Kapitel 11

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Im Bruchteil einer Sekunde, sind wir von unserem Fluchtweg verschwunden und wieder vor Apollos Tempel aufgetaucht.

Der Tempel war leer und sogar der Thronsaal, was kaum vorkam. Dort stand nur Apollos leerer Stuhl mit einem Ständer neben dran, auf dem sich etwas Wein und eine Obstschale befanden. Es waren keine Nymphen oder Menschen anwesend, die ihn mit ihrer Zuneigung überschütteten. Selbst Apollo war nirgends zu sehen.

"Wo ist er?" fragte Malachi gereizt und sah sich um. Abel schnaubte und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

"Wahrscheinlich versteckt er sich, weil er, wie alle anderen auch, Angst vor Hades hat." antwortete er spöttisch.

"Eigentlich bin ich direkt hinter euch, du Schwachkopf." spottete Apollos Stimme. Abel schrie auf, wirbelte herum, machte ein paar schnelle Schritte zurück und stellte Noe, wie ein Schild vor sich. Malachi und ich starrten ihn wütend an, bevor Apollo eine Augenbraue hochzog und auf ihn herabblickte.

"Du bist also das Orakel", stellte er fest. Noe schluckte schwer und nickte schüchtern. Apollo musterte ihn und sah dann zu mir auf, bis sein Blick weiter zu Kallias wanderte. Seine Augen weiteten sich leicht. Er legte den Kopf schief und deutete Kallias, nach vorne zu kommen.

"Wer ist das?" verlangte Apollo zu wissen und musterte Kallias von Kopf bis Fuß. Kallias starrte ihn an, antwortete aber nicht, also antwortete ich für ihn.

"Du sagtest, dass du einen Liebhaber willst. Ich werde es nicht sein... Aber er wird es. Er hat sich angeboten." fügte ich mit gerunzelter Stirn hinzu. Apollo verengte für einen Moment die Augen, bevor er vortrat und Kallias langsam musternd umkreiste, wie ein Geier, der seine Beute umkreist. Kallias regte sich kein Stück und starrte bloß gehorsam geradeaus. Dann stellte Apollo sich vor ihn hin und hob seinen Kopf an, so dass er auf Kallias herunterblickte.

"Und wie heißt du?" fragte er.

"Wie auch immer Ihr mich nennen wollt." antwortete Kallias. Apollo hob eine Augenbraue. Für einen Moment schwor ich, dass er Kallias sofort pulverisieren würde. Noe räusperte sich und Apollo sah ihn scharf an.

"Äh, ich nenne ihn Kallias, falls das irgendwie hilfreich ist." schlug er vor. Ein Grinsen breitete sich auf Apollos Gesicht aus, als er sich amüsiert zu Kallias umdrehte.

"Das ist ein passender Name für jemanden wie dich. Du bist hübsch für einen Mann. Es ist schade, dass du nicht Zelios rotes Haar hast." kommentierte er und sah mich von der Seite an. Ich versuchte meine Gesichtszüge entspannt zu halten, als er mich mit einem hungrigen Blick in den Augen ansah, der mir weitere Qualen versprach. Kallias streckte jedoch die Hand aus und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Dabei begann sich sein schwarzes Haar langsam zu verändern, während seine Finger durch das Haar glitten. Es färbte sich von Mitternachtsschwarz, zu demselben blutroten Farbton, dass mein Haar hatte. Wir alle und auch Apollo, starrten ihn überrascht an. Kallias sah zu Apollo, als er sein Haar rot gefärbt hatte.

"Trifft das eurem Geschmack, mein Herr?" fragte er. Apollo erschauderte und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, bevor er sich, in offensichtlicher Erregung durch Kallias Gehorsam, auf die Lippe biss.

"Du bist ein raffiniertes kleines Ding, nicht wahr? Und was genau bist du?" fragt er. Kallias sah auf.

"Was auch immer Ihr wollt, mein Herr." antwortete er. Apollo summte und sah mich aus dem Augenwinkel an.

"Wo hast du ihn gefunden?" wollte er wissen. Beinahe hätte ich ihm gesagt, dass ich ihn in Hades Palast gefunden hatte, als ich mich wieder besann. Er wäre sicherlich alarmiert, wenn er herausfand, dass er einen von Hades Gefangenen besaß.

Das Orakel von Tartarus [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt