen überrascht. Ihr habt noch nie was davon gesagt, dass ihr Kinder bekommen wollt. Ich bin etwas geschockt und ich frage mich auch, warum meine kleine Schwester schon so früh Kinder kriegen muss…
I: Denkst du wir haben geplant, dass ich schwanger werde?! Das kam auch für uns und vor allem für mich überraschend, aber jetzt ist es so.
N: Olivia, ganz ruhig. Raste jetzt bitte nicht aus. Ich freue mich für euch, wirklich. Am Anfang dachte ich ja, das Liam der falsche für dich ist, aber mittlerweile weiß ich es besser. Ihr seid füreinander geschaffen und ihr werden bestimmt zauberhafte Eltern werden. Und euer Kind hat den coolsten Onken der ganzen Welt!
I: Freust du dich also?
N: Natürlich. Jetzt habe ich bald endlich jemanden, den ich lustige Sachen beibringen kann, die dich aufregen werden.
I: Wenn du das machst, dann wirst du mit meinem Kind niemals alleine gelassen.
N: Das werden wir ja noch sehen. Weiß Dad es schon?
I: Nein, dem erzähle ich es gleich noch oder vielleicht auch morgen. Ich bin ganz schön müde.
N: Verständlich. Du trägst ja auch einen kleinen Wurm in dir. Sollen wir auflegen?
I: Ja, denke wäre besser. Ich habe dich lieb und schlaf gut.
N: Ich hab dich auch lieb, Schwesterchen und schlaf auch gut.
 
Telefonat Ende

04.03.2021