| Prolog |

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Es ist alles nur ein Traum. Es ist alles nur ein Traum., redete sich das junge Mädchen ein.

Verwirrt lief sie also nun durch die Straßen von Washington D.C..
Das was sie in den letzten zwei Stunden erlebt hatte, bereitete ihr schlimme Angst. Es war für sie wie ein schlechter Albtraum gewesen. Sie hatte Dinge durch gemacht, die niemand in seinem Leben durchmachen sollte. Und für diese Dinge war sie die Zeugin. Die einzige.

Ihr Kopf brummte, trotzdem versuchte sie die Geschehnisse zu sammeln und zu verstehen. Es wirkte alles so unreal. Sie brauchte Hilfe, das merkte sie selbst und wenn es auch nur eine wildfremde Person war.

Ich muss zu Ellie. So schnell wie möglich.

Ihre Schwester, Eleanor, lebte nur einige Straßen entfernt von ihrer Freundin. Also brauchte sie vielleicht nur zehn Minuten, wenn sie joggte. Gedacht. Getan.

Ihre Atmung wurde wieder schneller. Ihr Herz schlug wie wild. Ihr Adrenalin stieß ein weiteres Mal durch ihre Adern, was sie schneller laufen ließ als je zuvor. Selbst die Sorgen und die grausamen Bilder verschwanden vor ihrem Auge, was die sechzehnjährige glücklich machte. Es war dunkel und sie konnte sich nicht sicher sein, dass der gruselige große Mann hinter ihr her ist, um sie umzubringen genauso wie ihre Freundin und ihre Eltern.

Verwirrt joggte sie nun durch die leicht beleuchteten Straßen von D.C.. Sie bog in die Roseville – Street, um endlich zu ihrer Schwester zu gelangen. Eleanor arbeitete seit Jahren nun beim Naval Criminal Investigate Service und wüsste genau, was sie jetzt machen müsste. Daran glaubte jedenfalls Katie. Sie musste sich an diese guten Gedanken hangeln, um zu überleben. Um es bis zum Haus ihrer fast doppelt so alten Schwester zu schaffen.
Katelynns Lungen fingen, durch die zahlreichen Tritte, an zu brennen und sie realisierte, dass sie bald nicht mehr konnte und vielleicht irgendwo umkippen würde und niemand sie finden würde. Erst am nächsten Morgen würde ihr Verschwinden auffallen, wenn ihre Freundin Grace sie im Internat als vermisst meldet. Dann würde man wahrscheinlich erst bei ihren Verwandten und Freunden aus der Schule anrufen, um dann festzustellen, dass man nach ihr Suchen sollte. Bis dahin könnte sie schon längst erfroren sein bei diesen Minustemperaturen oder der gruselige Mann bringt sie nachträglich um, um die letzte Zeugin zu vernichten. Um seine Tat rund zu machen.
Die letzten Meter zum Haus erschienen Katie ewig lang.

Hausnummer fünf.

Nur noch zwölf weitere Häuser bis sie an der Haustür von ihrer Schwester klingeln konnte.

Schwer atmend kam sie an die große Holztür. Viermal klopfte sie mit zittrigen Händen an der Tür und hoffte, dass Ellie sie hörte.

Sie schläft bestimmt schon.

Schuldgefühle kamen in ihr hoch. Ellie ist eine Frühaufsteherin und geht deshalb schon früh ins Bett. Sie hätte einfach zurück ins Internat laufen sollen und nicht zu ihrer Schwester. Sie muss schlafen, um am nächsten Tag ihrer Arbeit richtig nachgehen zu können.

Ich bin eine schreckliche Schwester.

Trotzdem klopfte sie nochmal stärker an der Tür. Die Schuldgefühle wuchsen als sie gefühlt weitere Minuten vor der Tür wartete.

»Guten Abend, wie kann ich Ihnen helfen?«

Eine verschlafene Bishop öffnete die Tür. Ihre Augen kniff sie halb zusammen, da ihr das Licht vom Flur blendete. Sie hatten ihren langärmeligen, hellen Schlafanzug an und ihre Haare waren zu einem Haarknäuel zusammengebunden. Sie hatte gerade einen wunderschönen Traum als sie von wildem Geklopfe wach wurde.

»El, ich-ich wollte dich nicht st-stören...«, stammelte die Jüngste von fünf Kindern.

Ellie erkannte die Stimme. Es war eindeutig ihre kleine Schwester, was jedoch nicht stimmen konnte, denn sie musste theoretisch im Internat sein.

Eleanor rieb sich den Schlafsand aus den Augen und blickte noch einmal genauer auf die Person vor ihrer Tür.

»Katelynn? Was machst du hier um diese Uhrzeit? Du müsstet doch im Internat sein?«

Sie blickte nochmal über ihre sichtlich verwirrte Schwester rüber. Sie spielte an ihren Händen, die im Licht von der Terrassenlampe leicht rot aussahen. Auch ihre helle Bluse sah rot verschmiert aus. Im Gesicht klaffte eine große Schnittwunde. In der Wunde hangen ihre blonden langen Haare. Eleanor wusste, dass etwas nicht stimmte. Die roten Flecken auf der Kleidung ihrer Schwester machten ihr Sorgen, denn sie sahen sehr nach Blutflecken aus. Vor all Dingen in der Größe kann es kaum von ihrer Schnittwunde am Kopf kommen.

»Was ist passiert? Ist das alles Blut?«, fragte Ellie schockiert.

Bishop war auf einmal hellwach. Zu groß war die Sorge um ihre Schwester und zu groß das Rätsel was sie mit sich trug.

»Hey Katie?«

Ellie strich ihr über die Schulter, um sie aus ihrer Schockstarre zu holen.

»Also... ich...«

Ihre Augen rollten zur Seite und die Schwärze umfasste Katelynn. Sie wusste, dass sie jetzt in Sicherheit war und ihr Körper hörte auf Adrenalin in ihre Blutbahnen zu pumpen. Nur Sekunden später ließen ihre Beine nach und sie sackte in den Armen von Eleanor zusammen.

Family is more than just DNA | Navy Cis FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt