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„Einen Deal?", fragte er skeptisch und zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. „Über was denn?"
Ich atmete tief ein und wieder aus, bis ich antwortete. „Ich will keinen Krieg mehr mit dir haben. Mir tun diese ganzen Streitereien nicht gut und dir sicherlich auch nicht." Meine Stimme klang zart und ruhig mit einem Hauch von Flehen. Ich wollte so sehr, dass diese Sticheleien, das Hetzen gegeneinander aufhören, obwohl immer noch die Wut hochkommt, wenn ich an die ganzen Zickereien, Beleidigungen und Konfrontationen zurückdachte. Es ist besser, wenn wir einen Waffenstillstand haben.
Er sagte dazu nichts, sah einfach starr gerade aus in die dunkle Nacht, als würde er dort eine Antwort finden. Aber er wird keine bekommen. Nur allein kann er eine Entscheidung treffen.
„Und was sagst du dazu?", fragte ich ihn neugierig, so versuchte ich ihn zu einer Antwort zu drängen. Warum hadert er so damit?
Plötzlich wandte er seinen Kopf in meine Richtung und starrte mich eindringlich an. Seine Miene zeigte kaum Emotionen, keinerlei Freude und keinerlei Hass. Ich runzelte meine Stirn und versuchte fieberhaft zu lesen, was er dachte.
„Sicher, das ist eine gute Idee.", kam es nun von ihm und es legte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Aber ich will noch etwas ergänzen.", seine Miene verdunkelte sich wieder.
Interessiert musterte ich ihn und schob meine Hände in die Taschen meine Weste. Allmählich wurde mir immer kälter.
„Ich will, dass wir zusammen das Rätzel um Mr. Adams, das Mädchen und Miles lösen, was auch immer am Ende dabei herauskommen mag.", sprach er mit tiefer Tonlage weiter.
Auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln. Das hört sich an wie ein Friedensangebot. Er weiß, dass ich niemals aufhören würde, darüber nachzudenken. Und so ist man wenigstens nicht auf sich allein gestellt, wenn man wieder etwas Skurriles beobachten sollte.
„Abgemacht", antwortete ich ihm mit fester Stimme und streckte meine Hand aus.
Auch er raffte sich auf und grinste mich breit an, eher seinen Arm nach vorne streckte und meine Hand schüttelte. Der Pakt war besiegelt. Endlich standen wir auf einer Seite und arbeiteten nicht gegeneinander. So würden wir vielleicht Antworten erlangen.
Außerdem beschlossen wir, uns auf dem Laufenden zu halten, falls wir etwas Verdächtiges mitbekommen sollten. Ansonsten sollte unser normaler Tagesablauf vonstattengehen. Aber ich werde trotzdem selbst ein paar Nachforschungen anstellen bezüglich Miles und dem Mädchen. Fragen ist erlaubt, man sollte nur kein Verhör daraus machen. Man sagt ja immer: Sei deinen Freunden nah, doch deinen Feinden noch näher.

Sein Lächeln war warm und voller Ehrlichkeit, welches ich seit langem nicht mehr von ihm gesehen habe. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.

Wir saßen beide schweigende nebeneinander da und genießen die Stille und die Nacht, die uns umhüllte. Es war keine negative und bedrückende Stimme, sondern ein Moment des Friedens, denn ich sehr genoss.

„Nächstes Mal suche ich mir aber den Ort für unser nächstes Treffen raus", unterbrach er schließlich die Stille und lachte leise. „Hier ist es scheiße gruselig".
„Hast du etwa Angst?", fragte ich ihn belustigt und stupste ihn leicht an der Seite an.
Er sah mich schockiert mit offenem Mund an.
Ich lachte laut los. „Hey, ich kann nichts dafür, wenn du dir bei Clowns fast in die Hose machst.", gluckste ich und versuchte mir mein Kichern zu unterdrücken. Dabei hielt ich beschwichtigend die Hände in die Höhe, aber er wusste sofort, dass ich es nicht ernst meinte.
„Pff", sagte er leicht amüsiert, konnte sich aber kein Grinsen verkneifen. Seine Augen strahlten mich an. „Wenigstens hatte ich früher keine Angst vor Einhörnern". Antwortete er schließlich schlagfertig.
Mein Lachen erstarb sofort und ich schaute ihn erstaunt an. Ich hätte nicht gedacht, dass er das noch weiß.
„Pfff, da war ich auch noch ein kleines Kind", versuchte ich mich zu verteidigen und machte einen Schollmund. „Außerdem war der Film ‚Das letzte Einhorn' echt gruselig und traurig."
„Jaja, du brauchst dich erst gar nicht versuchen rauszureden". Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. „Ich habe dich schon längst durchschaut". Er zwinkerte mir zu.
Ich konnte nicht aufhören, von seinem Anblick wegzuschauen. Sein Lachen faszinierte mich zu sehr, als dass ich mich davon lösen könnte.

Nach ein paar Minuten des Schweigens räusperte sich Dilan schließlich und meinte wir sollten uns doch wieder auf den Weg machen, da es schon spät wäre. Mit einem Blick auf die bestätigte sich seine Aussage, es war schon fast Mitternacht. Geisterstunde.

„Kann ich dich mal etwas fragen?", fragte er als wir schon ein paar Minuten unterwegs waren. Das Knirschen der Steine ertönte laut unter unseren Schuhen und ließen seine Worte dumpf erklingen.
Ich nickte, ohne zu wissen, ob er es in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. Nur die Präsenz des anderen konnte man wahrnehmen und vielleicht die wagen Umrisse seiner Statur.

„Wieso datest du so jemanden wie Luca?", sprach er einfach weiter, ohne eine Antwort von mir abzuwarten.
Ich stockte. Warum muss er auch ausgerechnet so ein heikles Thema ansprechen? Genau jetzt, wo wir uns einigermaßen verstehen oder besser gesagt miteinander auskommen.
„Er ist nett.", sagte ich schließlich in die kühle Nacht. Es klang aber eher wie ein heißeres Flüstern.
„Nett?", schnaubte er abfällig und beschleunigte seine Schritte. „Er ist alles andere als ein guter Kerl."
„Wir verstehen uns gut.", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Es war auch bisher nur ein Date, also kein Grund ihn schlecht zu machen."
„Was sagst du zu seinem Buch?", fragte er irritiert. „Du machst mir nicht den Eindruck, als wäre dir so etwas egal."
Ich versuchte bei seinem Schritt mitzuhalten, aber seine Beine waren einfach viel länger als meine. Wie unfair.
„Natürlich ist es mir auch nicht egal." Ich hielt ihn am Arm fest und hinderte ihn schneller weiter zu stampfen. Warum war er denn jetzt wieder so wütend?

Meine Hand blieb auf seinem Arm liegen und wir standenuns gegenüber, näher als beabsichtigt. Ich konnte sogar seinen Geruchwahrnehmen, der mich fast benebelte.

„Du bist auch kein Unschuldslamm", meinte ich schließlich. „Zu mir war er bisjetzt immer nett und zu vorkommend. Irgendwann muss das Leben weiter gehen",versuchte ich ihm zu erklären.

„Wenn du das nicht mal bereust", hauchte er zu. Eher er sich wieder von mir wegdrehte und weiterlief.
Ich seufzte laut auf und machte mich dann auch wieder auf den Weg zurück zumUni-Gebäude.



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Frohe Weihnachten euch allen!!!<3 
Habt ein schönes Fest trotz der Umstände.
xx

DilanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt