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Sicht Roxanne

Die Woche vergeht nicht so langsam wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mir vorgenommen, die Aufgabe ernst zu nehmen, und habe sie jeden Tag gemacht. Das heißt dass ich jeden Tag etwas gemacht habe, dass ich immer mit ihr gemacht habe.

Und ich weiß nicht warum, aber es hilft mir und ich werde immer stärker mit der Zeit, die ich an sie denke. Und ich verstehe was sie meinte, wenn sie sagte dass man sie nicht vergessen soll. Wobei ich das eh nie könnte.

Jeden Tag saß ich bei ihr im Krankenhaus, nur heute nicht. Denn heute hat mich Jolina gefragt ob ich denn nicht mit auf eine Party kommen will.
Sie hat mir erklärt dass Sarah da sein wird, aber das ist mir heute egal. Ich freue mich darauf meine Freunde wiederzusehen, auch wenn ich grade lieber meine Zeit damit verbringen würde, Polly zu küssen.

Ich vermisse sie unheimlich, auch wenn sie ja eigentlich noch da ist. Aber ich versuche, das ganze einfach so zu sehen als seie nur verreist und würde mich warten lassen bis sie wieder da ist. Mir gefällt diese Vorstellung besser, als wenn ich mir vorstelle wie sie im Krankenhaus liegt und niemand weiß wie lange es dauert bis sie wieder da ist.

In meinen Ohren schallt System of a Down, und ich stelle die Lautstärke noch höher, während ich den letzten Weg zu dem Haus laufe in dem die Party stattfindet. Ich war schon auf so vielen Partys hier, aber Jolina scheint so viele Leute zu kennen, dass wir nie in dem selben Haus zwei Mal feiern.

Dieses Haus sieht aber viel freundlicher aus als die anderen. Auch wenn ich von hier erkennen kann, dass die Leute dort viel Geld haben, sieht es einladend aus und nicht so wie ein Bungalow. Und das trotz der Lage: die eine gläserne Front des Balkons ragt nämlich über die Elbe, und hier gibt es keine Nachbarn in der unmittelbaren Nähe.

Ich höre Jolina bevor ich sie sehe. Ihr Lachen erkenne ich immer, und besonders das wenn sie von einem Jungen angesprochen wird, der sie nervt. Dann sehe ich sie. Der Typ ist ihr ziemlich nahe, und ich kann seine Fahne zwei Meter entfernt schon riechen.

Ich beschleunige, packe ihn am Kragen seines Shirts und reiße ihn herum.
„Lass die Finger von meiner Freundin."
Er grinst dämlich, und sieht mich abschätzend an.
„Sei leise Mädchen. Du weißt ja nicht was du redest."

„Oh doch, das tue ich. Zwing mich nicht meine Faust zu benutzen, und verpiss dich." Ich klinge drohend und meine Stimme ist kalt. Aber es interessiert ihn nicht. Viele unterschätzen mich, halten mich für harmlos und erst recht nicht für eine Schlägerin. Aber manchmal geht's nicht anders. Das kommt zwar nur im Notfall vor, aber als er noch einen Schritt auf mich zu macht, habe ich keine Wahl mehr.

Ich reiße meinen Arm nach hinten, und lasse ihn im nächsten Moment nach vorne schnellen, wo er mit voller Wucht auf seine Nase knallt. Ich spüre dass sie nicht gebrochen ist, aber bluten tut es trotzdem. Ich habe kein Mitleid als er weggeht, und sich die Nase hält.

„Musste das sein?" Fragt Jolina mich, aber ich sehe dass sie erleichtert ist, dass ich endlich da bin.
Ich schließe sie in die Arme, und lasse sie erst los als sie mir sagt dass sie keine Luft mehr bekommt.

„Wie gehts dir?" Fragt sie dann sanft und streicht über meinen Arm. Sie weiß was passiert ist, weil ich es ihr als erstes erzählt habe nachdem ich aus dem Krankenhaus raus war.

„Frag nicht.", Sage ich und schnappe mir den Becher von irgendeinem Typ der ihn mir hinhält. Als ich probiere brennt meine Kehle, und ich weiß dass es Brandy ist. Ich trinke den Becher auf Ex und ziehe Jolina dann in das Innere des Hauses, wo die anderen Leute schon tanzen und lachen.

„Wo sind die anderen?!" Rufe ich Jolina zu, und sie nickt und führt mich dann die breite Treppe hinauf. Irgendwann stehen wir auf einer Zwischenetage, wo ich dann auch endlich die anderen sehe. Hinten in der Ecke stehen Ledersessel und ein Sofa, davor ein dunkler Tisch und ein Teppich.

Fixed (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt